Statt-Stadtfest-Festival auf dem Zweibrücker Herzogplatz Krachender Abschied von „ZW on Air“

Zweibrücken · Das Publikum war voll des Dankes, mit der neuen Reihe „ZW on Air“ endlich wieder Live-Konzerte in Zweibrücken genießen zu können. Zum Festival-Finale am „Stadtfest-Wochenende“ sorgte erst Krachleder für Stimmung. Am Samstag krachte es leider auch vom Himmel.

 Stadtfest-Stimmung herrschte beim Krachleder-Konzert auf dem Herzogplatz, wenn auch begrenzt auf die jeweiligen Stehtisch-Gruppen und die, ebenfalls zum Coronaschutz, „nur“ erlaubten 500 Besucher.

Stadtfest-Stimmung herrschte beim Krachleder-Konzert auf dem Herzogplatz, wenn auch begrenzt auf die jeweiligen Stehtisch-Gruppen und die, ebenfalls zum Coronaschutz, „nur“ erlaubten 500 Besucher.

Foto: Paula Kaufmann

Die pfälzische Partyband Krachleder rockte am Freitagabend in das letzte Wochenende der neuen Veranstaltungsreihe „ZW on Air“ hinein. Mit diesem coronaschutzkonformen Format über vier Wochenenden hinweg versuchte die Stadt, das Stadtfest ein wenig zu ersetzen, welches bereits zweimal in Folge abgesagt werden musste – und eigentlich dieses Wochenende auf dem Programm gestanden hätte.

Die Veranstalter und verschiedenen Bühnenpartner versuchten dabei, möglichst viele kulturelle Bereiche abzudecken. „Unsere Motivation als Stadt war es nämlich, nach langer kultureller Abstinenz wieder für etwas Leben und Miteinander zu sorgen“, erklärte Kultur- und Verkehrsamtsleiter Thilo Huble. So war mit Konzerten, Kabarett, Lesungen, einer Modenschau und einem Kinderprogramm für jeden etwas dabei.

Die Wetterbedingungen am Freitag waren so perfekt, wie man sich einen richtigen Sommerabend vorstellt: sonnig, warm und trocken. Gut gelaunte Partyfreudige versammelten sich gegen Beginn der Veranstaltung um 19 Uhr in kleinen Gruppen am Einlass. Die Vorfreude war gigantisch. Einem Funken Normalität stand somit nichts mehr im Weg.

Anders sehe das derzeit noch in den USA aus, wie uns Ilka McAneney aus Philadelphia berichtete. Sie hat Deutschland vor 16 Jahren verlassen und ist momentan für fünf Wochen in Zweibrücken zu Besuch bei Verwandten. „Eine solche Veranstaltung wäre zuhause aktuell noch undenkbar. Dort ist alles viel strenger geregelt.“ Die Karten hat sie als Überraschung von ihrer Schwester Helga Beyer bekommen, in deren Begleitung sie war.

„Wenn die gesamte Situation ja besser wird, kann man so etwas ruhig wieder machen“, meinte Lukas (19), der wie seine Freunde Marco (20) und Noelle (19) ganz gespannt darauf war, Krachleder nach längerer Zeit wieder sehen zu können. Die drei kennen die Partyband bereits von einem hiesigen Oktoberfest zu Zeiten vor der Pandemie und meinten einstimmig, Krachleder sei einfach cool. Außerdem sei für jedes Alter etwas dabei. Das konnte man schon an wild durchmischten Publikum erkennen. So meinte Noelle auch lässig, dass ihre Tante ebenfalls Fan der Band sei und für diese Veranstaltung Karten habe.

Beim Einlass hieß es dann: Mund-Nasen-Schutz an. Das einzige Mal, dass man von der Pandemie noch etwas spürte. Ausziehen konnte man die Maske dann an den einzelnen Stehtischen, die für Abstand zu fremden Kleingruppen sorgten.

Der komplett eingezäunte Platz vor der Bühne war wegen der Beschränkung auf 500 Zuschauer nicht ganz ausgefüllt und zum Corona-Schutz löchrig wie ein Schweizer Käse. Dabei war das Krachleder-Konzert binnen weniger Stunden als erstes Event der Veranstaltungsreihe komplett ausverkauft, wie die Band stolz berichtete.

Der Getränkevertrieb Gortner sorgte bei dem sommerlichen Wetter für Durstlöscher und an einem kleineren Stand wurde mit Baguettes sowie Pizzen Hunger gestillt.

Für viele war Krachleder die erste Liveband seit langem. Die beiden Freundinnen Nicole Lang und Nicole Dreßler reagierten auf diese Tatsache aus tiefstem Herzen mit einem erleichterten „ENDLICH!“.

Und dann – endlich – stürmte Krachleder mit neun Mann die Bühne, bewaffnet mit Stimmen, E-Gitarren, Saxophone und Trompeten, einem Keyboard und natürlich dem Schlagzeug. Neben bekannten Hits wie „Wahnsinn“, „Westerland“ und „Skandal um Rosie“ coverte die Band auch englischsprachige Hits wie „Use Somebody“ von Kings of Leon.

Zwischen dem abwechslungsreichen Arrangement fand Leadsänger Thomas Später immer wieder treffende Worte, mit denen er sicherlich dem ausgelassenen Publikum aus der Seele und aus dem Herzen sprach. „Es ist ’ne Scheißzeit, aber wir ziehen das gemeinsam durch!“ Einfache Worte mit enorm starker Aussagekraft.

Eine musikalisch grandiose Version bot Krachleder von dem 80er-Jahre-Hit „Don’t you forget about me“ („Vergiss mich nicht“), im Original von Simple Minds. Ein Song, der gefühlstechnisch in manchen Passagen wie „I‘ll be alone, dancing“ („Ich werde alleine sein beim Tanzen“) mit großem Verständnis ankommt. Immerhin kennen wir alle durch ständige Lockdowns bereits lange genug das Gefühl von Einsamkeit und stillen, simulierten Veranstaltungen im eigenen Wohnzimmer mit virtuellem Publikum. Um so schöner war es zu sehen, wie so viele Konzertbesucher am Freitag mit Krachleder gemeinsam tanzen und singen konnten. Das wird so schnell nicht „vergessen“.

Das zu Beginn noch leicht verkrampfte, an die Stehtische wie festgebundene Publikum wurde nämlich im weiteren Verlauf des Abends immer lockerer. Schnell war die Stimmung wie man sie von früher kennt: tanzende und mitsingende Menschen im bunten Schein der Bühnenbeleuchtung.

Der Abend wurde emotional mit Robbie Williams „Angle“ („Engel“) abgerundet, bei dem alle mit der Taschenlampe ihrer Smartphones im Takt der Musik mitwinkten. Viele kleine Lichter, die in der aufkommenden Dunkelheit um 23 Uhr den Herzogplatz in einen gigantischen Spiegel des sternenklaren Himmels verwandelten. Ein passenderes Szenario zu „Angel“ hätte man sich nicht wünschen können.

Nach der Zugabe blieben noch viele Gäste auf dem Platz, unterhielten sich, lachten, tranken. Niemand wollte so schnell wieder nachhause.
„Man ist einfach wie ausgehungert“, meinte Liam (19), der zu Beginn der Veranstaltung aus privaten Gründen noch einmal weg gemusst habe. Er sei später wieder zu seiner Gruppe dazu gestoßen. „Die Mühe, extra nochmal herzukommen, war es auf jeden Fall wert!“, so der 19 Jährige über das Finale der Show.

„Man hat einfach mal kurz nicht an Corona gedacht und das tut gut!“, meinte eine andere Besucherin, die sich musikalisch-scherzhaft als „Conny Kramer“ bezeichnete, da sie lieber anonym bleiben wollte.

Eine Aussage, die das Ziel der Veranstalter genau erfüllt: Den Bürgern etwas zur Abwechslung bieten. Viele Besucher äußerten sich dankbar über die trotz der schwierigen Umständen gelungene Veransltungsreihe, die am Samstag mit einem Partykonzert der „Firma Holunder“ vor ebenfalls 500 begeisterten Zuschauern endete, wobei ein gewittiger Wolkenbruch für eine unangenehme kurze Unterbrechung sorgte.

Blick in die Glaskugel: Ob es „ZW on Air“ in dieser Form 2022 wieder geben wird, ist aktuell noch nicht vorhersagbar. Sämtliche Planungen sind fest an die sich stetig ändernden Pandemiebedingungen gebunden. Mitveranstalter Thilo Huble sagte dem Merkur, dass man auf lange Sicht das Ziel verfolgt, wieder zum altbekannten Stadtfest zurückkehren zu können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort