Stadtkapelle Zweibrücken und Purple Haze in Festhalle „Es war einfach grandios!“

Zweibrücken · Mehr als drei Stunden lang brachten am Samstagabend die Stadtkapelle Zweibrücken und die Rockband Purple Haze die ausverkaufte Festhalle zum Beben und ihr Publikum zum Kochen. 900 begeisterte Zuhörer trugen dazu bei, dass 21 300 Euro an die Palliativ- und Kinderschmerzstation der Uniklinik Homburg überwiesen werden.

 Mehr als drei Stunden lang rockten die Stadtkapelle Zweibrücken und Purple Haze, geführt von Björn Weinmann und Leadsänger Dirk Reichel, die Festhalle. 900 alte und neue Fans brachten die Festhalle zum Beben.

Mehr als drei Stunden lang rockten die Stadtkapelle Zweibrücken und Purple Haze, geführt von Björn Weinmann und Leadsänger Dirk Reichel, die Festhalle. 900 alte und neue Fans brachten die Festhalle zum Beben.

Foto: Cordula von Waldow

Die Frage „Zweibrücken, wollt ihr mehr Cross-Over?“ wurde mit einem ohrenbetäubenden „Ja!“ beantwortet. Nicht nur die Zweibrücker Stadtkapelle und die Rockband Purple Haze, auch das Zweibrücker Publikum hatte mit dem gemeinsamen Charity-Konzert zugunsten der Homburger Palliativ- und Kinderschmerzstation eine für alle bis dahin neue Musikform entdeckt. „Rock meets Brass“ – so hat die Festhalle vielleicht noch nie gebebt. 60 Herzblutmusiker und über 900 begeisterte Fans gaben sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Lautstärke, so dröhnend gellten die Begeisterungspfiffe und klatschten die Hände.

Nicht nur das Publikum feierte seine Stars – die beiden doch so unterschiedlichen Musikformationen zelebrierten sich und ihre Musik mehr als drei Stunden lang auf der Bühne der Zweibrücker Festhalle. In den coronabedingten zwei Probejahren war viel mehr entstanden, als eine musikalisch-hörbare Harmonie, nämlich eine spürbare Freundschaft. Für den guten Zweck, gemeinsam mit Initiator Thomas Füßler, der den für viele sehr emotionalen Abend mit spürbarem Herzblut moderierte, und dem 2018 gegründete Verein „We are One“ zur Unterstützung der Kinder-Palliativ-Station der Uniklinik Homburg.

Sichtlich gerührt und dankbar ob des Engagements der ehrenamtlichen Musiker, Sponsoren und Helfer wie der immensen Spendenbereitschaft des Publikums war auch der Leiter der Palliativstation, Professor Sven Gottschling. Er erklärte, was mit dem Geld passiert: Die Krankenkassen übernehmen selbst bei todkranken Kindern lediglich eine Basisversorgung und jegliches Mehr an Therapie, Zuwendung oder Wunscherfüllung kann allein durch Spenden finanziert werden.

Dank eines Einzelsponsors, der mit einer Spende von 10 000 Euro das gesamte Konzert bezahlte, flossen alle weiteren Sponsoren-Gelder sowie die Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf und aus der Foto-Versteigerung vor Ort komplett in den guten Zweck: 21 300 Euro.

Der Stadtkapelle unter Leitung von Björn Weinmann gelang es sofort mit den ersten Takten, das Eis zu brechen und die Zuhörer zum Klatschen zu animieren und mitzureißen. Mit ihrem neuen Stück „Tetris“ spielten sie ihre Klangvielfalt aus und inszenierten akustisch die einzelnen Instrumenten-Familien. Leger in Jeans und schwarze T-Shirts gekleidet, griffen sie zudem optisch ihre spürbar neu gewonnene Freiheit und Lockerheit auf – ohne als musikalisches Aushängeschild der Stadt in ihrem hohen musikalischen und klanglichen Anspruch als das „Amateur-Orchester mit dem Profi-Sound“ nachzulassen.

