Zweibrücker Stadtrat will aber Fördergeld für Radwege-Ausbau an zwei anderen Stellen Der Rosenweg wird nicht asphaltiert

Zweibrücken · Der Stadtrat entscheidet trotz Kritik einiger Fahrrad-Freunde einstimmig: Nur zwei von vier Bereichen in Ost-West-Radweg-Achse werden ausgebaut.

 Der Rosenweg ist ein kombinierter Rad-und Fußweg. Der rote Brasche-Belag soll bleiben, obwohl er gerade bei Nässe unbequem ist. Doch der Stadtrat schätzt die Naturnähe und will nicht durch Asphalt zum Rasen verführen.

Der Rosenweg ist ein kombinierter Rad-und Fußweg. Der rote Brasche-Belag soll bleiben, obwohl er gerade bei Nässe unbequem ist. Doch der Stadtrat schätzt die Naturnähe und will nicht durch Asphalt zum Rasen verführen.

Foto: Nadine Lang

Die ursprünglich erhoffte schnelle große Lösung für den Radwege-Ausbau in Zweibrücken ist endgültig vom Tisch. Statt einer durchgängigen Ost-West-Verbindung vom Rosenweg bis zur Homburger Straße beantragt die Stadt beim Bundesprogramm „Stadt und Land“ lediglich den Ausbau der beiden mittleren Teilstücke Kohlenhofstraße (geschätzte Baukosten rund 378 000 Euro) sowie Gestütsallee (213 000 Euro).

Mit dem einstimmigen Beschluss folgte der Stadtrat in seiner regulären Februar-Sitzung der Empfehlung von Bauausschuss und Stadtverwaltung (wir berichteten), auf den Ausbau der Abschnitte Rosenweg und Homburger Straße zu verzichten. Die Einstimmigkeit bedeutet allerdings nicht, dass alle wirklich glücklich mit der Entscheidung wären. Denn Politiker und Radfahrer sind sich einig: Gerade bei der von Autos und Lastern viel befahrenen Homburger Straße wäre ein richtiger Radweg ein erheblicher Sicherheits- und Komfort-Gewinn. Dieser Verzichts-Beschluss fiel deshalb besonders schwer. Doch wurde er weder im Bauausschuss noch im Stadtrat noch von Fahrrad-Aktivisten infrage gestellt. Denn klar ist: Mit dem Bundesprogramm wäre dieser 2,5 Millionen Euro teure Abschnitt nicht finanzierbar, denn die Maßnahme müsst bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Weil bis dahin aber auch eine Autobahn-Sperrrung (zum Bau der Lärmschutzwand) ansteht, ist die Homburger Straße auch noch als Umleitungsstrecke gefragt, kann also nicht gleichzeitig Großbaustelle werden.

Auch der neue und erste Zweibrücker Radverkehrsbeauftragte Klaus Fuhrmann (SPD-Ratsmitglied) äußerte sich entsprechend. Und hob hervor: „Zweibrücken ist jahrelang als autogerechte Stadt ausgebaut worden – wir können uns nicht auf einen Schlag zur fahrradfreundlichen Stadt machen.“

Ähnlich sprach Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann: Eine durchgängige Ost-West-Achse hätte einen wünschenswerten „Quantensprung für den Radverkehr in Zweibrücken bedeutet“, aber er „schätze auch kleine Verbesserungen“. Er hoffe, dass die prinzipiell „perfekte Planung“ für die Homburger Straße irgendwann mit einem anderen Fördertopf umsetzbar sein wird. Bis dahin regte Pohlmann an zu prüfen, ob man zumindest einen Schutzstreifen für Radler auf die Straße zeichnen könne.

CDU-Fraktionssprecher Pascal Dahler nannte es „unglücklich gelaufen“, dass man trotz der bekanntlich kurzen Förderfrist das Fachbüro auch aufwendig mit der Homburger Straße beschäftigt habe, nannte aber auch weitere Radverkehrs-Verbesserungen eine „Aufgabe für uns alle“.

Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) kündigte die Prüfung weiterer Verbesserungen für Radfahrer in Zweibrücken an – unabhängig von dem aktuellen, an bestimmte Kriterien gebundenen Förderprogramm. Als Beispiele nannte der OB die Anbindung von Mörsbach und den Bereich am Nagelwerk Ixheim.

Während der Verzicht auf den Radwege-Ausbau an der Homburger Straße unstrittig war, war mit Spannung erwartet worden, ob der Stadtrat der Bauausschuss-Empfehlung folgt, auch den Rosenweg nicht auszubauen. An dieser Empfehlung hatte es nämlich öffentlich Kritik gegeben. Während die Ausschussmitglieder ein Asphaltieren des Rosenwegs ablehnten, damit er weiter „naturnah“ wirke und der Braschebelag für Fußgänger angenehmer sei (es handelt sich um einen kombinierten Rad-/Fußweg), argumentierten einige Bürger auf der Merkur-Facebookseite, auch für Fußgänger wäre es angenehmer, bei Trockenheit keinen Staub schlucken zu müssen und bei Nässe nicht durch Pfützen stiefeln zu müssen.

