Stehplätze in Bussen sind ein Unding

Das Thema Sicherheit im Straßenverkehr wird seit Jahrzehnten immer größer geschrieben. Ich kann mich noch gut erinnern, dass in meiner Kindheit die meisten Autos auf der Rücksitzbank keine Sicherheitsgurte hatten. Das war damals selbstverständlich, auch die Sicherheitsforschung steckte ja noch in ihren Kinderschuhen

Das Thema Sicherheit im Straßenverkehr wird seit Jahrzehnten immer größer geschrieben. Ich kann mich noch gut erinnern, dass in meiner Kindheit die meisten Autos auf der Rücksitzbank keine Sicherheitsgurte hatten. Das war damals selbstverständlich, auch die Sicherheitsforschung steckte ja noch in ihren Kinderschuhen. Heute haben sich die Zeiten glücklicherweise gewandelt, wie sich schon an der dramatisch gesunkenen Zahl der Verkehrstoten ablesen lässt. Technischer Fortschritt und gesetzliche Vorgaben haben entscheidend dazu beigetragen: Neue Autos ohne ASB, ESP und mindestens vier Airbags sind heute nahezu unverkäuflich. Und der Sicherheitsgurt ist auf allen Sitzplätzen nicht nur verpflichtend geworden, das Anlegen ist mittlerweile ein so selbstverständliches Ritual wie das morgendliche Zähneputzen. Wobei auch das Anschnallen von Kindern im Auto schon lange nicht mehr reicht: Ein crashsicherer Kindersitz ist für bis Zwölfjährige aus guten Gründen vorgeschrieben. Stehengeblieben ist die Zeit dagegen im Schulbus-Verkehr. Wie vor Jahrzehnten sind die Busse überfüllt, müssen viele Schüler stehen, wie diese Woche im Pfälzischen Merkur Beschwerden von Eltern deutlich gemacht haben. Ärgerlich, wenn mal ein Bus so voll ist oder scheint, dass Schüler nicht mitgenommen werden. Doch der tägliche Skandal sind die Stehplätze. Die sind zwar gesetzlich zugelassen, aber ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Nur mal zu Vergleich: Wer sein Kind im Auto nicht anschnallt, gilt heute zu Recht als asozial, weil bei Unfällen schon bei geringen Geschwindigkeiten schwere Verletzungen drohen - und im Bus soll es ausreichen, sich an einer Stange festzuhalten?!? Auch wenn Sitzplätze und Gurte in Bussen nicht Vorschrift sind - niemand hindert die Stadt Zweibrücken oder den Landkreis Südwestpfalz daran, diese Leistungen für den Schulbus-Transport von den Busgesellschaften zu verlangen. Das kostet natürlich Geld, viel Geld. Doch warum sollen Menschenleben im Bus weniger wert sein als im Auto?Um ganz andere Sicherheitsfragen geht es diesen Samstag in der Zweibrücker Innenstadt, muss hier die Polizei doch Gewalt zwischen Links- und Rechtsextremisten verhindern. Angesichts des großen Polizeiaufgebots braucht aber niemand Angst davor zu haben, heute in die Stadt zu gehen - ob ganz normal zum Einkaufen oder zu der großen Kundgebung eines breiten demokratischen Bündnisses auf dem Herzogplatz. Von dieser Kundgebung geht ein kraftvolles Signal gegen die Neonazi-Umtriebe in Zweibrücken aus. Mehr als ärgerlich ist allerdings, dass wenige Dutzend Neonazis den ganzen Tag durch die halbe Innenstadt ziehen dürfen, von großen Plätzen über die Fußgängerzone bis zu Hauptverkehrsstraßen. Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit gilt zwar auch für Neonazis, hat die Stadtverwaltung vor Gericht schon schmerzlich erfahren müssen - aber wären mehr Auflagen zur Streckenführung wirklich chancenlos gewesen?

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