Tag der offenen Tür im Abfallwirtschaftszentrum Rechenbachtal Weit mehr als nur „die Mülldeponie Mörsbach“

Zweibrücken · Beim Tag der offenen Tür bekamen über 600 Bürger außergewöhnliche Einblicke nicht nur in die Entwicklung der Zweibrücker Deponie, sondern auch in die benachbarten Konditionierungs- und Schlackenaufbereitungs-Anlagen.

 Hier ein Blick vom höchsten Deponiepunkt aus auf den im Ausbau befindlichen Deponieabschnitt 5.

Hier ein Blick vom höchsten Deponiepunkt aus auf den im Ausbau befindlichen Deponieabschnitt 5.

Foto: Norbert Schwarz

Das schwere, eiserne Eingangstor des Zweibrücker Abfallwirtschaftszentrums Rechenbachtal vor den Toren des Stadtteils Mörsbach, sonst rund um die Uhr streng bewacht, stand am Samstag sperrangelweit offen. Der Betreiber UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) sowie die auf dem Gelände angesiedelten Unternehmen Terrag und MDSU (Mitteldeutsche Schlacken Union) gewährten gleichfalls Blicke „hinter die Kulissen“. Es herrschte bis weit in den Nachmittag viel Betrieb auf dem Riesenareal, das durch die Mülldeponie dominiert wird. UBZ-Vorstandschef Werner Boßlet schätzt, das mehr als 600 Besucher kamen.

Und die bekamen selten, ja sogar sonst privaten Besuchern des Gelände nie gewährte  Einblicke. 61 Trittstufen bis zur höchstens Ebene des weithin sichtbaren, stählernen Turms der Terrag-Konditionierungsanlage mit den vier Silos etwa liefen die wissbegierigen Knirpse Elias und Stian aus Oberauerbach und Zweibrücken hoch. Bombastisch wirkte auf viele besucher auch die schallgeschützte Sortieranlage der MDSU gegenüber, die täglich 600 Tonnen Restprodukte aus Müllverbrennungsanlagen nach wiederverwertbaren Rohstoffen, feinsäuberlich und umweltfreundlich, wie Betriebsleiter Lars Enchelmaier ausdrücklich betonte. Und „last but not least“ der großartige Blick vom höchsten Deponiepunkt, 380 Meter über dem Meeresspiegel, zu dem die vielen Besucher mit Kleinbussen über serpentinenartig angelegte Schotterpisten kutschiert wurden – es waren die Höhepunkte an diesem wirklich beeindruckenden und informativen Informationstags.

Bei der Konditionierungsanlage der Firma Terrag, die ihren Sitz in Homburg hat, führte der promovierte Geschäftsführer Gerhard Scherer selbst in die „Betriebsgeheimnisse“ eine. Im Kofferraum eines Kombis hatte er überdimensionale Reagenzgläser stehen, die Asche, in ihrer Ursprungsbeschaffenheit zeigen, wenn sie angeliefert werden. Asche zum Beispiel, wenn Papiermüll verbrannt wird, oder wenn aus einer Gießerei Altsand für die Bearbeitung angeliefert wird. Asche aus einem Biomassekraftwerk und der Klärschlammverbrennung komplettieren die plastische Übersicht der Stäube, die hauptsächlich angeliefert und später unter den Silos verarbeitet werden. Auch aus Frankreich kommt Klärschlammasche, wobei die Stäube zu 90 Prozent aus Deutschland und die speziellen Silolaster aus einem Umkreis von 150 Kilometer Radius um Zweibrücken zur Konditionierungsanlage kommen. Um die 61 Stufen für die drei Stockwerke erklimmen zu können, bekommt jeder Besucher Haarnetz, gelbe Sicherheitsweste und blauen Schutzhelm. Die der Informierenden sind grün, wissbegierig werden die Infos aufgenommen und danach Fragen gestellt, weil Feinstaub halt inzwischen Alltagsthema ist. Staub und Wasser sind die beiden Verarbeitungskomponenten. Der am Ende des Bearbeitungsvorgangs mörtelähnliche Rest, der betonartig aushärtet, verbleibt auf der Rechenbachtaldeponie.

Sie könnte viel von den Anfängen erzählen, meint eine Mörsbacher Bürgerin – die Konditionierungsanlage war anfangs umstritten, acuch wegen einige mittlerweile behobener technischer Probleme (wir berichteten). So war denn auch auffällig, wie zahlreich Mörsbacher Bürger den Informationstag nutzten. 180 Kubikmeter werden täglich verarbeitet, das zur Verarbeitung benötigte Wasser wird einem Regenrückhaltebecken entnommen welches, direkt bei den Silos angelegt und noch gut gefüllt ist, wie die Inaugenscheinnahme vermuten lässt. Wie die Stäube in die Silos gelangen, wurde ebenso anschaulich für jeden erklärt wie deren Verarbeitung und Mischung. In der Waageebene werden die Stäube gemischt und gewogen und gelangen dann zur Vermengung. Die gründliche Säuberung ist höchstes Gebot, weil sonst die Vermischten Stäube die Anlage still legen würden. Nach vier bis fünf Tagen ist das „Endprodukt“ ausgehärtet.

Die Halle der Mitteldeutschen Schlacke Union gegenüber ist riesig und imposant zugleich. Alles sei schallgeschützt, versicherte Betriebsleiter Lars Enchelmaier und verriet, dass die Ehefrau daheim lauter sei, was prompt ein allgemeines Lächeln bei der Zuhörergruppe auslöst. Sauber ist der riesige Arbeitsplatz zudem und Betriebsleiter Enchelmaier verriet auch, dass beispielsweise die Holländer mit solcher Schlacke ihre Straßen bauen, anstelle von Schotter. Die Halle mit ihrem technischen Herzstück sei einmalig in Deutschland; sie hinterließ bei allen Besuchern Eindruck.

Der war dann auch spürbar, als es zur eigentlichen Deponie ging. Jörn Wernicke entstieg mit seinem vierjährigen Sohn einem riesigen Muldenkipper, auf 25 Meter Höhe wurden Besucher per Teleskopkran von Andrea Prothmann gefahren, die in der Alltagsarbeit für den UBZ Baumpflege erledigt.

 Viele Fragen neugieriger Besucher beantwortete die Firma Terrag in ihrer Konditionierungsanlage am Eingang des Zweibrücker Abfallwirtschaftszentrums.

Viele Fragen neugieriger Besucher beantwortete die Firma Terrag in ihrer Konditionierungsanlage am Eingang des Zweibrücker Abfallwirtschaftszentrums.

Foto: Norbert Schwarz
 Auch die Sortierhalle der neuen Schlackenaufbereitungsanlage der MDSU war zu besichtigen.

Auch die Sortierhalle der neuen Schlackenaufbereitungsanlage der MDSU war zu besichtigen.

Foto: Norbert Schwarz

Höhepunkt und für die meisten Besucher ein beeindruckender Abschluss waren auf dem höchsten Deponiepunkt, wo Marcus Jung viel Wissenswertes über die Deponie an die Besucher weitergab und über den Betrieb aus der Vergangenheit wie der Zukunft lückenlos Auskunft erteilte. Hausmüll kommt keiner mehr in Zweibrücken an. Sechs Millionenkubikmeter sind von der alten Deponie umgeschichtet und neu eingelagert, derzeit läuft die Ausbaustufe für weitere 2,7 Millionen Kubikmeter – und zum Schluss werden 1.3 Millionen folgen. Von der Deponie-Sohle mit der Sickerrinne bist hoch zum Deponie-Plateau, wo am Samstag frischer Wind wehte, sind es 110 Meter. 2050 soll alles verfüllt sein, dann wird die Eingrünng des 20 Hektar großen eigentlichen Deponiegeländes folgen. Die Sickerwasserbearbeitung, nicht weniger aufschlussreich, kam als passender Abschluss.

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