„Stunde der Wintervögel“ des Naturschutzbunds (Nabu) Waldvögel zieht es in die Gärten
Zweibrücken · In Hunderten Gärten der Region haben Vogelliebhaber bei der „Stunde der Wintervögel“ mitgemacht. Sie sichteten überraschend viele Waldvögel. Wer Meisen mag, kann sich nach harten Jahren über gute Nachrichten freuen.
(red) Ein Vögelchen kommt herbeigeschossen, hüpft so schnell von Ast zu Ast, dass man mit dem Fernglas kaum hinterherkommt, schaut sich skeptisch um, zack ist es am Futterhäuschen, schnappt sich einen Sonnenblumenkern und beginnt, die Beute mit Schnabelschlägen zu bearbeiten. Blaues Köpfchen, gelber Bauch, Blick in die App, klare Sache: Das ist eine Blaumeise.
Auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland haben sich viele Menschen an der „Stunde der Wintervögel“ des Naturschutzbunds (Nabu) beteiligt. In Rheinland-Pfalz wurde in 6608 Gärten gezählt – davon 50 in Zweibrücken und und 191 im Landkreis Südwestpfalz. Im Saarland wurden in 1470 Gärten Vögel beobachtet – davon 238 im Saarpfalz-Kreis.
Folgende Ergebnisse kamen dabei heraus: Es wurden im Schnitt 36 Vögel und neun verschiedene Arten pro Garten gemeldet. Das sind zwar mehr als 2021, aber deutlich weniger als in den elf Jahren zuvor. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Denn den putzigen Blau- und Kohlmeisen scheint es nach schwierigen Jahren wieder besser zu gehen.
Angeführt wird die rheinland-pfälzische Rangliste vom Haussperling mit mehr als 44 000 Meldungen (minus zehn Prozent). Danach folgen Kohlmeise (mehr als 30 000) und Blaumeise (mehr als 25 000), die sich beide deutlich erholt haben, mit einer Zunahme von 34 und 46 Prozent. „Vermutlich konnten Verluste durch das in den Frühjahren 2020 und 2021 aufgetretene Blaumeisensterben, das durch das Bakterium Suttonella ornithocola verursacht wurde, teilweise durch vermehrte Bruten ausgeglichen werden“, erklärte der Nabu. Auf dem vierten Platz landete die Amsel mit mehr als 20 000 Sichtungen, einer Zunahme um elf Prozent. Es folgen Star, der in Zweibrücken mit 216 Sichtungen sogar die Rangliste anführt, Feldsperling, Elster, Buchfink, Rotkehlchen, Rabenkrähe, Grünfink, Eichelhäher.
Apropos Eichelhäher. Diesen hübschen Rabenvogel zieht es in diesem Winter vermehrt in Gärten und Parks: Die Zählaktion gab für den ausgesprochenen Waldbewohner eine Zunahme der Sichtungen um bundesweit 74 Prozent, in Rheinland-Pfalz sogar um 110 Prozent, also mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr.
„Auffällig bei der diesjährigen Zählaktion war, dass vor allem typische Waldarten wie Eichelhäher, Buntspecht und Kernbeißer häufiger beobachtet wurden“, erklärte der Nabu. „Vermutlich sind sie wegen des Wetterumschwungs und vielleicht auch aufgrund einer geringeren Menge an Baumsamen besonders häufig in die Gärten und an die Futterstellen gekommen.“
„Als reiner Waldvogel streift der Eichelhäher weit umher“, sagt der rheinland-pfälzische Koordinator für das Vogelmonitoring, Christian Dietzen. Wenn es nicht so viele Eicheln und Bucheckern im Wald gebe, schaue er sich auch in Gärten und Parks nach Nahrung um. In der Brutzeit im April werde sich der Eichelhäher wieder in den Wald zurückziehen. So gebe es anders als bei der Ringeltaube keine Hinweise, dass die Vögel vermehrt in Ortschaften brüten würden.
Mit mehr als 5100 Sichtungen lag der Eichelhäher mit seinem markanten, blaugrün schillernden Flügeln bei der „Stunde der Wintervögel“ in Rheinland-Pfalz auf dem zwölften Platz.
An der Aktion haben sich mehr als 9000 Menschen in Rheinland-Pfalz beteiligt. Im Saarland waren es mehr als 2000.
Naturfreundinnen und -freunde können sich schon auf die nächste Vogelzählung freuen: Sie findet vom 13. bis 15. Mai mit der „Stunde der Gartenvögel“ statt. Infos zur Aktion unter
www.stundederwintervoegel.de
Tipp: Wer mehr über heimische Vögel lernen will, sollte sich die kostenlose Nabu-App „Vogelwelt“ herunterladen. Optisch ansprechend und extrem übersichtlich stellt diese App 308 Arten in ihren typischen Federkleidern vor. Zu jeder Art gibt es mehrere Fotos, dazu viele Infos über die Merkmale der Vögel, über Verhalten, Zugverhalten, Nahrung, Nester, Stimme und vieles mehr.