Landgestüt Zweibrücken Streit um Erhalt der Grünachse beigelegt

Zweibrücken · Neue Kita verbaut Blick auf die Festhalle nicht. Wohnprojekt zumindest vorerst gescheitert. FDP: Erfolg auch der Bürgerproteste.

 Statt wie vom Bauamt als skizzierte Option erwogen ums Eck bis vor den Wintergarten der Festhalle (ganz rechts im Bild) soll die neue Kita nun platzschonend komplett parallel zur Gabelsberger Straße gebaut werden. Und von Wohnhäusern redet die Stadt gar nicht mehr.

Statt wie vom Bauamt als skizzierte Option erwogen ums Eck bis vor den Wintergarten der Festhalle (ganz rechts im Bild) soll die neue Kita nun platzschonend komplett parallel zur Gabelsberger Straße gebaut werden. Und von Wohnhäusern redet die Stadt gar nicht mehr.

Foto: Mirko Reuther

Vor einem Jahr war es monatelang ein großes Aufreger-Thema in Zweibrücken: Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) wollte zur Rettung des Landgestüts den brachliegenden Ex-VTZ-Sportplatz zwischen Festhalle und Landgestüt mit einer neuen städtischen Kita und einem Wohnpark eines privaten Investors bebauen. Dagegen liefen Oppositionspolitiker (vor allem die FDP) und die Bürgerinitiative „Zum Erhalt der Zweibrücker Grünachse“ Sturm. 3060 Unterschriften wurden gesammelt, bei deren Übergabe reagierte Pirmann sichtlich und hörbar missmutig.

Jetzt ist der Streit vorbei: Die Kita kommt optisch verträglich an den Rand des Platzes, das Wohnprojekt ist von der Stadt ad acta gelegt. Darüber informierten gestern zunächst FDP-Fraktionschefin Ingrid Kaiser und ihr Ratskollege Dietmar Runge den Merkur. Nach mehreren Gesprächen mit der Stadtspitze und Vertretern anderer Parteien habe „eine Idee der FDP“ den Durchbruch gebracht – nämlich die Kita nicht ums Eck entlang Festhalle und Gabelsbergerstraße zu bauen, sondern etwas weiter hinten parallel zur Gabelsbergerstraße. Dadurch bleibe „der Platz als Ganzes erhalten, er wird lediglich etwas kürzer“, freut sich Kaiser, „und die Blickachse auf unsere schöne Festhalle wird nicht verbaut, was ja auch aufgrund des Denkmalschutzes problematisch wäre“. Die Kita teils direkt vor die Festhallen-Rückseite zu bauen, wie es die letzten Bauamts-Skizzen vorsahen, „wäre eine Bausünde ersten Ranges gewesen“, so Runge.

Die FDP fände zwar prinzipiell immer noch den Hilgardplatz als Kita-Standort besser geeignet, so Kaiser. Man glaube aber dem Bauamt, dass die Kita einschließlich Außengelände 4000 Quadratmeter Fläche brauche, der Hilgardplatz habe nur 2000. Der Längs-Bau an der Gabelsbergerstraße sei „ein tragfähiger Kompromiss“.

Die übrigen Fraktionen hatten schon vor einer Woche im Hauptausschuss grundsätzlich grünes Licht für den Kita-Bau gegeben, bis dahin war aber auch öffentlich noch von einer Eck-Lösung die Rede.

Glücklich ist die FDP, dass in den Bauamts-Plänen die Wohnhäuser nicht mehr auftauchen.

Neben den politischen und den Bürger-Protesten sei wohl auch hilfreich gewesen, dass das Mainzer Wirtschaftsministerium beim Kita-Neubau auf eine „konsensuale“ Lösung gedrängt hat, vermutet Kaiser. Die FDP habe „klar gemacht, dass sie einer Eck-Lösung nicht zustimmen kann“.

Bei einem Pressegespräch Anfang März hatte die Stadtverwaltung zwar ausschließlich Skizzen mit dieser Eck-Lösung vorgelegt, dabei allerdings betont, dass die Kita-Lage nur beispielhaft eingezeichnet sei und der genaue Standort noch offen sei. Daran erinnerte auf Merkur-Nachfrage gestern auch Stadtsprecher Heinz Braun. Die Stadtverwaltung und auch die anderen Parteien hätten zu der Längs-Lösung also nicht gedrängt werden müssen. Im Ältestenrat (dem Stadt- und Fraktionsspitzen angehören) habe man sich deshalb diesen Montag schnell auf den Längs-Bau als bevorzugte Variante einigen können. Zumal dies auch die von Gestütsleiter Alexander Kölsch favorisierte Lösung sei: „Die glatte Platzfläche ist dem Gestüt lieber. Der Längs-Bau erleichtert auch das Anlegen einer zweiten Zufahrt zu den Parkplätzen bei Veranstaltungen.“ Teurer werde die Kita nicht, und jede der vier Kita-Gruppenräume erhalte einen eigenen Zugang zu Terrasse und Spielgelände.

Was ist mit dem von Investor Jürgen Gottschall geplanten Wohnprojekt? Schon Mitte 2017 sei klar gewesen, dass dieses nicht realisierbar ist, erklärte Braun gestern. Denn während die Kita auf Erbbaupachtgelände gebaut werde, wollten Investoren nur kaufen. In diesem Fall aber müsse man Geld ans Land zahlen – das Land hatte nämlich beim Verkauf des Landgestüts Ende 2017 an die von der Stadt gegründete Landgestüts-Stiftung vereinbart, dass diese das Gestüt mindestens 15 Jahre erhalten muss, sonst würde „vom Käufer ein Ausgleichsbetrag in Höhe des Verkehrswertes“ auch bei Teil-Veräußerungen von Gestütsflächen fällig (wir berichteten). Könnte das Wohnprojekt wieder verfolgt werden, wenn diese Bindung in fünf Jahren entfällt: „Ich bin kein Hellseher“, antwortete Braun gestern.

Jürgen Gottschall, Geschäftsführer der Helmut Gottschall Zimmerei Dachdeckerei Fachwerkhaus GmbH aus Thaleischweiler-Fröschen, sagte gestern auf Merkur-Anfrage, er halte an seinem Wohnprojekt auf dem Ex-VTZ-Sportplatz fest. „Wir würden das gerne weiterverfolgen. Die Stadtseite hat gesagt, sie müsse mit der ADD verhandeln. Das zieht sich hin“, so Gottschall. Ein Erwerb des Geländes sei für ihn aber zwingend.

Mit den Geschäften um das Wohnprojekt und die Kita hatte Oberbürgermeister Pirmann jährliche Einnahmen von 25- bis 30 000 Euro für das hoch defizitäre Landgestüt erzielen wollen. „Ich sehe keine andere Möglichkeit, das Gestüt zu retten“, hatte Pirmann Anfang April 2017 erklärt. Die Kita allein soll aber nur jährlich 5- bis 8000 Euro Pachtzinsen in die Gestütskasse bringen. Wie wird diese Lücke geschlossen, ist das traditionsreiche Gestüt, aus dem schon Napoléon einen Hengst in drei Schlachten ritt, nun doch wieder in Gefahr? Braun beruhigt: Es gebe zwar immer noch „eine Deckungslücke“, doch die lange fraglich und dann mit 80 000 Euro jährlich größer als erwartet ausgefallene Bezirksverbands-Förderung lasse für das Landgestüt optimistisch in die Zukunft sehen. Jetzt hoffe man noch auf Landes-Förderung für Veranstaltungen im Landgestüt.

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