Tatort Calypso: Seriendiebin geht Ermittlern in die Falle

Saarbrücken · War ein Spind im Calypso nicht abgeschlossen, dann griff eine Reinigungskraft zu. Wieder und wieder. Zwei Jahre dauerten Diebstahlsserie und Ermittlungen. Dann sorgte eine junge Kommissarin für eine Versuchung, der die Diebin nicht widerstehen konnte.

 Mit Polizistinnen unter den Gästen und präpariertem Geld beendete die Inspektion Alt-Saarbrücken die Diebstahlserie. Foto: Becker&Bredel

Mit Polizistinnen unter den Gästen und präpariertem Geld beendete die Inspektion Alt-Saarbrücken die Diebstahlserie. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Die Kriminaltechniker kommen, als die Frau im Büro ihres Chefs Dirk Burger steht. Die Experten haben eine Spezialsubstanz mitgebracht ins Calypso. Die Chemikalie, eine Lösung, färbt die Finger der Putzfrau schwarz.

Jetzt steht fest, dass die Mitarbeiterin besondere Geldscheine angefasst und in der Zigarettenschachtel versteckt hat: einen Fünfziger, zwei Zwanziger. 90 Euro, erst von der Polizei markiert, dann in einem Spind hinterlegt. Es ist Geld, das eine zweijährige Diebstahlserie im Calypso beenden sollte - und beendet hat. Noch im Büro kündigt Betriebsleiter Burger seiner Mitarbeiterin fristlos und erteilt ihr lebenslanges Hausverbot. Leicht fällt ihm das allerdings nicht. Er kennt die bis dahin unbescholtene Frau seit 14 Jahren, also seit den ersten Betriebstagen.

Aber: "Seither ist Ruhe", sagt Burger. Er hat eng mit der Polizeiinspektion (PI) Alt-Saarbrücken zusammengearbeitet. "Es ging ja schließlich um unser Image", sagt der Betriebsleiter wegen des Ausmaßes der Diebstahlsserie. Passend zum Einzugsbereich des Calypso mit seinen 400 000 Besuchern pro Jahr meldeten sich Woche für Woche bestohlene Gäste aus der gesamten Saar-Lor-Lux-Region und aus Rheinland-Pfalz. Bargeld, Höchstbetrag 700 Euro, kam ebenso weg wie Smartphones und Tablet-Computer.

110 Anzeigen landeten auf dem Schreibtisch und im Dienstcomputer von Polizeikommissarin Ginette Heckmann. Sie gehört zum Ermittlungs- und Servicedienst der PI Alt-Saarbrücken.

Gestohlen hat die damalige Putzfrau die Wertsachen aus Spinden. Sie standen zwar nicht offen, waren wegen eines Bedienfehlers der Gäste aber auch nicht richtig abgeschlossen. Dabei zeigten schon damals Symbole, wie die Spinde zu verschließen sind. Als sich die Diebstähle häuften, setzte das Bad zusätzliches Personal und Informationsvideos ein, um die Gäste aufzuklären. Gleichzeitig ermittelte vom Ludwigsplatz aus und natürlich im Calypso Ginette Heckmann. Sie studierte Dienstpläne und Tatzeiten. Als genug Hinweise zusammen waren, beschloss Heckmann, die Verdächtige aus der Deckung zu locken. Mit einer Falle, also den drei präparierten Scheinen in einem Geldbeutel und in einem nicht abgesperrten Schließfach. Zwei Kolleginnen Heckmanns hatten sich unter die Gäste gemischt, um den Spind im Auge zu behalten. Nach zwei Stunden war der Geldbeutel weg. Darüber informiert, holte Dirk Burger die Frau in sein Büro.

Seitdem die Falle zugeschnappt ist, geht für Kommissarin Heckmann die Arbeit bis heute weiter. 35 Taten gelten inzwischen als geklärt. Ein Motiv nannte die Frau noch nicht. Nur die Versuchung vor den nicht verschlossenen Spinden, der sie nicht widerstehen konnte, hat sie beim Verhör in Worte gefasst: "Es war einfach zu einfach."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort