Stadträte entsetzt über Abrissgefahr

Zweibrücken · Die Zweibrücker Stadtspitze sieht keine Möglichkeit, den Denkmalschutz für den Rosengarten noch zu verhindern. Wichtig werde nun, ihn „engagiert und positiv“ zu begleiten. Es sei aber verfrüht, über einzelne Maßnahmen zu spekulieren.

Die rheinland-pfälzische Denkmalschutz-Behörde hat beim neuen Zweibrücker Rosengarten-Eingang eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen. Im Merkur vom Donnerstag hatte Landeskonservator Joachim Glatz es nicht ausgeschlossen, dass der gläserne Eingang zurückgebaut werden müsse. Grundsätzlich sei langfristiges Ziel, dass der Park "eher wieder so aussehen soll wie nach dem Krieg".

Doch die Landesdenkmalpflege war intensiv in die Entscheidung über den (2008 eröffneten) modernen Neubau eingebunden. Glatz' Vorgängerin Brigitta Enders hatte Ende 2006 in unserer Zeitung erklärt: "Für historizierendes Bauen haben Denkmalpfleger nur in ganz, ganz seltenen Fällen ein offenes Ohr, zum Beispiel bei Krieg, Unglücken oder wenn es aus statischen Gründen erforderlich ist. Hier finde ich das nicht vertretbar." Einen neu zu bauenden Eingang bewusst auf alt zu trimmen, wäre "ein bisschen peinlich". Und in hundert Jahren wollten die Denkmalschützer ja auch zeittypische Bauten aus der heutigen Zeit vorfinden.

"Schilda lässt grüßen"

 Der Garteneingang in der Nachkriegszeit. Fotos: UBZ/Rosenfreunde

Der Garteneingang in der Nachkriegszeit. Fotos: UBZ/Rosenfreunde

Damals lag zwar noch nicht der Entwurf für die nach langen Debatten gewählte Architektur vor - der damalige Zweibrücker Baudezernent Kurt Dettweiler (heute FWG-Fraktionschef) sagt aber, nach seiner Erinnerung habe es nie Kritik der Landesdenkmalbehörde an der endgültigen Lösung gegeben. Die (von Glatz als nicht vordringlich bezeichneten) Abriss-Erwägungen kommentiert Dettweiler, er könne nur den Kopf darüber schütteln, "wenn man auch nur im Entferntesten über so einen Quatsch nachdenkt - sollen wir dann auch den schäbigen Jägerzaun neben dem Eingang wieder aufbauen und die Veranstaltungsbühne entfernen?!"

Auch für den von Glatz noch bis Ende 2015 angekündigten Denkmalschutz an sich hat Dettweiler wenig Verständnis. So habe es früher nur Beton-Pflanzringe gegeben: "Heute haben wir bessere Materialien. Wollen wir dahin zurück?"

SPD-Fraktionschefin Sabine Wilhelm verweist wie auch Dettweiler auf die geschaffene Barrierefreiheit, die denkmalschutzgerechte Umbauten gefährden könnten. Der Rosengarten sei "ein lebendiger Park, der sich entwickeln können muss", hält Wilhelm es für falsch, die Nachkriegszeit als Gestaltungsziel zu nehmen. "Wer will das?", kann sich Wilhelm auch keine Bürger-Akzeptanz hierfür vorstellen. "Die Rosengarten-Entwicklung ist ein Teil der Stadtgeschichte. Jeder, der hier aufgewachsen ist, hat erlebt, wie der Park sich verändert hat" und behutsam an zeitgemäße Bedürfnisse angepasst wurde. Der Rosengarten sei "kein Museum, sondern ein Park für Menschen". Wilhelm will deshalb am Montag mit ihrer Fraktion diskutieren, ob man den Denkmalschutz hinnimmt - oder prüft, dagegen vorzugehen. Man könne auch Glatz in den Stadtrat einzuladen, damit er seine Vorstellungen erläutert. "Vielleicht kann man auch über Denkmalschutz nur für Teilbereiche des Rosengartens reden." Ein Abriss und Neubau des 1,3 Millionen Euro teuren Eingangs wäre für Wilhelm "grober Unfug, Schilda lässt grüßen". Zumal die Stadt beim Abriss den 80-Prozent-Zuschuss der EU zurückzahlen müsste.

Auch CDU-Fraktionsvize Christian Gauf hätte "für einen Abriss kein Verständnis: Der Eingang war von Experten geplant, ist zweckdienlich, hat einiges gekostet - die rausgeschmissenen Steuergelder könnte man keinem Bürger erklären." Bedenken hätte die Landesdenkmalpflege vor dem Bau äußern müssen. Der Stadtrat habe zwar einhellig gegen Denkmalschutz für den Rosengarten votiert, weil Gartenmeister Heiko Hübscher überzeugende Argumente vorgetragen habe und "wir uns durch Denkmalschutz nicht gängeln lassen wollen" bei der weiteren Entwicklung des Parks, erinnert Gauf. Da die Landesbehörde das letzte Wort habe, sehe er aber keine Chance, den Denkmalschutz noch zu verhindern.

Der Beigeordnete Henno Pirmann (als gestern ranghöchster Vertreter der Stadtspitze) zeigte sich auf Merkur-Anfrage gelassen. So wolle der Landeskonservator sicherlich keinen schnellen Abriss: "Wenn in 30, 40 Jahren mal wieder ein neuer Eingang gebaut wird, kann man ihn ja vielleicht wie vor 40, 50 Jahren bauen. Das ist heute aber alles Spekulation, bevor die Gutachten vorliegen", die Glatz für ein Denkmalschutz-Konzept beauftragen will. Die Stadt sei zwar gegen den Denkmalschutz gewesen: "Aber wenn die obere Behörde der Meinung ist, er muss kommen, dann kommt er." Jetzt wolle die Stadt den Denkmalschutz "offen, engagiert und positiv begleiten". Ziel: "ein einvernehmlich von allen getragenes Konzept". Kann sich das hoch verschuldete Zweibrücken die Mehrkosten durch Denkmalschutz überhaupt leisten? Der SPD-Politiker: "Zahlen sind im Moment reine Spekulation. Aber man wird sicher die Lage der Stadt berücksichtigen." Denkmalschutz heißt für den gärtnerischen Leiter des Zweibrücker Rosengartens, Heiko Hübscher, "Bestandsschutz und nicht Rückbau von Bestehendem". Damit ist der Stadtgartenmeister "überrascht", dass Landeskonservator Joachim Glatz den Rückbau des sieben Jahre alten Eingangs erwägt. "Nur wenn wir zum Beispiel den Eingang umbauen wollen, müssen wir uns an die Vorgaben des Denkmalschutzes halten." Hübscher folgert seine Einschätzung des Denkmalschutzes aus einem Gespräch mit Mitarbeitern der Generaldirektion Kulturelles Erbe, der Landesregierung und Gartenbauexperten im Herbst 2014. Diese hätten eine Unterschutzstellung des Rosengartens empfohlen. Der Rosengartenbetreiber, der Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken , könne entweder dagegen, oder mit der Denkmalbehörde zusammenarbeiten, sagt Hübscher. "Wir wollen mit der Behörde zusammenarbeiten."

Als Grundlage diene ein noch zu erstellendes Parkpflegewerk, das ein externes Büro erarbeite. Der Zweibrücker Gartenexperte, der in Deutschland und dem benachbarten Ausland für Vorträge eingeladen wird, hat keine Probleme, dass ein Außenstehender den Plan erarbeitet: "Das ist üblich."

Nach Hübschers Verständnis ist es das Anliegen der Denkmalschützer, die Strukturen des Rosengartens zu erhalten. Beispielsweise die eckig angelegten Themengärten oder die runden Betonringe um Beete. "Das soll so erhalten bleiben." Wie die Rosengartenbetreiber mit der Behörde zusammenarbeiten, beschreibt Hübscher am Beispiel einer aus Krankheitsgründen gefällten Birke im Bereich der Themengärten. "Wir wollten schon wieder einen Baum pflanzen. Die Denkmalschützer sagten, dass wir eine Birke pflanzen sollen. Das werden wir auch machen." Bei künftigen Änderungen werde man sich ebenso verhalten.

Hübscher sieht mögliche Fördertöpfe nicht gut gefüllt. Deshalb erwarte er keinen Anstieg der Umbaumaßnahmen. "Durch das Parkpflegewerk bekommen wir auch Hilfestellung, wie wir etwas machen können."

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