Kurz vor traditionellem Ausbildungsbeginn Tausende Ausbildungsplätze sind in Rheinland-Pfalz noch unbesetzt

Mainz/Zweibrücken · Die Chancen auf eine Lehrstelle schienen selten so gut wie heute. Trotzdem finden viele Unternehmen nur mit Mühe Nachwuchs.

 Auch im hier abgebildeten Zweibrücker Werk von Tadano sind noch Ausbildungsplätze zu besetzen.  Foto:Tadano

Auch im hier abgebildeten Zweibrücker Werk von Tadano sind noch Ausbildungsplätze zu besetzen. Foto:Tadano

Foto: Tadano

Wenige Wochen vor dem traditionellen Ausbildungsstart sind im Land noch viele Lehrstellen offen. „Derzeit sind im Bundesland noch 13 800 Stellen zu besetzen“, teilte die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit unlängst mit. Das sind rund 2000 Stellen mehr als im Vorjahr. Besonders viele Ausbildungsjobs gibt es demnach als Verkäuferin oder Verkäufer beziehungsweise als Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel. Erst vergangene Woche hatte der größte Arbeitgeber in Zweibrücken, der Kranbauer Tadano, im Merkur beklagt, dass noch jeder zweite Ausbildungsplatz unbesetzt sei. Ähnlich sieht es im benachbarten Saarland aus.

Als einer der Gründe gelten immer noch die Pandemie-Folgen. Gerade in Corona-Zeiten fanden Berufsorientierungsmessen in Präsenz nicht statt, betont die Regionaldirektion. Ebenso boten Betriebe wenige Praktika an. Dies sei bei der Besetzung der Stellen nachteilig. „Praktika bieten sowohl für die Jugendlichen, als auch für die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Vorteile“, meint Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland. Junge Menschen hätten dadurch einen direkten Zugang zur Berufspraxis, sammelten erste Erfahrungen und könnten feststellen, ob der Beruf ihren Vorstellungen und Neigungen entspricht.

Nach dem zeitweisen Abklingen der Pandemie und trotz des Ukraine-Krieges bleibe der Ausbildungsmarkt in Rheinland-Pfalz aber stabil, betonen die vier Industrie- und Handelskammern (IHK) im Land. Bis zum 31. Mai 2022 seien 5955 neue Ausbildungsverträge eingetragen worden – fast so viele wie im Vorjahr. „Das zeigt auch: Der Karriereweg Ausbildung trotzt Krisen und geopolitischen Umwälzungen“, erklärt Holger Bentz, bildungspolitischer Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz.

Allerdings sei der Bedarf der Ausbildungsunternehmen noch lange nicht gedeckt. „Die Zahl der bis dato unbesetzten Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen“, betont Bentz. „Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Fachkräftemangel – vor Corona mannigfaltig diskutiert – ist immer noch da.“ Auch an der Überalterung vieler Belegschaften in mittelständischen Firmen habe sich wenig geändert.

Doch auch auf dem Studierendenmarkt habe Corona Spuren hinterlassen, sagt Bentz. „Dem Statistikamt zufolge gab es 2021 die niedrigste Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in Rheinland-Pfalz seit 14 Jahren. Die Ursachen dafür sind bekannt. Viele Abiturienten hat die Vorstellung abgeschreckt, ein Studium komplett vom Bildschirm aus zu beginnen, da Präsenzunterricht nicht vorgesehen war.“ Sogenannte Studienzweifler besäßen aber durchaus gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mit Partnern wie der Bundesagentur sowie Handelskammern und Schulen wollen die vier Kammern nun kreativ für Ausbildungen werben.

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