Terex-Geschäftsführer Wöhler fristlos gekündigt

Zweibrücken. Bis vor wenigen Wochen war Michael Wöhler als Personalgeschäftsführer von Terex-Demag noch selbst damit beschäftigt, möglichst viele Mitarbeiter des Kranbauers zum Ausscheiden zu bewegen. Jetzt ist der 45-Jährige selbst weg - allerdings nicht freiwillig

 2011 war kein gutes Jahr für Michael Wöhler: Am 27. März scheiterte er bei der Landtagswahl als CDU-Wahlkreiskandidat überraschend deutlich (Bild) - und am Jahresende verlor er seine Arbeit, wie gestern nach Merkur-Recherchen bekannt wurde. Foto: Jörg Jacobi

2011 war kein gutes Jahr für Michael Wöhler: Am 27. März scheiterte er bei der Landtagswahl als CDU-Wahlkreiskandidat überraschend deutlich (Bild) - und am Jahresende verlor er seine Arbeit, wie gestern nach Merkur-Recherchen bekannt wurde. Foto: Jörg Jacobi

Zweibrücken. Bis vor wenigen Wochen war Michael Wöhler als Personalgeschäftsführer von Terex-Demag noch selbst damit beschäftigt, möglichst viele Mitarbeiter des Kranbauers zum Ausscheiden zu bewegen. Jetzt ist der 45-Jährige selbst weg - allerdings nicht freiwillig. "Mir wurde am Montag vor Heiligabend eine fristlose Kündigung zugestellt", bestätigte Wöhler gestern Merkur-Informationen. Zuvor war er bereits von der Arbeit freigestellt worden (wir berichteten).Wöhler war seit September 1992 bei dem Kranbauer (damals noch Mannesmann Demag) und seitdem vom Referenten für Aus- und Fortbildung zum Terex-"Vice President Human Resources (HR) Germany and Port Equipment" aufgestiegen, für den Hafen-Bereich war er auch für das Personal europäischer Standorte zuständig. Neben François Truffier war Wöhler zuletzt der einzige Geschäftsführer von Terex-Demag mit Allein-Prokura.

Wöhler erklärte gestern, er habe gegen die Kündigung Klage beim Arbeitsgericht Kaiserslautern eingereicht. In dem Schreiben habe Terex keinen Kündigungsgrund genannt: "Ich bin da auf Spekulationen angewiesen." Vor dem Hintergrund der Freistellung sei die Kündigung nicht völlig überraschend gekommen - die Freistellung aber schon. Für diese habe Terex zwar Gründe kommuniziert. Wöhler bat aber unter Verweis auf das laufende Verfahren um Verständnis, dass er sich hierzu nicht öffentlich äußern könne: "Ich weiß ja nicht, ob das für die Kündigung eine Rolle gespielt hat."

Die Zweibrücker Terex-Demag-Personalchefin Steffi Eberhardt sagte gestern: "Herr Wöhler hat Ende des Jahres das Unternehmen verlassen, das kann ich bestätigen." Zu den Gründen könne sie "keine Aussage machen, das ist noch zu frisch". Die Nachfolge Wöhlers sei noch nicht geklärt, dies brauche wohl auch noch einige Zeit.

Terex-Demag versucht aufgrund der andauernden Auftragsflaute seit dem Herbst, etwa 150 Beschäftigte mit Abfindungsangeboten zum freiwilligen Ausscheiden zu bewegen. Hierfür wurden - zum Ärger von IG Metall und Betriebsrat - Mitarbeiter gezielt angesprochen, statt einen offenen Aufruf zu starten. Der für Terex zuständige IG-Metall-Sekretär Ralf Cavelius sagte auf Anfrage, für "diese unsäglichen Mitarbeiter-Gespräche" sei nach seiner Einschätzung Wöhler verantwortlich gewesen. Er erwarte nicht, dass die Verhandlungen zur Beschäftigungssicherung mit Terex durch die Personalie beeinträchtigt werden: "Ich glaube und hoffe, dass das konstruktiv und vernünftig weitergeht."

Laut Eberhardt und Cavelius ist der Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag bei Terex bis Ende März verlängert worden. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis dahin ausgeschlossen, die durchschnittliche Wochenarbeitszeit wird von 35 auf 30 Stunden gesenkt. Danach werde wieder kurzgearbeitet.

Die Belegschaft in Zweibrücken sei noch nicht offiziell über das Ausscheiden von Wöhler informiert worden, teilte Betriebsratschef Eduard Glass am Nachmittag auf Anfrage mit. Spekulationen über ein Ausscheiden Wöhlers habe es aber schon gegeben, seitdem dieser nach der Betriebsversammlung am 5. Dezember auch bei einer Verhandlungsrunde für ein neues EDV-System am 12. Dezember überraschend fehlte. Betriebsräte müssten laut Gesetz bei Kündigungen von Geschäftsführern nicht angehört werden.

Wöhler ist seit 2010 auch Zweibrücker CDU-Chef. Wöhler: "Meine Funktion als CDU-Vorsitzender ist völlig unbeeinträchtigt (von dem Rauswurf bei Terex), solange ich in Zweibrücken bin. Sollte es Veränderungen geben, werde ich die Mitglieder informieren." Parteivize Rolf Franzen sagte: "Das Ausscheiden Wöhlers bei Terex hat für uns politisch keine Auswirkungen. Es steht aber zu befürchten - er ist ja ein guter Mann -, dass, wenn er jwd eine neue Stelle bekommt, sich die Vorsitz-Frage stellt." Dass Wöhler die Fühler auch überregional ausstreckt, ist seinem Xing-Internetprofil zu entnehmen: "Ich suche neue Herausforderungen in einer der nachfolgenden Zielpositionen: Gesamt-HR-Verantwortlicher für Unternehmen oder Konzern, Regional- HR-Verantwortlicher (Deutschland, Europa) für internationalen Konzern, Sparten-HR-Verantwortlicher für internationalen Konzern." "Ich bin

da auf Spekulationen angewiesen."

Wöhler über den Kündigungsgrund

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