392 Beschäftigte in Zweibrücken (Tadano Demag) und 114 in Lauf (Tadano Faun) entlassen Demag trennt sich von jedem vierten Mitarbeiter

Zweibrücken · Das Personal wird quer durch alle Bereiche abgebaut. Die Betroffenen wurden am Mittwoch informiert. Sie müssen sich innerhalb weniger Tage entscheiden, ob sie in eine Transfergesellschaft wechseln – oder gekündigt werden.

 Tadano Demag bleibt auch nach dem Kahlschlag mit dann 1166 Beschäftigten vor John Deere (rund 1000 Stellen) der größte einzelne Arbeitgeber in Zweibrücken. (Die meisten der rund 1250 Outlet-Beschäftigten sind in den einzelnen Geschäften dort angestellt.)

Tadano Demag bleibt auch nach dem Kahlschlag mit dann 1166 Beschäftigten vor John Deere (rund 1000 Stellen) der größte einzelne Arbeitgeber in Zweibrücken. (Die meisten der rund 1250 Outlet-Beschäftigten sind in den einzelnen Geschäften dort angestellt.)

Foto: Sebastian Dingler

Der größte Arbeitgeber Zweibrückens, der Kranbauer Tadano Demag, baut auf einen Schlag 392 seiner zuletzt 1558 Beschäftigten ab. Die Betroffenen wurden am Mittwochmorgen und -vormittag von ihren Vorgesetzten informiert, teilt Tadano-Sprecherin Anne Steeb auf Merkur-Anfrage mit. Bei Tadano Faun im fränkischen Lauf an der Pegnitz würden 114 von 729 Stellen gestrichen.

Damit beträgt der Personalabbau in Zweibrücken 25 Prozent, in Lauf 16 Prozent.

Den Betroffenen wurde gemäß dem mit dem Betriebsrat vereinbarten Sozialplan ein Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten. Sie haben hierzu Informationsmaterial erhalten. Innerhalb von nur anderthalb Wochen müssen sich die Betroffenen entscheiden, ob sie das Angebot annehmen – sonst erhalten sie zum 31. Januar die Kündigung. Wobei die Kündigungsfrist bedingt durch das Insolvenzrecht je nach Betriebszugehörigkeitsdauer auf maximal drei Monate gedeckelt ist, erläutert Steeb.

Seit Anfang Januar läuft bei Tadano Demag und Tadano Faun ein gemeinsames Insolvenzverfahren in Eigenregie – mit dem klaren Ziel, die Unternehmen zukunftsfest aufzustellen (wir berichteten).

Steeb erklärt, entgegen anderslautender Gerüchte erfolge der Stellenabbau „quer durch alle Bereiche, auch die Verwaltung in Zweibrücken ist also betroffen“. Natürlich würden auch bei der Verwaltung Synergien genutzt – da (wie bereits bekannt) aber alle drei Werke in Faun und Zweibrücken (Dinglerstraße und Wallerscheid) erhalten bleiben, würden aber sicher auch künftig an beiden Orten Verwaltungskräfte bleiben.

Wenn man nur die aktuelle Auftragslage betrachte, hätten sogar noch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, so Steeb. „Die Reduktion der Mitarbeiter ist nicht nur angepasst an die aktuelle Situation und Auftragslage, sondern vorausschauend.“ Man hoffe auf eine Verbesserung der Auftragslage im Laufe des Jahres: „Wir möchten, wenn die Aufträge wieder reinkommen, in der Lage sein, sie umzusetzen.“

Die Gespräche mit den von dem Kahlschlag betroffenen Mitarbeitern wurden in Einzelgesprächen und kleinen Gruppen geführt, berichtet Steeb: „Zum einen wollten wir die Betroffenen persönlich informieren, zum anderen waren die Coronaschutz-Auflagen zu beachten“. Sie habe noch keine Rückmeldungen aus den Gesprächen, wie die schlechten Nachrichten aufgenommen wurden und ob es bereits Signale gab, in die Transfergesellschaft zu wechseln oder nicht. Abfindungen gebe es zwar für beide Gruppen – allerdings sind auch diese durch das Insolvenzrecht gedeckelt auf maximal 2,5 Brutto-Monatsgehälter. „Das hängt aber auch davon ab, ob genug Insolvenzmasse vorhanden ist.“

Dem gemeinsamen Insolvenzgericht, dem Amtsgericht Zweibrücken, haben Tadano Demag und Tadano Faun bereits ihren Sanierungsplan vorgelegt. Dieser sieht eine starke Umstrukturierung des Unternehmens mit deutlich mehr Synergieeffekten als bisher vor. Was konkret vorgesehen ist, würde man zwar gerne schon sagen, so Steeb, „denn wir haben ja einen Plan und wollen nicht ,einfach nur Mitarbeiter rauswerfen’ „ Aber weil der Sanierungsplan von der Bestätigung durch die Gläubigerversammlung am 18. Februar abhänge, könne man bis dahin leider keine Einzelmaßnahmen veröffentlichen. Steeb kommentierte deshalb auch nicht die Gerüchte, dass Lauf sich künftig auf Vormontage und Zweibrücken (wo bislang die größeren Krane produziert werden) auf Endmontage konzentrieren könnte.

Steeb betonte, auch Geschäftsführer Jens Ennen und Personalchef Frank Schättle sei „sehr bewusst“, dass für die Betroffenen der Verlust ihrer Tadano-Arbeitsplätze in der Corona-Zeit noch schwieriger sei als sonst: „Wir haben das nicht gerne gemacht.“

Die wirtschaftliche Lage habe dem Unternehmen aber leider keine andere Wahl gelassen. Warum werden so viele Arbeitsplätze auf einen Schlag gestrichen? Bekanntlich liefen die Geschäfte in Zweibrücken und Lauf „schon länger nicht ganz profitabel“, antwortet Steeb. Hinzugekommen seien dann massive Einbrüche durch die Corona-Krise. Aber zuvor schon habe das Krangeschäft stark durch die niedrigen Ölpreise gelitten, dies habe vor allem den Tadano-Geschäften im Mittleren Osten, den USA und Kanada geschadet. Hinzugekommen sei die Flaute beim Windkraft-Ausbau (wir berichteten). Und die Baubranche stehe zwar an sich nicht schlecht da – aber auch hier gebe es wegen der ungewissen weiteren Corona-Folgen Kaufzurückhaltung.

Dass der prozentuale Stellenabbau in Zweibrücken größer ist als an Lauf, liege aber nicht nur daran, dass die Probleme im Großkran-Geschäft wie geschildert noch etwas größer sind: „In Lauf wurden in den vergangenen ein bis zwei Jahren schon viele Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut.“

Transfergesellschaften dienen dem Ziel, entlassene Beschäftigte für andere Stellen zu qualifizieren. In der neunmonatigen Zeit übernimmt die Agentur für Arbeit 60 Prozent ihres bisherigen Lohns, laut dem Sozialplan stockt Tadano auf 80 Prozent auf.

Mit dem Rauswurf von 392 Mitarbeitern in Zweibrücken haben sich die Merkur-Informationen bestätigt, dass rund 400 Entlassungen geplant seien (wir berichteten). Kurzzeitig war am Dienstag falsche Hoffnung aufgekeimt, nachdem www.infranken.de berichtet hatte, in Zweibrücken und Faun werde insgesamt „über 100“ Mitarbeitern gekündigt.

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