Frauenanteil ist deutlich gesunken OB Wosnitza warnt Stadträte vor Filterblasen

Zweibrücken · „Hören Sie sich die Bürger an – auch die, die nicht Ihrer Meinung sind!“ SPD verzichtet für Linken auf einen ihrer Sitze im Sozialausschuss.

 Ungewöhnlich dafür, dass kein vorher spannend klingendes Sachthema auf der Tagesordnung stand: Auch die Zuschauerränge (hinten im Bild) waren bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrats voll besetzt.

Ungewöhnlich dafür, dass kein vorher spannend klingendes Sachthema auf der Tagesordnung stand: Auch die Zuschauerränge (hinten im Bild) waren bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrats voll besetzt.

Foto: Lutz Fröhlich

Nicht mit Handschlag verpflichtet, sondern auch mit einer eindringlichen Rede hat Oberbürgermeister Marold Wosnitza die am 26. Mai neu gewählten 40 Stadtratsmitglieder begrüßt.

„Ich freue mich sehr, dass wir die nächsten fünf Jahre konstruktiv und intensiv zusammenarbeiten werden“, sagte Wosnitza (SPD), und diese Eingangsworte waren wohl auch als Appell zu verstehen. „Die Entwicklung der Stadt liegt in Ihren Händen, es gibt wichtige Aufgaben, dieser Verantwortung müssen Sie alle gerecht werden.“ Dabei finde er wichtig: „Hören Sie sich die Anliegen der Bürger an – auch die, deren Meinung sie nicht teilen!“ Man sei heute „schnell geneigt, sich in seiner eigenen Blase zu bewegen und außerhalb davon nicht genug mitzubekommen“, warnte Wosnitza vor Facebook-Algorithmen: „Es gibt nicht nur Facebook, sondern auch die Welt draußen! Viele Bürger sind nicht auf Facebook vertreten – auch bei denen sollten Sie hinhören und ihre Interessen vertreten.“

Wosnitza bat außerdem die sechs Fraktionen und drei weitere Listen (so viele gab es im Stadtrat noch nie): „Die Zukunft der Stadt muss im Mittelpunkt stehen, nicht Partei- oder Individualinteressen.“

Der neue Stadtrat habe „eine gute Mischung aus Jung und Alt und den wesentlichen gesellschaftlichen Gruppen“, freute sich Wosnitza – „mit einer Ausnahme: Der Stadtrat ist deutlich männlicher geworden. Der Frauenanteil ist von 40 auf 30 Prozent gesunken. Das bedauere ich persönlich sehr, weil es gegen den gesellschaftlichen Trend geht.“ Was Wosnitza nicht sagte: Der gesunkene Frauenanteil liegt vor allem daran, dass die vor fünf Jahren noch mit einer Frau und einem Mann in den Rat gewählte AfD diesmal mit vier Männern frauenlos vertreten ist. Bei den mit je elf Sitzen größten Fraktionen ist der Frauenanteil bei der CDU (fünf Frauen) deutlich höher als bei der SPD (drei Frauen).

Ohne Wortmeldungen glatt durch gingen in der Ratssitzung am Mittwochabend die Ausschuss-Besetzungen. Nur Aaron Schmidt (Die Partei) stimmte jeweils dagegen und Barbara Danner-Schmidt (Grüne) enthielt sich. Die Vertreter der drei Listen, die mit jeweils nur einem Sitz keinen Fraktionsstatus haben, gingen bei der rechnerischen Verteilung der Ausschussitzung leer aus. Allerdings benannte die SPD für einen der vier ihr zustehenden Sozialausschuss-Sitze den Linken-Stadtrat Bernd Ringle. SPD-Fraktionschef Stéphane Moulin erläuterte dazu am Donnerstag auf Merkur-Nachfrage, dies sei ein Ergebnis der Gespräche mit anderen Listen (darunter Die Linke), welche die SPD geführt habe. Und die SPD-Fraktion habe gewollt, das Ringle „die Möglichkeit hat, in einem Fachausschuss mitzuarbeiten“.

Bei weiteren Gremien-Wahlen musst drei Mal das Los entscheiden, weil je zwei Fraktionen rechnerisch den gleichen Anspruch auf einen Sitz hatten: für die interkommunale ZEF-Versammlung (Zweckveband Entwicklungsgebiet Flugplatz) sowie die Sparkassen-Verbandsversammlung gewann die SPD gegen die CDU, beim UBZ-Verwaltungsrat die FWG gegen die AfD.

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