Stadt prüft Widerspruch zugunsten von Globus Globus: Auflagen der SGD gefährden Baumarkt-Erweiterung

Zweibrücken · Weil der Getränkemarkt laut Genehmigungsbescheid nicht wachsen darf, könne Globus in Zweibrücken „nicht wie geplant erweitern, umbauen und investieren“, schreibt das Unternehmen – hofft aber noch auf ein Gespräch mit der Stadtverwaltung und der Landes-Genehmigungsbehörde.

 Auch der Eingangsbereich des Zweibrücker Globus-Baumarkts sollte neu gestaltet werden.

Auch der Eingangsbereich des Zweibrücker Globus-Baumarkts sollte neu gestaltet werden.

Foto: Eric Kolling

Der Globus-Baumarkt an der Zweibrücker Wilkstraße darf zwar wie insgesamt beantragt von 17 700 auf 19 500 Quadratmeter wachsen. Und auch der innenstadtrelevante Verkaufsflächenanteil darf entsprechend von 1770 auf 1950 Quadratmeter wachsen. Das hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion in Neustadt (SGD Süd) vor zwei Wochen mitgeteilt (wir berichteten). Doch bei Globus knallen daraufhin nicht die Sektkorken – ganz im Gegenteil, es herrscht Alarmstimmung.

Am Freitag hat die Globus Fachmärkte GmbH & Co. KG auf die vor zwei Wochen gestellte Merkur-Anfrage, wann Baubeginn ist und ob es Abweichungen vom Antrag gibt, geantwortet. Ergebnis: Wann – und ob überhaupt – die Erweiterung noch in Angriff genommen wird, ist offen. Denn: „Der SGD-Bescheid enthält erhebliche Abweichungen von unserem gestellten Antrag. Unser Antrag auf ,Durchführung einer vereinfachten raumordnerischen Prüfung im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes zur Erweiterung des Globus Bau-, Garten- und Getränkefachmarkts in Zweibrücken’ wurde nicht so verabschiedet wie von uns beantragt. Mit dem jetzigen SGD-Bescheid müssen wir mit erheblichen Einschränkungen unserer Planung rechnen, der so nicht akzeptiert werden kann. Die geforderten Maßnahmen der SGD-Süd bedeuten für uns, dass wir an diesem Standort nicht wie geplant erweitern, umbauen und investieren können. Zum Beispiel hat der Globus Baumarkt in Zweibrücken ein Getränkecenter mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmeter. Beantragt haben wir eine Erweiterung von 200 Quadratmeter, also eine Gesamtfläche von 1000 Quadratmeter. Dies wurde gar nicht berücksichtigt bzw. genehmigt.“

Das Unternehmen macht seine Verärgerung darüber sehr deutlich: „Seit zehn Jahren werden nun unsere geplanten Investitionen verhindert und jetzt fangen wir leider wieder bei null an.“Die Pressemitteilung endet aber mit einem Hoffnungsschimmer: „Ein Termin für ein gemeinsames Gespräch mit der Stadt Zweibrücken, der SGD-Süd und uns ist gerade in Abstimmung.“

Auf Merkur-Nachfrage wollte Globus-Fachmärkte noch nicht erläutern, wo außer bei Getränken die SGD noch Probleme bereit. Öffentlichkeitsarbeits-Referentin Diana Doriguzzi: „Wir können die Abweichungen bzw. die Details nicht so einfach auflisten, da der Sachverhalt fachlich zu komplex ist.“ Demnächst könne man dies aber in einem persönlichen Gespräch vor Ort erläutern. Wann ist nun mit dem Baubeginn zu rechnen, oder legt Globus die Erweiterungspläne ad acta? „Wir werden das erwähnte Gespräch abwarten. Ein Bau ist vor zwei Jahren nicht absehbar, da es danach noch weitere Verfahren gibt“, insbesondere den Bauantrag.

Formell hatte nicht Globus, sondern die Stadt Zweibrücken bei der SGD Süd den Antrag auf Raumordnungs-Verträglichkeitsprüfung gestellt. „Es gibt die Möglichkeit, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen“, sagte Stadtsprecher Heinz Braun am Freitag. Vor dem Gespräch mit Globus spekuliere er aber nicht darüber, ob man widerspreche. Die Ablehnung der Getränkemarkt-Vergrößerung sei die einzige wesentliche Abweichung vom gestellten Antrag. Als seine ganz persönliche Meinung merkte Braun an, der Getränke-Wachstumsstopp stimme zwar mit dem Zweibrücker Innenstadt-Konzept überein, andererseits halte er den Globus-Wunsch für nachvollziehbar. Braun persönlich bezweifelt auch, „ob wirklich viele Leute Getränkekisten durch die Innenstadt schleppen“.

SGD-Sprecherin Nora Schweikert hob auf Merkur-Nachfrage am Freitag erneut hervor, dass sowohl die Gesamtverkaufsfläche als auch die innenstadtrelevanten Sortimente um die gleichen Quadratmeterzahlen wie beantragt wachsen dürfen. Aber: „Das Sortiment ,Getränke’ ist nach dem geltenden und dem zukünftigen Einzelhandelskonzept der Stadt Zweibrücken innenstadtrelevant. An dem Globus-Standort war es daher auf den Bestand von 800 Quadratmeter festzuschreiben.“ (800 qm ist die Grenze zur Großflächigkeit, Anm. d. Red..) Zudem habe „die Stadt bereits einen großflächigen Globus-Getränkemarkt außerhalb des Stadtzentrums“, verweist Schweikert auf den in der Pfalz liegenden Getränkemarkt des Globus-Handelshofs Einöd.

Das Zweibrücker Einzelhandelskonzept stammt noch aus dem Jahr 2009. Im Frühjahr 2018 hatte der Stadtrat das Büro „Junker + Kruse“ mit der Überarbeitung des Konzepts beauftragt, mit der Fertigstellung und Beschluss durch den Stadtrat rechnet Stadtsprecher Braun bis Jahresende. Unter Hinweis auf „das laufende Verfahren“ wollte der Stadtsprecher sich aber nicht inhaltlich zu dem bisherigen Entwurf für das künftige Konzept äußern. Städte müssen zum Schutz ihrer eigenen und benachbarter Zentren definieren, was nicht auf der Grünen Wiese verkauft werden darf.

Globus wollte in die Baumarkt-Erweiterung sechs Millionen Euro investieren, hieß es im April 2018 bei einem Pressegespräch. Der Großteil des Wachstums beim innenstadtrelevanten Sortiment (plus 180 Quadratmeter) solle auf Getränke (plus 150 qm) entfallen. Generell gehe es bei dem Umbau nicht um eine Vergrößerung des Waren-Angebots, sondern eine zeitgemäßere, übersichtlichere Präsentation, hatte Globus-Baumärktegruppe-Geschäftsführer Erich Huwer betont. Dies sei auch mit Blick auf neue Konkurrenz wie den Obi St. Ingbert erforderlich, um die Attraktivität des Zweibrücker Marktes (umsatzstärkster der 89 deutschen Globus-Baumärkte) und die 210 Arbeitsplätze dort zu sichern, so Huwer damals. Der Zweibrücker Baumarkt habe jährlich 1,4 Millionen Kunden.

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