Superfans und schwarze Brause

Klar drücke ich unseren Jungs heute gegen Portugal die Daumen. Gewinnen müssen sie.

 Sabrina Gab als Fan. Foto: Gab

Sabrina Gab als Fan. Foto: Gab

Foto: Gab

Gewinnen und möglichst weit kommen bei dieser Weltmeisterschaft. Dann steigen auch meine Chancen. Denn Coca Cola sucht Gringos, bevorzugt blond, für einen Werbespot während der WM. So stand es in der Anzeige. Gesucht werden vor allem Typ Deutsch oder Niederländisch. Wobei es auch vorkommen könnte, dass man als Deutscher einen Niederländer oder als Niederländer einen Schweizer verkörpern darf, je nachdem, was die eigene stereotype Ausstrahlung hergibt. Gringo, weiblich Gringa, so werden Ausländer vor allem heller Hautfarbe hier genannt, sind wir schließlich alle. Die Bezahlung ist nicht schlecht und hängt eben davon ab, wie weit die Mannschaft für die man den Fan spielen darf, in der WM kommt. Denn, nach jedem gewonnenen Spiel wird ein weiterer Spot gedreht. Ich bewerbe mich und werde zum Casting eingeladen.

Das findet in einem nahe gelegenen Wohnblock statt. Als ich die Tür zu Zimmer 201 aufmache, blicken mir mindestens 20 hübsche dunkelbraune Augenpaare entgegen. Habe ich irgendetwas falsch verstanden? Ist heute nicht das Gringo-Casting? Zeit zu zögern bleibt mir nicht. Mir wird ein Anmeldeformular in die Hand gedrückt, das meine ganze Aufmerksamkeit fordert. Ich bin schon froh, dass ich meine Schuhgröße weiß und schreibe hinter den Taillenumfang ein Fragezeichen. Langsam trudeln mehr Blondies ein. Ich bekomme ein Schild in die Hand gedrückt auf dem steht "Sabrina Gab, 35, Alemanha”. Mit sieben anderen betrete ich ein kleines Aufnahmestudio. Jeweils zwei von uns werden zusammen aufgenommen. Ich stelle mich zusammen mit einem Brasilianer vor einen kleinen Tisch, auf dem eine Cola-Dose steht. Vor uns an der Wand hängt ein Pappschild, auf dem "TV" steht. Unsere Aufgabe ist es, so zu tun, als würden wir ein Spiel Deutschland gegen Brasilien schauen. Wir sollen jubeln als gebe es kein Morgen mehr und wenn der Aufnahmeleiter die wohlgemerkt brasilianische Fahne schwingt, abwechselnd so tun, als würden wir aus der geschlossenen Cola-Dose trinken. Ich beschwere mich noch kurz über das fehlende deutsche Fanmaterial, da geht es auch schon los. Gar nicht so einfach, sich vor einem Pappschild in Rage zu bringen. Die Anwesenheit des Brasilianers neben mir hilft etwas. Nach wenigen Minuten ist die Show vorbei.

Wir kriegen einen Anruf, falls wir für den Werbespot ausgewählt werden. Auch deshalb, bitte liebes Deutsches Team, zeigt es den Portugiesen heute. Ich werde euch ewig dankbar sein.

Sabrina Gab, 35, geboren und aufgewachsen in Zweibrücken, reiste ein Jahr um die Welt, bevor sie Rio de Janeiro als neues Zuhause wählte. Dort lebt und arbeitet die ausgebildete Journalistin und Yogalehrerin seit zwei Jahren mit ihrem Partner und dem gemeinsamen Sohn Noah.

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