Zweibrücken Bio-Anteil in Kita-Mittagessen steigt erneut

Zweibrücken · Kinder saßen zwar nicht im Saal, standen aber im Mittelpunkt der jüngsten Stadtratssitzung: In gleich elf Tagesordnungspunkten ging es um Kinder und Jugendliche.

 Die Ganztagsschüler der Albert-Schweitzer-Schule (Archivbild) werden zum Mittagessen auch nächstes Jahr in den Ernstweilerhof laufen.

Die Ganztagsschüler der Albert-Schweitzer-Schule (Archivbild) werden zum Mittagessen auch nächstes Jahr in den Ernstweilerhof laufen.

Foto: Lutz Fröhlich

Wann endlich bekommt die Albert-Schweitzer-Schule in Ernstweiler passende Räume für ihren Ganztagsschulbetrieb? Bereits im April 2021 hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, die Schule umzubauen, um zum Schuljahr 2022/23 das freiwillige Ganztagsangebot zu starten. Letzteres passierte zwar – aber umgebaut ist noch nichts.

Schuldezernentin Christina Rauch (CDU) erklärte am Mittwochabend im Stadtrat bei der Vergabe der Mittagsverpflegung für das Schuljahr 2023/24, das Essen für die Schweitzer-Schule sei teurer als für die anderen fünf Zweibrücker Ganztagsschulen, „weil nicht in der Schule gegessen werden kann“: Die Kinder laufen mittags in den Ernstweilerhof.

Thorsten Gries (SPD) fragte deshalb nicht nur nach der Zahl der Kinder, die derzeit in Ernstweiler das Mittagessen nutzen (Rauch: „circa 100“) – sondern auch, wie weit die Abstimmung mit der Landesbehörde ADD sei für die An- oder Umbauten (dabei soll auch ein Speisesaal entstehen). Der Baudezernent, Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) versuchte das Thema abzulenken mit dem Hinweis, daraus mal einen eigenen Tagesordnungspunkt zu machen. Rauch aber antwortete Gries, die Zustimmung der ADD zur Raumplanung „liegt uns seit 12.9.2022 vor“. Er wolle „im nächsten Bauausschuss“ informieren, konkretisierte Wosnitza daraufhin. Worauf Rolf Franzen (CDU) erinnerte, er habe „schon im vorletzten Bauausschuss angeregt, die Planung vorzustellen. Wenn ich jetzt höre, dass die Zustimmung der ADD seit zehn (!) Monaten da ist, wird es Zeit!

Der Stadtrat vergab alle Mittagsverpflegungs-Aufträge einstimmig. Weil in Ernstweiler die Kinder zu Fuß zum Essen laufen können müssen, gab es hier keine Ausschreibung, sondern eine „Verhandlungsvergabe“, erneut an die Firma „Festlicht Sandra Matheis UG“, gegessen wird im Ernstweilerhof. Das Essen kostet pro Kind insgesamt 8,36 Euro (3,90 fürs Essen plus 4,46 Euro Raumkosten). Die Zweibrücker Firma ist als Pächter der Festhalle bekannt. Bei den Ausschreibungen fürs Mittagessen in den anderen fünf Grundschulen gab es jeweils nur einen (ebenfalls bereits bewährten) Bieter: Die Zweibrücker „DSG Betriebs- und Schulverpflegungs GmbH“. Die neuen Essenspreise betragen in den beiden Grundschulen (Hilgard-Schule und Pestalozzi-Schule) 4,35 Euro. 4,90 Euro sind es in Herzog-Wolfgang-Realschule plus, Helmholtz-Gymnasium und Canadaschule, „weil ältere Kinder mehr essen“, erläuterte Rauch den Preisunterschied.

„Wir sind Jahr für Jahr bestrebt, die Qualität anzuheben“, sagte Rauch. Denn: „Gute Bildung fängt mit gutem Essen an.“ So wird im dritten Schuljahr hintereinander der vorgeschriebene Bio-Mindestanteil an den verwendeten Produkten erhöht: Von zunächst 20 auf zurzeit 30 und kommendes Schuljahr 35 Prozent. Wie schon seit zwei Schuljahren (wir berichteten) gibt es zahlreiche weitere Qualitätsanforderungen wie Regionalität, fett- und salzarme Zubereitung oder keine Verwendung von Gentechnik. Weiterhin stehen auch täglich zwei Hauptgerichte zur Wahl: „vollwertige Mischkost“ oder vegetarisch.

