Neue Bevölkerungszahl-Prognose Rheinland-Pfalz wächst, Zweibrücken schrumpft

Zweibrücken/Südwestpfalz · Der Bevölkerungs­rückgang bis 2040 wird allerdings nicht so massiv ausfallen, wie noch vor drei Jahren prognostiziert. Das hat – wie in ganz Rheinland-Pfalz – einen einzigen Grund.

 Bis 2040 und werden in der Region immer mehr alte Leute weniger jungen Leuten gegenüberstehen.

Bis 2040 und werden in der Region immer mehr alte Leute weniger jungen Leuten gegenüberstehen.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Zuckerbrot und Peitsche für unsere Region bietet die neue Prognose des Statistischen Landesamtes zu den Einwohnerzahlen von Rheinland-Pfalz in den nächsten Jahrzehnten.

Zunächst zur Stadt Zweibrücken. Die gute Nachricht aus der sechsten „regionalisierten Bevölkerungsberechnung“ der Behörde in Bad Ems zuerst: Die Zweibrücker Bevölkerung schrumpft bis 2040 deutlich weniger stark als noch in der fünften Berechnung Anfang 2019 vorhergesagt war. Damals war bis 2040 (gegenüber dem Bezugsjahr 2017 mit 34 270 Einwohnern) ein Schrumpfen Zweibrückens um 8,1 Prozent auf 31 496 Einwohner erwartet worden. Die neue Prognose dagegen rechnet für 2040 mit 33 088 Zweibrückern – gegenüber dem jetzigen Bezugsjahr 2020 mit 34 001 Einwohnern ist das nur noch ein Rückgang von 2,7 Prozent.

Die schlechte Nachricht: Verglichen mit Rheinland-Pfalz insgesamt bleiben die Zweibrücker Zahlen beunruhigend. Denn: Das Schrumpfen Zweibrückens ist völlig gegen den Landestrend. In ganz Rheinland-Pfalz nämlich wächst die Bevölkerung bis 2040 um 1,7 Prozent auf 4,168 Millionen Einwohner. In den zwölf kreisfreien Städten beträgt das Wachstum sogar 2,9 Prozent, aber auch in den sechsundreißig Landkreisen immerhin 1,3 Prozent.

Wobei Zweibrücken fast noch eine Insel der Glückseligen ist. Die beiden Nachbarn sind nämlich noch unglücklicher dran. Zwar hat Zweibrücken den zweithöchsten Bevölkerungsrückgang aller kreisfreien Städte. Aber in der Nachbarstadt Pirmasens fällt er mit 5,6 Prozent gut doppelt so hoch aus (nur noch 37 936 Einwohner in 2040). Und die Prognose für den Nachbar-Landkreis Südwestpfalz sieht ein Minus von 5,0 Prozent vor (90 148 Menschen in 2040), das ist vor Kusel (- 4,2 %) der höchste Rückgang aller Kreise. Wobei in den Verbandsgemeinden der Südwestpfalz die Rückgänge sehr unterschiedlich ausfallen: Die VG Zweibrücken-Land schrumpft bis 2040 mit nur 0,9 Prozent am geringsten, die direkt benachbarte VG Thaleischweiler-Wallhalben mit 6,9 Prozent am stärksten.

Dass Zweibrücken zumindest eine bessere Entwicklung als sein direktes Umfeld nimmt, ist auch deshalb bemerkenswert, weil das Umfeld laut Landesamt grundsätzlich für den Erfolg einer Region eine Rolle spielt: „Insgesamt weist die Verteilung der Bevölkerungsentwicklung im Land eine klare geografische Struktur auf. Die Verwaltungsbezirke mit einer überdurchschnittlichen demografischen Entwicklungsperspektive bilden zusammenhängende Gebiete. Der günstige Ausblick für die dortige Einwohnerentwicklung dürfte mit ihrer Lage in oder in der Nähe von wirtschaftlich dynamischen Räumen in Zusammenhang stehen.“

Die Veränderungen gegenüber der vor drei Jahren erstellten vorigen Bevölkerungsprognose liegen in Zweibrücken in der gleichen Größenordnung wie im Landestrend: Die nun kalkulierte Bevölkerungszahl für 2040 ist in Zweibrücken 5,05 Prozent höher als damals, in Rheinland-Pfalz 5,04 Prozent höher.

Warum die nun bessere prognostizierte Entwicklung? Wegen der Zuwanderung, schreibt das Statistische Landesamt auf Merkur-Nachfrage: „Die Differenz zur fünften Vorausberechnung lässt sich ausschließlich auf die Unterschiede bei den Wanderungen zurückführen. Etwa zwei Drittel (davon) gehen auf einen höheren Wanderungsüberschuss mit dem Ausland zurück.“ Das bis 2040 in Zweibrücken erwartete „Wanderungs-Saldo“ betrage 2450 Menschen mehr, dagegen werde Zweibrücken 3368 Menschen durch das „natürliche Saldo“ (also mehr Sterbefälle als Geburten) verlieren.

Den positiven Einfluss von Migranten auf die Größe Zweibrückens verdeutlichen auch die Zahlen der Einwohner mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die die Stadtverwaltung auf Merkur-Anfrage mitteilt: 2017: 3202 – 2020: 3804 – 2022: 4520.

Wie bewertet der Zweibrücker Stadtvorstand die neue Prognose, welche Konsequenzen gilt es daraus zu ziehen? Bürgermeister und Sozialdezernent Christian Gauf (CDU) mailt auf diese Merkur-Frage: „Klar erkennbar ist aus dieser Statistik, dass die Westpfalz – vor allem die Südwestpfalz – stärker betroffen ist, als andere Regionen. Es wird aber in der Zukunft vor allem auch davon abhängig sein, wie es uns gelingt, Arbeitsplätze, Wohnraum und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anzubieten, damit mehr Menschen in unsere Region kommen bzw. verbleiben. Dies ist unser Ziel, welches wir stets verfolgen und das auch durch Beschlüsse des Stadtrates erkennbar von diesem unterstützt wird. Durch die Schaffung neuer Baugebiete, Gewerbegebiete wie auch der Ausweitung von altersgerechtem Wohnen wie zum Beispiel auf dem ehemaligen Gelände der Parkbrauerei arbeiten wir durchgängig an der Realisierung dieses Ziels und der weiteren Steigerung der Attraktivität der Region.“

Das Statistische Landesamt wagt in seiner neuen Bevölkerungsvorausberechnung auch bereits Prognosen bis ins Jahr 2070. Dann werden die Folgen der Überalterung noch spürbarer sein: Bis dahin (jeweils gegenüber dem Basisjahr 2020) schrumpft Rheinland-Pfalz um 0,9 Prozent, Zweibrücken um 6,5 Prozent auf 31 791 Menschen, Pirmasens um 10,5 und der Kreis Südwestpfalz um 11,9 Prozent.

Dass die Region bereits 2040 ein deutliches Überalterungs-Problem haben wird, verdeutlichen folgende Zahlen: Der „Altersquotient“ in der Südwestpfalz (das ist das Verhältnis der über 65-Jährigen zum Teil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 20 - 65 Jahren) steigt bis dahin von 44,9 auf 67,1 – beides ist der höchste Wert aller Landkreise. In Zweibrücken steigt der Altersquotient auch, aber nur von 40,5 auf 51,1. Im Jahr 2040 werden 9200 Zweibrücker über 65 sein, derzeit sind es nur 8080.

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