Und Bernd Lohrum, Initiator der neuen ADFC-Ortsgruppe Zweibrücker Land (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) sowie Organisator des Zweibrücker „Stadtradelns“ (gemeinsam mit Anke und Klaus Fuhrmann), kritisierte in einem Brief die Zweibrücker Kommunalpolitiker als „große Bremser“: „Wo selbst die Stadt Pirmasens es fertigbringt Radwege auszuweisen, werden in Zweibrücken unbegründete Bedenken und polemisierende Befürchtungen als Argument genommen, den längst fälligen Ausbau des Rosenwegs abzulehnen.“ Der ADFC-Vertreter schrieb weiter: „Wenn unsere Ausschussmitglieder meinen, dass ein bei Regen sehr ungern benutzter Weg ,naturnah‘ sei, mag das ja eine ganz persönliche Auffassung von Naturnähe sei. Aber dass die Gestaltung eines Weges zu einem ganzjährig benutzbaren Weg gegen die Interessen der BürgerInnen wäre, kann sich mir nicht erschließen. Auch die Unfallgefahr durch ,rasende Radfahrer‘ gehört ins Reich der Märchen: Wie viele Kinder wurden denn in den letzten Jahren auf dem gut ausgebauten und viel stärker frequentierten Bliestalradweg von ,rasenden Radlern‘ verletzt oder gar getötet?“ Zudem bezeichnete es Lohrum die Behauptung als „lächerlich“, dass das Schwarzbach-Ufer bei einem Radweg-Ausbau zwingend mit einem Geländer geschützt werden müsse: „Die entsprechenden Gestaltungsvorschriften sehen ein Geländer nur dann zwingend vor, wenn eine Kante höher als 20 Zentimeter ist und weniger als ein Meter vom Weg entfernt liegt. Das ist am Rosenweg praktisch nirgends der Fall! Und selbst dann darf ein Geländer auch durch ein ausreichend hohes dornenfreies Gebüsch ersetzt werden.“

Leider gebe es zu der Führung über den Rosenweg keine wirkliche Alternative, so Lohrum: „Der Rosenweg ist in das überregionale Radwegenetz eingebunden; wie gut das aussieht und wie gut das funktioniert sieht man in seiner Verlängerung in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. Dort nutzen den Weg Radfahrende, FußgängerInnen, Rollstuhl- und Rollatorfahrende, Eltern mit Kinderwagen und HundebesitzerInnen. Obwohl (oder gerade weil) der Weg dort asphaltiert ist, ist er von allen gut zu nutzen und ein attraktiver Weg ohne Unfallrisiken! Naturnah ist er allemal.“

Im Stadtrat kam Lohrums Brief allerdings gar nicht gut an. Grünen-Chef Pohlmann erhielt starken Applaus für seine Kritik, dass Lohrum Verwaltung und Ratsmitgliedern Ignoranz und Inkompetenz unterstelle. Die Argumente Lohrums wurden nahezu nicht diskutiert. Nur Bürgernah-Fraktionschef Dirk Schneider unterstützte Lohrum: Am Schwarzbach-Radweg bei Contwig und im Bliestal gebe es auch kein Geländer: „Haben wir andere Gesetze? Oder fällt man in Zweibrücken anders ins Wasser?“ Und der rote Brasche-Belag des Rosenwegs werde bei Überflutungen immer wieder weggeschwemmt: „Der Schwarzbach-Abschnitt in Zweibrücken ist am schlechtesten!“

Radverkehrsbeauftragter Fuhrmann hatte schon vor Schneiders Wortmeldung angeregt, „Schlaglöcher“ im Rosenweg zu beseitigen – und einen Radweg zum Vorort Mörsbach zu schaffen: „Durch die Entfernung der dritten Fahrspur wäre Platz für einen Fahrradstreifen.“ Zudem erinnerte Fuhrmann daran, dass in den nächsten Jahren viele Straßen in Zweibrücken ausgebaut werden: „Ich werde mich dabei für die Interessen der Radfahrer einsetzen“. Von Lohrums Kritik distanzierte sich Fuhrmann, diese sei „nicht konstruktiv“.

AfD-Fraktionschef Harald Benoit regte eine bessere Verkehrsführung für Radfahrer aus Richtung Ixheim zur Alten Ixheimer Straße an.

Oberbürgermeister Wosnitza kündigte an, beim Rosenweg prüfe die Verwaltung, „wie man das Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und zu den Schrebergärten fahrenden Autos verbessern kann“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort