350 Beschäftigte von Kranbau-Werk waren evakuiert Koffer-Alarm in Zweibrücken – sechsstelliger Schaden für Tadano

Zweibrücken · 350 Mitarbeiter sind aus Sorge vor einem Sprengstoff-Anschlag beim Kranbau-Unternehmen Tadano evakuiert worden. Die Polizei sperrte die Straße knapp vier Stunden lang bis zur Entwarnung.

 Die Polizei sucht den Eigentümer und/oder Absteller dieses Koffers, hier die Seitenansicht.

Die Polizei sucht den Eigentümer und/oder Absteller dieses Koffers, hier die Seitenansicht.

Foto: Polizeiinspektion Zweibrücken

  Ein herrenloser Koffer hat am Freitagmorgen für Aufregung in Zweibrücken gesorgt. Gegen 7.30 Uhr alarmierte das Kranbau-Unternehmen Tadano die Polizei, weil kurz zuvor einem Werkschutz-Mitarbeiter ein herrenloser Koffer am Haupteingang in der Nähe des Pförtnerhäuschens des Werks Dinglerstraße vor einer Gaszufuhrleitung aufgefallen war.

 Um 11.13 Uhr wurde der – wie sich herausstellte leere – herrenloser Koffer vor Tadano in der Dinglerstraße (links das Werk, rechts das Verwaltungsgebäude) abtransportiert.

Um 11.13 Uhr wurde der – wie sich herausstellte leere – herrenloser Koffer vor Tadano in der Dinglerstraße (links das Werk, rechts das Verwaltungsgebäude) abtransportiert.

Foto: Sebastian Dingler

Das Gas wurde deshalb durch die Stadtwerke abgeschaltet –  und das Tadano-Werk evakuiert. Davon betroffen waren die rund 350 Beschäftigten der Frühschicht, wie Tadano-Personalchef Frank Schättle auf Anfrage unserer Zeitung sagte.

 Das Koffer-Markenzeichen „HARDWARE“.

Das Koffer-Markenzeichen „HARDWARE“.

Foto: Polizeiinspektion Zweibrücken

Außerdem sperrte die Zweibrücker Polizei mit Unterstützung des UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) sicherheitshalber die Dinglerstraße und die Homburger Straße zwischen den Einmündungen Gottlieb-Daimler-Straße und Bismarckstraße für den Verkehr. Damit war eine der Hauptdurchfahrtstraßen Zweibrückens gesperrt, was insbesondere in Richtung Daimler-Kreisel (Kino-Kreisel) laut Polizei zu „spürbaren Verkehrsbeeinträchtigungen“ führte. Die Stadtbusse konnten drei Haltestellen nicht mehr anfahren, zwei Linien mussten deshalb über den Hauptbahnhof umgeleitet werden.

Wohnhäuser mussten laut Polizei nicht evakuiert werden, weil sie weit genug vom Koffer-Fundort entfernt sind.

Die Polizei rief die „Delaborierer“ (Sprengstoff-Experten) des LKA (Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz), um zu prüfen, ob der Inhalt des Koffers gefährlich ist. Nachdem der Koffer von den Spezialisten geröngt worden war, konnte Entwarnung gegeben werden: Er war komplett leer. Der Fotograf unserer Zeitung beobachtete um 11.13 Uhr den Abtransport. Die Straßensperrung wurde laut Polizei um 11.20 Uhr aufgehoben.

 Die Polizei bittet um Zeugenhinweise zu dem abgestellten Koffer.

Die Polizei bittet um Zeugenhinweise zu dem abgestellten Koffer.

Foto: Polizeiinspektion Zweibrücken

Tadano hat den durch die Evakuierung entstandenen Schaden (Produktionsausfall und Entgeltzahlung für nicht geleistete Arbeit) noch nicht berechnet. Personalchef Schättle ist aber sicher, dass der Schaden „im sechsstelligen Bereich“ liegt. Man werde Anzeige erstatten, allein schon weil dies Voraussetzung für eine Versicherungsleistung sei, wenn niemand ermittelt werde, der für den Schaden haftbar gemacht werden könne, was wohl ohnehin nur möglich sein dürfte, wenn der Koffer absichtlich abgestellt wurde.

Polizeiinspektionsleiter Matthias Mahl sagte am frühen Nachmittag auf Anfrage unserer Zeitung es gebe noch keinerlei Erkenntnisse, von wem und ob der Koffer versehentlich oder absichtlich dort abgestellt wurde. Falls Letzteres der Fall wäre, werde sicher auch die Polizei Regress-Möglichkeiten für die Einsatzkosten prüfen.

Tadano-Personalchef Schättle sprach ein „großes Lob“ an die Belegschaft aus: Die Evakuierung sei „sehr diszipliniert“ verlaufen, innerhalb von nur 15 Minuten seien sowohl das Werk als auch die Verwaltung auf der gegenüberliegenden Straßenseite „komplett geräumt“ gewesen. Die meisten Beschäftigten hätten nicht mal Zeit gehabt, ihre Jacken mitzunehmen. Ein „großes Dankeschön“ richtete Schättle auch an das Zweibrücker DRK, dessen Helfer die in der Kälte Frierenden mit Decken und Heißgetränken versorgten. Später konnte ein Teil der Belegschaft sich im hinteren Verwaltungsgebäude und der Lehrwerkstatt aufhalten. Erst die Mittagsschicht konnte dann die Arbeit wieder antreten.

Auch Oberbürgermeister Marold Wosnitza als oberster Zweibrücker Katastrophenschützer war vor Ort, zudem weitere Vertreter von Stadt, UBZ und Stadtwerken. Die Polizei äußert sich zwar aus einsatztaktischen Gründen generell nicht zu Personalzahlen – bestätigte aber den Eindruck unserer Zeitung, dass insgesamt von Polizei und anderen Kräften Dutzende Männer und Frauen wegen des herrenlosen Koffers im Einsatz waren.

Zeugen, die sachdienliche Angaben zu der Herkunft des schwarzen Reisekoffers der Marke „HARDWARE“ machen können, der den Einsatz ausgelöst hatte, werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Zweibrücken zu melden, Telefon (0 63 32) 97 60 oder E-Mail pizweibruecken@polizei.rlp.de.

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