Zweibrücker Stadtmuseum Den Kunstschatz feierlich übergeben

Zweibrücken · Stiftung Karlsberger Hof ersteigert in Wien Portrait des jungen Karl August von Pfalz-Zweibrücken und übergibt es Stadtmuseum als Dauerleihgabe.

 Freuten sich über den Neuerwerb: Karlsberg-Chef Richard Weber, Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück, Bürgermeister Christian Gauf und Kunsthistoriker Thomas Wiercinski (von links).

Freuten sich über den Neuerwerb: Karlsberg-Chef Richard Weber, Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück, Bürgermeister Christian Gauf und Kunsthistoriker Thomas Wiercinski (von links).

Foto: sedi/Sebastian Dingler

Herzog Karl II. August war ja nicht unbedingt der beliebteste Herrscher, der je in Zweibrücken wirkte, im Gegensatz zu seinem hoch geschätzten Onkel und Vorgänger Christian IV. Nach vielen historischen Quellen gilt der ältere Bruder des ersten Bayernkönigs Maximilian sogar als absolutistisch herrschender Despot und Tyrann. Dennoch hat er in seiner Amtszeit von 1775 bis 1795 große Spuren hinterlassen: Unter Karl II. August entstand in Homburg das nach ihm benannte riesige Schloss Karlsberg, das dann eben auch als Namensgeber für die Homburger Großbrauerei diente. Deswegen befindet sich auf jeder Urpils-Flasche noch eine Silhouette des Herzogs. Grund genug für die Stiftung Karlsberger Hof, ein weiteres Bildnis des Herrschers zu erwerben.

Die Geschichte dazu klingt fast abenteuerlich: Als das Porträtgemälde von Karl II. August überraschend auf den Markt kam, also in einer Auktion in Wien angeboten wurde, erfuhr die Leiterin des Stadtmuseums, Charlotte Glück, über die Kontakte ihres Netzwerks davon. Da aber klar war, dass die Stadt Zweibrücken sich das 137 mal 109 Zentimeter messende Ölbild nicht leisten könnte, rief Glück kurzerhand bei Richard Weber an. „Als ich gehört habe: Karl II. August, da ist mir natürlich als Erstes die Stiftung Karlsberger Hof eingefallen“, erzählte sie.

Richard Weber, Chef von Karlsberg und Vorsitzender der Stiftung, befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Kreuzfahrt vor Westafrika, konnte sich aber dank des Internetzugangs das Bild anschauen und es letztlich ersteigern. Den Preis verriet Weber nicht, wohl aber, dass es ihm leicht fiele, die von seinem Vater angefangene gute Beziehung zu Zweibrücken auszubauen – „weil ich nämlich hier geboren bin.“

Zur feierlichen Übergabe der Dauerleihgabe an das Stadtmuseum waren rund 90 Interessierte gekommen. Sie wurden zunächst von Bürgermeister Christian Gauf begrüßt, der sagte, dass das Gemälde eine wertvolle Bereicherung des Stadtmuseums darstelle. Die Einzelheiten zu dem Porträt erklärte der Kunsthistoriker Thomas Wiercinski, ein ausgewiesener Fachmann der Kunstgeschichte des Herzogtums Zweibrücken-Pfalz. Das aus nicht genannten Quellen aufgetauchte Bild musste zunächst dem richtigen Maler zugeordnet werden – das erledigte die Kunsthistorikerin Karin Schrader, eine Expertin für Johann Georg Ziesenis (1716-1776), den sie als Künstler identifizierte. Wiercinski schätzt das Alter von Karl II. August, wie er auf Bild gezeigt wird, auf elf Jahre, somit müsste das Werk um 1757 entstanden sein. Karl II. August ist darauf in voller Rüstung zu sehen, seine linke Hand ist in die Hüfte gestemmt. „Unzählige Male sind in der Kunstgeschichte Herrscher in dieser Haltung dargestellt worden, um sie so als Menschen voller Tatendrang und Entschlossenheit zu charakterisieren“, sagte Wiercinski.

Der Hintergrund des Gemäldes mit der Säule und dem gerafften Vorhang stehe in der Tradition flämischer Malerei, die Ziesenis ausgiebig studiert habe. Zum Zeitpunkt des Porträts sei noch nicht absehbar gewesen, wie sich einst die Erbfolge in den Wittelsbacher Häusern eines Tages gestalten sollte, so Wiercinski in seinem interessanten Vortrag, der mit vielen Bildvergleichen garniert war. „Das hinreißende Kinderbildnis des Pfalzgrafen Karl August von Pfalz-Zweibrücken nimmt als Neuzuschreibung im Oeuvre des Johann Georg Ziesenis einen wichtigen Platz ein und fügt sich allemal auf das Vortrefflichste in die Schausammlung des Stadtmuseums ein“, sagte der Kunsthistoriker.

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