Es gebe „sehr positive Rückmeldungen“ auf das Essensangebot, so Rauch. Walter Rimbrecht (SPD) fragte angesichts der Vorgabe, täglich eine Salat-Beilage oder ein Salat-Buffet anzubieten: „Wie viel Salat wird weggeschmissen? Ich habe viel Erfahrung mit kleinen Kindern – die essen Gemüse mehr!“ Rauch antwortete: „Natürlich wird auch Gemüse angeboten. Das Essen ist mit den Schulgemeinschaften abgestimmt, aber ich nehme die Fragestellung mit in die nächste Evaluation.“

Vier Tagesordnungspunkten waren Aufträgen zum Digitalpakt Schule gewidmet, mit dem die digitale und technische Infrastruktur verbessert wird. Als jeweils günstigster von zwei Bietern übernimmt „E-Technik Sascha Müller“ (Dellfeld) die Elektroinstallationsarbeiten an der Grundschule Breitwiesenschule für 67 000 Euro (Zahlen gerundet), für 63 000 Euro an der Grundschule Thomas-Mann-Schule und für 57 000 Euro an der Canadaschule.

Diese Aufträge vergab der Rat ebenso einstimmig wie er die Auftragserhöhung an die gleiche Firma um 27 Prozent auf 185 000 Euro für die Elektroinstallationsarbeiten im Helmholtz-Gymnasium genehmigte. Diese Mehrkosten sorgten allerdings für Kritik bei mehreren Ratsmitgliedern. Denn erst auf der Baustelle stellte sich heraus, dass etliche Arbeiten erforderlich waren, die nicht in der Ausschreibung standen. Schuldezernentin Rauch erklärte dies damit, dass die Stadt sich aus Kostengründen bemühen wollte, so viel vorhandene Infrastruktur wie möglich zu integrieren. „Dann hat sich rausgestellt, dass weitere Maßnahmen nötig sind.“ FWG-Fraktionschef Kurt Dettweiler, Gries und Franzen kritisierten dennoch, das mit der Ausschreibung beauftragte Ingenieurbüro hätte vorher genauer hinschauen müssen. Udo Brünisholz (FWG) bat sogar Regress-Forderungen zu prüfen. Rimbrecht bezeichnete die jetzigen Erhöhungen als notwendig und gut erläutert – „etwas merkwürdig“ sei aber, dass erst spät bemerkt wurde, auch die Mehrzweckhalle am Helmholtz (ehemalige Alte Feuerwache) digital zu ertüchtigen.

Wie von Haushaltskommission und Jugendhilfeausschuss empfohlen (wir berichteten ausführlich), hat der Stadtrat die für unter Zweijährige erhobenen Kita-Gebühren erhöht, von 160 auf 200 Euro monatlich im Standardfall. Dagegen stimmten nur die drei FWG-Mitglieder. Kurt Dettweiler begründete dies: „Bei der Grundsteuer-Erhöhung hatten wir mit Wut zugestimmt, aber gleichzeitig gesagt: Keine weiteren Erhöhungen!“ Dass Pirmasens den Haushalt auch ohne Grundsteuer-Erhöhung genehmigt bekommen habe, „hat mich ein bisschen gewundert“. Bürgermeister und Jugenddezernent Christian Gauf (CDU) verteidigte die Kita-Erhöhung als „moderat“ und angesichts des städtischen Schuldenbergs als „notwendig“.

Entsprechend änderte der Rat auch die Kindertagespflege-Satzung und die Kindertagesstättenordnung, darin wurden auch neue Namen von Kitas angepasst. Zudem gab es kleinere redaktionelle Änderungen.

Schon seit Ende 2022 hat Zweibrücken eine Kinderfeuerwehr für Sechs- bis Zehnjährige. Der Gründung stimmten jetzt alle Ratsmitglieder zu. Mit der Bambini-Feuerwehr hofft Wosnitza, frühzeitig Nachwuchs zu gewinnen – denn im Jugendfeuerwehr-Alter hätten viele junge Leute oft schon zu viele andere Hobbys.

Selbst beim Tagesordnungspunkt Spenden ging es diesmal um Kinder: Der Förderverein „Round Table 109 Zweibrücken“ spendierte 55 Warnwesten für Kinder der Lern- und Spielstube Schwalbenstraße sowie der Kita Regenbogen (Wert: 165 Euro) – der Förderverein der Kita „Hand in Hand“ Faltpavillons, Ukulelen und Ukulelenständer (929 Euro) – Anna Katharina und Alexander Nentschel der neuen Kita Weltentdecker (Gabelsbergerstraße) 500 Euro für Kauf und Pflanzen eines Baumes. Der Rat bewilligte freudig alle Spenden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort