Große Rückgänge bei Nutzung von Strom, Gas und Parkhäusern in Zweibrücken Corona-Krise kostet Stadtwerke sehr viel Geld

Zweibrücken · Das Jahresergebnis im ersten Pandemie-Jahr 2020 hat sich gegenüber 2019 halbiert. 2021 wird wohl noch etwas schlechter. Wesentliche Ursache sind die Lockdowns.

 Wegen der Corona-Pandemie war das Geschäft der Stadtwerke 2020 und 2021 weniger auf Trab als üblich.

Wegen der Corona-Pandemie war das Geschäft der Stadtwerke 2020 und 2021 weniger auf Trab als üblich.

Foto: Lutz Fröhlich

Die Corona-Pandemie hat die Zweibrücker Stadtwerke zwar nicht in eine Krise gestürzt – aber zu massiven Erlös-Rückgängen geführt. Das ist dem Jahresabschluss 2020 zu entnehmen, den der Hauptausschuss am Mittwochabend dem Stadtrat einstimmig und diskussionslos zur Billigung empfohlen hat.

Das Jahresergebnis (vor Steuern) der Stadtwerke Zweibrücken GmbH hat sich 2020 gegenüber dem Vorjahr von 3,6 auf 1,8 Millionen Euro halbiert. Denn in allen wesentlichen Geschäftsfeldern spürt die Stadt-Tochter stark die Folgen der (Teil-)Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie. 1,2 Millionen Euro betrug die Ergebnis-Minderung im Bereich Strom-Gas-Wasser, der Bäder-Verlust erhöhte sich um 0,6 Millionen Euro.

Deutschlandweit gab es 2020 „einen spürbaren Rückgang“ beim Erdgas- und vor allem Strom-Verbrauch, schreiben die Stadtwerke in ihrem Lagebericht. Zwar sei in privaten Haushalten „ein „leichter Verbrauchsanstieg“ zu verzeichnen gewesen – was aber durch „einen spürbaren Rückgang“ im Bereich „Handel, Gewerbe und Dienstleistungen“ mehr als konterkariert wurde.

Die Rückgänge in Zweibrücken (Stromabgabe -7,0 Prozent auf 67,5 Millionen Kilowattstunden, Gas -5,7 Prozent auf 260,3 Millionen kWh) waren sogar noch deutlich stärker als in Deutschland insgesamt (Strom -4,3 und Gas -2,4 Prozent, hier nennen die Stadtwerke im Jahresabschluss als Grund neben Corona auch den milden Winter).

Warum waren die Rückgänge bei den Stadtwerken Zweibrücken überdurchschnittlich? Geschäftsführer Werner Brennemann bestätigte am Donnerstag auf Anfrage die Merkur-Vermutung, dass die Ursache die Struktur Zweibrückens ist – wo es viele Großverbraucher wie Industrie oder Outlet-Center gibt, die coronabedingt deutlich weniger verbraucht hatten. Die Kunden-Zahl sei konstant geblieben.

Die Trinkwasserabgabe der Stadtwerke Zweibrücken verringerte sich 2020 um 42 000 Kubikmeter (-2,1 Prozent).

Prozentual noch drastischer als im Strom-Gas-Wasser-Bereich war der Rückgang im Zweibrücker Badeparadies: Dort kamen ins Hallenbad 77 Prozent weniger Besucher, in die Sauna 70 Prozent weniger. (Für das Freibad nennt der Geschäftsbericht keine Vergleichszahl zu 2019, weil die Stadtwerke es erst 2020 von der Stadt übernommen hatten.)

Leidtragende des Ergebnis-Einbruchs sind die Gesellschafter der Stadtwerke Zweibrücken GmbH, an die alle Gewinne abgeführt werden müssen: die Stadtwerke Zweibrücken Service GmbH und die Thüga AG (München).

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 erwarten die Stadtwerke noch einen weiteren Rückgang des Unternehmensergebnisses auf knapp 1,6 Millionen Euro. Von Januar bis März entwickelten sich die die Abgabemengen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum wie folgt: Strom +3,2 Prozent, Gas +9,8 Prozent, Wasser -6,6 Prozent.

Auch der Jahresüberschuss der Stadtwerke Service GmbH ist 2020 infolge der Corona-Pandemie eingebrochen: Mit rund 810 000 Euro hat er sich gegenüber dem Vorjahr (1,84 Millionen Euro) sogar mehr als halbiert. (Ergebnis vor Steuern: 1,2 Millionen Euro, Vorjahr 2,8 Millionen). Das liegt zum einen natürlich an der gesunkenen Gewinnabführung durch die Stadtwerke Zweibrücken GmbH – aber auch am erheblichen Rückgang im eigenen Geschäftsbetrieb, den beiden Zweibrücker Parkhäusern. Die Umsatzerlöse hieraus verringerten sich gegenüber 2019 um 73 000 Euro (-14,5 Prozent). Während es bei der Zahl der monatlichen Dauerparker sogar eine geringfügige Erhöhung (+0,7 Prozent) gab, sankh „die Anzahl der Kurzparker durch den Lockdown um 54 079 (-27,6 %)“, heißt es im Jahresabschluss.

Trotz dieses bereits massiven Rückgangs sind die bislang ausgewerteten Zahlen von 2021 (Januar bis März) sogar noch drastischer: Verglichen mit dem gleichen Zeitraum in 2020 ging die Zahl der Kurzparker noch einmal um 32,6 Prozent zurück (Dauerparker -0,3 %). Auch dies führt Geschäftsführer Brennemann „auf die Ausgangsbeschränkungen und Schließungen vieler Geschäfte und Einrichtungen während der Pandemie“ zurück.

Wie der Jahresüberschuss 2020 verwendet wird, entscheidet die Gesellschafterversammlung. Geschäftsführer Brennemann sagte dem Merkur, er werde wie üblich eine Ausschüttung an die beiden Gesellschafter vorschlagen. Das sind der UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) mit 94 Prozent der Anteile und die Stadt mit sechs Prozent.

Gesellschafter der Stadtwerke Zweibrücken GmbH sind die Thüga AG (rund 25 Prozent) und die Stadtwerke Service GmbH (75 Prozent).

Während die Mitarbeiter-Zahl der Stadtwerke Service GmbH mit fünf gleich blieb, stieg sie bei den eigentlichen Stadtwerken um zwei auf 144.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ELT Mitteldeutschland hat keinerlei Einwände gegen die Jahresabschlüsse 2020 und erteilte beiden GmbHs uneingeschränkte Bestätigungsvermerke.

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