Dritter Tag im Bahn-Prozess Tatzeugin: „Ein Mann und ich halfen ihr aus dem Gleisbett“

Zweibrücken · Die Zweibrückerin wollte an diesem Tag froh gestimmt zu einem Fußballspiel ihres Lieblingsklubs 1. FC Kaiserserslautern fahren. Doch schon zu Beginn ihrer Reise wurde sie Zeugin eines dramatischen Geschehens am Gleis 1 des Zweibrücker Hauptbahnhofs, die ihre Stimmung unversehens trübte.  Zwei junge Frauen hatten sich an jenem 6. April eine handfeste Auseinandersetzung geliefert, bei der eine der beiden Kontrahentinnen die andere ins Gleisbett stieß, obwohl der einfahrende Regionalbahn schon in Sichtweite war.

 Der Tatort.

Der Tatort.

Foto: Rainer Ulm

„Ich habe noch nie so eine Brutalität erlebt“, hatte sie nach dem Fußballpiel bei der Polizei zu Protokoll gegeben.

Die 47-Jährige war eine von mehreren Zeugen – hauptsächlich mit dem Fall befasste Polizeibeamte –, die am Freitag, dem dritten Verhandlungstag vor der Großen Jugendkammer im Zweibrücker Landgericht gehört wurden. Dort steht seit Montag eine 19-jährige Zweibrückerin vor Gericht, der die Anklage gefährliche Körperverletzung und versuchten Totschlag bei verminderter Schuldfähigkeit vorwirft. Sie soll laut Tatzeugin eine andere junge Frau, eine gleichaltrige Saarbrückerin, geschlagen, getreten und an den Haaren gezogen und dabei unzählige Male „Ich bring’ Dich um!“ geschrien haben. Schließlich habe sie die Saarbrückerin zwei Mal ins Gleisbett gestoßen – das zweite Mal, als der Zug kurz vor dem Einfahren in den Bahnhof gewesen sei: „Er hat laut gehupt.“ Allerdings schilderte sie den Tathergang etwas anders, als es die geschädigte Saarbrückerin am zweiten Verhandlungstag getan hatte. Demzufolge habe die junge Frau nach dem ersten Stoß nicht wie behauptet komplett im Gleisbett gelegen, sondern noch zwischen innerer Schiene und Bahnsteigkante stehen und sich von dort aus wieder hochhangeln können. Erst nach erneuten Fußtritten und einem weiteren Stoß ihrer Angreiferin habe sie rücklings im Gleisbett über beide Schienen gelegen. „Ein Mann und ich halfen ihr dann aus dem Gleisbett.“ Nicht nur das: Die 47-Jährige will die Kontrahentinnen gemeinsam mit besagtem Helfer im Zug, in den die beiden streitenden Frauen in Zweibrücken eingestiegen waren, auseinander gehalten haben: „Wir haben das Opfer beschützt.“ Denn die Beschimpfungen sollen in der Bahn weitergegangen sein – bis die Polizei die beiden jungen Frauen nach einem Notruf, den die attackierte Saarbrückerin noch selbst absetzen konnte, an der Station St. Ingbert aus dem Waggon holte.

Die Hauptverhandlung wird am Montag, 9.30 Uhr, fortgesetzt.

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