Täter sind meist Drogensüchtige

Zweibrücken · Die Zahl der Pkw-Aufbrüche in Zweibrücken hat sich 2013 fast verdoppelt. Auch in den letzten Wochen gab es zahlreiche Aufbrüche. Gerd Fallböhmer, Präventionsbeauftragter der Polizei, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: Alleine in der Rosenstadt gibt es rund 300 schwer Drogenabhängige, von denen viele mit diesen Straftaten ihre Sucht finanzieren. Er gibt Tipps, wie man sich so gut wie möglich vor den Langfingern schützen kann.

Wer glaubt, es sei eine große Sache, ein Auto zu knacken, ist schief gewickelt. "Das geht innerhalb von Sekunden. Wer Erfahrung darin hat, kann eine Autoscheibe ganz leicht öffnen. Das macht auch nicht viel Lärm, wie viele meinen", sagt Gerd Fallböhmer. Der Polizeihauptkommissar, Präventionsbeauftragter für unsere Region, hat in seinem Berufsleben schon mit jeder Menge solcher Straftaten zu tun gehabt. Oft würden die Langfinger die Scheibe gar nicht mehr einschlagen, sondern anders "öffnen" - wie, will Fallböhmer aus Sicherheitsgründen nicht sagen.

Die Zahl der Pkw-Aufbrüche ist in Zweibrücken dramatisch gestiegen. Von 2012 auf 2013 verdoppelte sich die Zahl dieser Straftaten fast: von 63 (2012) auf 115 (2013; wir berichteten). Dieses Jahr könnte ein neuer, trauriger "Rekord" aufgestellt werden. In den letzten Wochen musste die Polizei immer wieder von neuen Aufbrüchen in Zweibrücken berichten, zuletzt veröffentlichte der Merkur die dringende Warnung der Beamten, keine Wertgegenstände offen im Auto liegen zu lassen.

Wer sind die Täter - und wie kann man sich möglichst gut schützen, wollten wir von Fallböhmer wissen. Bezüglich der Täter verkündet Fallböhmer eine überraschende Erkenntnis: "Wir gehen davon aus, dass es alleine in Zweibrücken rund 300 schwer Drogenabhängige gibt. Ein großer Teil der Pkw-Aufbrüche wird von ihnen verübt, die Täter finanzieren damit ihre Sucht", erklärt der Präventionsbeauftragte. Ein Abhängiger brauche tausende Euro im Monat, um sich, etwa mit Heroin, einzudecken. "Einen Teil davon finanzieren sie durch die Sozialhilfe, die sie kassieren, einen Teil etwa durch den Straßenstrich - und einen Teil durch Fahrzeug-Aufbrüche", so Fallböhmer. Zwar gibt es auch in Zweibrücken Stellen, die Substitutionsmittel, also Ersatzstoffe ausgeben, aber diese Mittel nähmen die Süchtigen oft zusätzlich ein: Sie alleine reichten den Abhängigen meist nicht, da sie nicht denselben "Kick" verursachen.

Und wie kann man sich schützen? Der Präventionsbeauftragte gesteht ein, dass dies nur bedingt geht. Aus einem Auto kann man halt keinen Tresor machen. Aber es gebe grundlegende Verhaltensregeln, die zwar simpel klängen, aber dennoch immer wieder außer Acht gelassen würden: "Lassen Sie keine Wertgegenstände herumliegen. Schließen Sie die Fenster richtig, ziehen Sie den Zündschlüssel, sperren Sie die Tür ab. Öffnen Sie das Handschuhfach. Damit zeigen Sie: Ich bin sensibilisiert, in diesem Wagen findet sich kein Diebesgut." Es gebe bei der Polizeidirektion in Pirmasens, bei der Fallböhmer arbeitet (und die für die Polizeiinspektion in Zweibrücken zuständig ist) einen Aufkleber mit der Aufschrift: "Hier keine Wertgegenstände im Auto" - damit könne man zeigen, dass sich ein Aufbruch nicht lohne. Auch wenn sich die Straftat damit nicht zu 100 Prozent verhindern lasse: "Damit machen Sie es dem Täter immerhin so schwer wie möglich", erklärt der Sicherheitsexperte. Während bei Pkw-Aufbrüchen in Zweibrücken nach Erkenntnissen der Polizei zumeist Drogensüchtige zuschlagen, um schnell Beute zu machen, sieht es bei den Wohnungsaufbrüchen anders aus. Das erklärt Gerd Fallböhmer, Präventionsbeauftragter der Polizei. "In eine Wohnung einzubrechen ist eine ganz andere Nummer, als einen Pkw zu knacken." Die Täter, die in Wohnungen einstiegen, seien oft Mitglied einer Bande und regelrecht geschult. Dass der Winter die beliebteste Zeit für die Täter sei, weil es früh dunkel werde, sei überholt. "Die Sommerzeit bietet den Kriminellen auch viele Möglichkeiten: Man hat die Fenster oder gar die Terrassentür aufstehen - ideale Bedingungen für die Einbrecher." Die kämen auch tagsüber, ob jemand zuhause ist oder nicht. Von daher lautet Fallböhmers erster Tipp: Eben nicht sorglos alles offen stehen lassen. Äußerst wichtig sei die Stabilität der Eingangstür: "Sie müssen richtig Geld investieren in eine vernünftige Eingangstür. Diese dünnen Türchen, die manche haben, öffnen Profis mit einer Scheckkarte."

Auch ein Türspion sei anzuraten - und zwar einer, der nicht nur den Blick nach vorne, sondern auch nach unten erlaubt. Auch ein Sperrbügel sei sinnvoll. Natürlich habe nicht nur der einen Schaden, bei dem eingebrochen wurde: "Schon der Versuch, in eine Wohnung einzudringen, kann hohen Sachschaden verursachen", weiß der Beamte. Vom psychologischen Schaden ganz zu schweigen: "Viele sind nach einem Einbruch geschockt, brauchen psychologische Hilfe." Er kenne Fälle, da hätten Betroffene ihr Haus verkauft - sie hätten es nicht mehr ertragen, dort zu wohnen, nachdem ein Fremder eingedrungen sei.

Die Polizeidirektion Pirmasens berät Bürger kostenlos zum Thema "Sichere Wohnung". Wer einen Termin wünscht, sollte sich etwa vier Wochen vorher bei Gerd Fallböhmer melden, Telefon (0 63 31) 520-213.

Ferner gibt es bei der Polizei kostenlos die Broschüre "Ungebetene Gäste", die wichtige Tipps zu dem Thema bietet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort