Bauprojekt „Quartier Alte Brauerei“ Stadtrat weist die Anwohner-Bedenken zurück

Zweibrücken · Investor Schenk verzichtet rechtssicher auf eine Etage bei dem umstrittensten geplanten Mehrfamilienhaus auf Ex-Brauereigelände.

 Begehung mit Investor Schenk

Begehung mit Investor Schenk

Foto: Jan Althoff

Die Pläne von Manfred Schenk für ein Hotel, Pflege-Einrichtungen und Mehrfamilienhäuser auf dem früheren Zweibrücker Parkbrauerei-Grundstück haben am Mittwochabend eine wichtige Hürde überraschend klar genommen. Nachdem es im Bauausschuss beim Zurückweisen der Einwände von Nachbarn noch mehr Enthaltungen als Ja-Stimmen gegeben hatte, war mit die Entscheidung des 40-köpfigen Stadtrats gestern mit Spannung erwartet worden. Doch das Ergebnis war eindeutig: keine Gegenstimme und nur noch fünf Enthaltungen (die Grünen und Elisabeth Metzger, CDU).

Dafür waren vor allem zwei Gründe ausschlaggebend. Erstens: Die (auch von den Grünen geteilte) Freude darüber, dass ein innerstädtischer „Schandfleck“ neu entwickelt wird. Zweitens: Investor Schenk hat (wir berichteten exklusiv vorab) das rechte der oben geplanten vier Mehrfamilienhäuser von drei auf zwei Geschosse (jeweils plus Staffelgeschoss) reduziert. Dies wird nun auch im Bebauungsplan festgeschrieben. In dem Planverfahren werden als nächster Schritt die Unterlagen öffentlich ausgelegt, noch einmal Träger öffentlicher Belange (TöB) beteiligt, Stellungnahmen abgewogen und am Ende entscheidet der Stadtrat, ob der Bebauungsplan Rechtskraft erlangt. Infolge der bisherigen TöB gab es nur wenige kleinere Änderungen (etwa zum Umsiedeln von Mauereidechsen), die der Rat ohne Enthaltungen billigte.

Der Anwohner-Initiative aus Park- und Villenstraße reicht das Entgegenkommen Schenks allerdings nicht, obwohl dazu auch gehört, dass der Bebauungsplan nun auch Mindestabstände von 9,8 bis 12,9 Meter zu den Nachbarn festschreibt. Schon beim Vor-Ort-Termin kurz vor der Ratssitzung hatten sie mit Luftballons demonstrieren, wie hoch die Häuser würden (Schenk bezweifelte das allerdings). Und nach den Beschlüssen bekam im Rat noch Marcus Dury als Anwohner-Vertreter das Wort. Er kündigte weiteren Widerstand an: „Wir sind entschlossen, gegen etwas vorzugehen, was so weitgehend nicht nötig wäre.“ Auch die Anwohner seien froh, dass Schenk mit Hotel und Pflegeeinrichtungen den Brauerei-Schandfleck beseitigen wolle – doch die Mehrfamilienhäuser wären „eine städtebauliche Katastrophe“ (weil von vielen Bereichen der Stadt aus zu sehen) und störten die Wohnqualität der Nachbarn.

Schenk hatte zuvor auf die Frage von FDP-Fraktionschefin Ingrid Kaiser, was passiere, „wenn wir diesen großen Häusern nicht zustimmen“, geantwortet: „Dann gehe ich!“ Ohne die Wohnhäuser (oder auch mit Höhen-Reduktion der drei Viergeschosser) würde sich das Gesamtprojekt nicht mehr rechnen. Allein das Grundstück habe 1,1 Million Euro gekostet, zudem seien aufgrund der Hanglage teure Felsarbeiten erforderlich. Schenk appellierte an den Rat, das Projekt „nicht scheitern zu lassen, nur weil acht von 35 000 Zweibrückern dagegen sind“.

„Persönlich verstehe ich die Bedenken der Anwohner“, hatte schon vorher SPD-Fraktionschef Stéphane Moulin gesagt, „niemand hat gerne, dass bei ihm nebenan was gebaut wird“. Doch für ganz Zweibrücken wichtiger sei, dass sich nach 20 Jahren endlich etwas Sinnvolles auf diesem wichtigen Grundstück entwickele. Und die Sicht aus der City auf die Mehrfamilienhäuser werde sicher besser sein als auf die Brauerei-Ruinen.

CDU-Fraktionschef Christoph Gensch fragte, ob man nicht besser das Wäldchen (er sehe nur „Stangengehölz“) ganz oben teilweise aufgeben solle, um dort Ein- und Zweifamilienhäuser zu planen, das habe Schenk doch zunächst selbst statt der Mehrfamilienhäuser geplant. Schenk antwortete, über den ökologischen Wert des Wäldchens könne man ja unterschiedlicher Meinung sein – doch nach dem Wirbel um seine weitgehenden Baumfällungen weiter unten hätten Untere und Obere Naturschutzbehörde (UBZ und SGD Süd) sowie Naturschutzverbände eindeutig schriftlich klar gemacht, dass da oben nichts mehr machbar sei. Was SPD-Fraktionsvize Thorsten Gries nach eigenen Behörden-Anfragen bestätigte.

FWG-Fraktionsvize Gerhard Hemmer fragte nach den Kosten für die Erschließung der Parkstraße (die als Zufahrt oben breiter werden muss.) „Vom Grundsatz her werden wir die Straße bauen und bezahlen“, antwortete Schenk – ob auch jetzige Anwohner etwas zahlen müssen, hänge davon ab, „wie die sich verhalten“. Baudezernent Henno Pirmann (SPD) bestätigte: „Normalerweise müssten auch Anwohner oben etwas zahlen – außer wenn Schenk eine Möglichkeit sieht, das privat zu machen.“ Was Initiativ-Sprecher Dury allerdings als Drohung kritisierte. Er bezweifelte auch Schenks Aussage, in den vier Häusern entstünden „in jedem Fall keine Eigentumswohnungen“, sondern nur für betreutes Wohnen und für Pflegepersonal. Der Bebauungsplan erlaubt alle Wohnzwecke.

 Vor seiner Sitzung machte sich der Stadtrat ein Bild von den Plänen oberhalb der alten Parkbrauerei. Die von Anwohnern installierten orangen Luftballons links im Hintergrund sollten die von ihnen kalkulierte mutmaßliche Höhe der oberen Häuser verdeutlichen, wurden aber vom Wind teilweise verweht.

Vor seiner Sitzung machte sich der Stadtrat ein Bild von den Plänen oberhalb der alten Parkbrauerei. Die von Anwohnern installierten orangen Luftballons links im Hintergrund sollten die von ihnen kalkulierte mutmaßliche Höhe der oberen Häuser verdeutlichen, wurden aber vom Wind teilweise verweht.

Foto: Jan Althoff
 Investor Manfred Schenk beantwortete viele Fragen zu seinen Plänen.

Investor Manfred Schenk beantwortete viele Fragen zu seinen Plänen.

Foto: Jan Althoff

Die Anwohner verärgert auch, dass sie und ihre Besucher künftig nicht mehr am Rand der Parkstraße parken dürfen und der Bürgersteig wegfällt, sagte Ines Lichtenberg nach dem Ortstermin dem Merkur. „Darüber sollte die Stadt nochmal nachdenken.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort