Gewobau-Bilanz Stadttochter will keine neuen Wohnungen bauen

Zweibrücken · Geschäftsführung sieht keine Markt-Chancen dafür in Zweibrücken. Gewinn klettert wieder über die Millionen-Grenze.

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Foto: dpa/Daniel Naupold

Der Zuzug von Flüchtlingen hat 2016 für eine deutliche Belebung des Geschäfts der Zweibrücker Gewobau (Gesellschaft für Wohnen und Bauen) gesorgt. Laut deren Lagebericht war die Zahl der Bewerber für ihre Mietwohungen „mit 1156 so hoch wie zuletzt 2011“, zehn Prozent mehr als 2015.

Der Jahresüberschuss der Gewobau lag 2016 mit 1,15 Millionen Euro höher als im Vorjahr (839 000 Euro). Dazu trug auch bei, dass die Umsätze im neuen Wirtshaus an der Schließ „deutlich über den Erwartungen“ lagen. Durch die „sehr geringe Zinsbelastung“ gelinge es, die Gewobau „in wirtschaftlich gutem Zustand zu erhalten, obwohl die Mieteinnahmen pro Quadratmeter Wohnfläche im Vergleich zu anderen Regionen deutlich niedriger sind“. 2018 wird sogar ein Gewinn von 1,99 Millionen Euro erwartet.

Zum Erfolg trage auch bei, dass trotz übertariflicher Löhne „die Personalkosten weit weniger gestiegen sind als die Mieteinnahmen der Gesellschaft“. Die Mieteinnahmen seien nur zu einem geringen Teil auf Mieterhöhungen zurückzuführen, sondern im Wesentlichen darauf, dass sich der Wohnungsbestand in den letzten zehn bis 15 Jahren um rund 30 Prozent erhöht habe. Dieser werde mit der gleichen Personalstärke wie früher verwaltet und betreut. An ihrem eigenen Regiebetrieb mit rund 20 Handwerkern werde die Gewobau festhalten, „nicht nur wegen der dadurch eingesparten Mehrwertsteuer, sondern auch wegen des Vertrauens der Mieter in die Qualität der Arbeit und die Möglichkeit, einen Notdienst über sieben Tage und 24 Stunden in der Woche anbieten zu können.

Schwerpunkt der Bautätigkeit der Gewobau seien 2016 Modernisierungsarbeiten in Wohnungen gewesen sowie die Vorbereitung des Netto-Marktes in der Canada-Siedlung. Den Wohnungsmodernisierungs-Kurs will die Gewobau fortsetzen. Dagegen wolle man „in Anbetracht vieler noch leerstehender Konversionswohnungen, auch in der im Jahr 2011 erworbenen Canada-Siedlung, im traditionellen Geschosswohnungsbau auf absehbare Zeit nicht tätig werden“. An anderer Stelle heißt es in dem von den Geschäftsführern Rolf Holzmann und Werner Marx unterzeichneten Lagebericht: „Auch weiterhin wird in Zweibrücken, trotz der günstigen Zinssituation, kaum Neubau erforderlich sein, dies gilt insbesondere für Mietwohnungen. Es erscheint wenig sinnvoll, den vorhandenen Wohnraumbestand zu vergrößern und dadurch die Konkurrenzsituation für die vorhandenen Wohnungen noch zu verschärfen.“ Zudem machten es „Einflüsse von außen und insgesamt steigende Baupreise weiterhin schwer bis unmöglich, zu wirtschaftlich tragbaren Konditionen in Zweibrücken Mietwohnungen neu zu bauen“. Ändern könne sich dies möglicherweise durch eine zu erwartende stärkere Nachfrage nach „Wohnungen für Senioren mit zusätzlichen Pflegeangeboten“.

Strategisches Ziel der Gewobau sei „vorübergehend eine Konsolidierung nach deutlichem Wachstum“. Auch, um Kräfte zu sammeln, wenn die Stadt-Tochter plötzlich vor unvorhergesehene Aufgaben gestellt werde, „zum Beispiel, wenn wichtige Gebäude oder Flächen innerhalb der Stadt ihre Funktion zu verlieren drohen“. Im Jahr 2016 habe die Gewobau bereits Kredite in Höhe von 3,4 Millionen Euro zurückgezahlt, dieser Kurs werde fortgesetzt, um die Liquidität weiter zu verbessern.

Die Bilanzsumme der Gewobau lag 2016 bei 89,2 Millionen Euro. Der Gewobau gehören in Zweibrücken und Homburg 538 Häuser und 3069 Wohnungen, die Leerstandsquote beträgt 6,7 Prozent (ohne Canada-Siedlung 2,6 %), diese Zahlen lagen etwa auf Vorjahresniveau. Mitarbeiter hat die Gewobau insgesamt 65, drei mehr als im Vorjahr.

Der Stadtrat hat die Jahresbilanz 2016 und den Wirtschaftsplan 2018 der Gewobau diskussionslos einstimmig gebilligt. Die Höchstverschuldungsgrenze wurde „wegen laufender und geplanter erheblicher Investitionen“ (Netto-Märkte in Canada-Siedlung und in der Hauptstraße, dort auch neuer Verwaltungssitz, Pflegeheim, Modernisierung im Europaring) vorsorglich von 35 auf 40 Millionen Euro erhöht.

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