Susanne und Rainer Lilischkis Die zarte Sphärenmusik des Nordlichts
Zweibrücken/Pirmasens · Ein halbes Jahr lang arbeitete das Zweibrücker Künstler-Ehepaar Susanne und Rainer Lilischkis an seinem neuesten Projekt. Am Samstag präsentieren sie das szenische Hörspiel „Sonic Landscapes“ im Forum Alte Post in Pirmasens.
Kann man Polarlicht hören? Eine Frage, welche das Zweibrücker Ehepaar Rainer und Susanne Lilischkis sofort faszinierte. Der ehemalige Leiter der deutschen Arktis-Forschungsstation in Spitzbergen, der jetzt als Ingenieur für Mikro- und Nanotechnik an Zweibrücker Hochschule wirkt, und die vielseitig interessierte Fotografin und Autorin sind beide begeistert vom Norden.
Freunde in Norwegen brachten das künstlerisch veranlagte Paar auf die Idee: Das probieren wir aus und entwickeln daraus ein Projekt mit Interviews, Bildaufnahmen und Klängen. Am Polarkreis untersuchten sie Erzählungen von Menschen, die ein Nordlicht nicht nur gesehen, sondern auch gehört haben wollen. Sie führten Interviews mit Bewohnern des kleinen Ortes Kjerringoy und recherchierten über die Erklärungsversuche der Wissenschaft für das Phänomen Polarlicht.
Das daraus entstandene Live-Hörspiel „Sonic Landscapes“ wird am Samstag, 20. November, um 19 Uhr im Forum Alte Post in Pirmasens aufgeführt. Ähnlich, wie bei ihrem Projekt „Wilde Weiber“ entstand ein Hörspiel mit Interviews und Musik. „Wir selbst konnten leider nichts hören“, sagt Susanne Lilischkis über den zweiwöchigen Norwegen-Aufenthalt mit zwei Tagen Nordlicht im Februar 2020.
Für die Norweger selbst sei das mystische Himmelsphänomen so normal, dass sich viele der Interviewpartner – Rainer Lilischkis spricht perfekt Norwegisch und seine Frau versteht es recht gut – über die Frage gewundert hätten. Einer von ihnen vermeinte allerdings tatsächlich, das Licht auch zu hören. Ein Eigenbrödler, der nachts unter dem Nordlicht über die Halbinsel auf Höhe der Lofoten fährt.
Licht und Klang sind beides Schwingungen. Während Töne aus Schallwellen bestehen, wird Polarlicht aus elektromagnetischen Wellen gebildet, doch der Mensch verfügt (eigentlich) über keinen Elektrosinn. „Wenn jemand entsprechend sensibel ist, kann es schon sein, dass er das Licht ‚hört‘“, will Susanne Lilischkis nichts ausschließen. Es gebe darüber zahlreiche Berichte, historische bis neuzeitliche. Ein Phänomen also, das die Menschheit bereits seit langer Zeit beschäftigt.
Mit speziellen Aufnahmegeräten gelang es den beiden Sound-Künstlern tatsächlich, die Vibrationen des Nordlichtes einzufangen. Rainer Lilischkis als Amateurfunker verwandelte die Licht-„Klänge“ in Töne. Mit großen Mikrofonen nahm das Ehepaar Naturgeräusche auf und gestaltete daraus eine Klanginstallation. „Die ganze Erde klingt. Wir können sie nicht hören, aber im elektromagnetischen Spektrum gibt es ganz viele Töne.“ Die faszinierendste Erkenntnis von Susanne Lilischkis: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Polarlicht so schöne Töne von sich gibt – das ist wirklich ganz zarte Sphärenmusik“. Manch einer kann es tatsächlich selbst hören und man kann es hörbar machen. Im Mittelpunkt des Hörspiels steht der Wissenschaftler „Helmström“ nach einer historischen Figur, der im 19. Jahrhundert Polarlicht selbst erzeugen wollte mittels einer selbst gebauter Maschine.
Das Hörspiel „Sonic Landscapes“ verfolgt die Versuche der Wissenschaft über die Jahrhunderte hinweg, die merkwürdigen Erscheinungen des Polarlichts zu erforschen. Nach der Vorführung in Pirmasens hofft das Zweibrücker Künstlerpaar auf einen Auftritt 2022 in Zweibrücken. Susanne Lilischkis kündigt an: „Wir sind im Gespräch.“
Einlass zu Sonic Landscapes ins Forum Alte Post ist am 20. November ab 19 Uhr. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt zwölf Euro, ermäßigt sechs Euro. Einlass ist nach der aktuell geänderten Corona-Verordnung nur noch nach vorheriger Anmeldung per Mail an altepost@pirmasens.de oder per Tel.(0 63 31) 2 39 27 16 möglich. Außerdem gilt die 2G+ Regel, das heißt: Gäste müssen geimpft oder genesen sein. Zudem braucht man einen tagesaktuellen Schnelltest. In Zweibrücken gibt es den kostenlos beim DRK in der Kasernenstraße 6 oder beim ASB in der Friedrich-Ebert-Straße 40.