Etwas, das sie mit Purple Haze verbindet. Nach dem mitreißenden Santana-Medley mit dem schmelzenden Saxophon-Solo von Caroline Weinmann schlug Dirk Reichel die erste Brücke. Der Sänger von Purple Haze wirkte als Solist mit bei „Englishman in New York“. Nach dem modernen „Super Mario“ mit seinen abgehackten Computer-Klängen bewies bei der Blues-Brothers-Revue Kapellmeister Björn Weinmann, dass er nicht nur den Taktstock meisterlich beherrscht, sondern auch sein Musikinstrument. Gellende Pfiffe belohnten sein schluchzend-jauchzendes Saxophon-Solo.

Dann durfte endgültig abgerockt werden: Sichtlich bewegt, brachten Purple Haze mit ihren Klassikern wie „Perfect Strangers“, „Warriors of the World“ oder „Hurricane“ das Publikum nicht nur auf den Stehplätzen im Parterre der Festhalle, sondern auch auf den Sitzen im Obergeschoss zum Kochen. Dazwischen dankte ein sich die Tränen wischender Dirk Reichel seiner Band, der Stadtkapelle, dem Publikum und den Organisatoren für diesen einmaligen, außergewöhnlichen und erinnernswerten Abend.

Und dann ging es richtig los! Der unvorstellbare Sound, für den alle gekommen waren – viele, ohne zu wissen, was sie wirklich erwartet: „Rock meets Brass!“ Ein ungeahnter Zusammenklang, ein Dialog zwischen rockiger Stimme, lodernder Gitarre und quirligen Blasinstrumenten. Die „Kutte“, die Dirk Reichel und Purple Haze Björn Weinmann – mit mittlerweile offenem statt gebändigtem Langhaar – auf der Bühne anzogen, zeigte, was alle längst fühlten: Hier spielt und dirigiert ein „Rocker“, der alle Genres gleichermaßen liebt und beherrscht. Und aus der Stadtkapelle einen völlig neuen Klang herauskitzelte, im Zusammenspiel mit den sechs Rockern Nico Kiefer (Gitarre/Gesang), Dirk Reichel (Gesang), Tobias Weißgerber (Keyboards/Gesang), Andreas Baltes (Bass), Marc-Oliver Mayer (Drums), Olaf Ehrmantraut (Gitarre/Gesang). Vom Medley „God save the Queen“ über die 80er-Kult-Tour zum Beispiel mit dem „Sternenhimmel“ bis zu dem viel gefeierten Deep-Purple-Medley mit „Smoke on the water“ oder „Highway Star“.

Sportlich wurde es besonders für das Erdgeschoss-Publikum mit „Jump“ von Van Halen. Kabarettistische Einlagen steigerten die Stimmung noch weiter. Was macht man mit einem Taktstock? Während die Zuhörer auf seine Animation reagierten, blickte die Stadtkapelle auf die Versuche von Dirk Reichel mit dem unbekannten Utensil tatsächlich unverständig. Das sollte wohl heißen: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“.

Doch dann kam der Höhepunkt, auf den die Musiker bereits seit Stunden fieberten: das Led-Zeppelin-Medley, das sie sich als persönlichen Höhepunkt des Abends aufgehoben hatten. Klar, dass danach alles überlaut nach Zugabe klatschte, pfiff, trampelte und schrie. „I love Rock ‘n‘ Roll“ ist wohl auch das neue Bekenntnis der Stadtkapelle. Doch die 60 Musiker und ihre rund 900 Zuhörer trafen sich uneingeschränkt bei dem Gänseaut-Titel „Music was my first love“.

Für Björn Weinmann, der seit über 50 Jahren in der Musikwelt verwurzelt ist, war das Konzert der bisherige Höhepunkt seiner Karriere. „Es war einfach grandios!“ Stephanie Kau war sichtlich überwältigt. Die 35-jährige Zweibrückerin sagte: „So habe ich mir das nicht vorgestellt.“ Sie kannte die Stadtkapelle und Purple Haze zwar einzeln, doch der Zusammenklang übertraf alle Erwartungen. Sie ergänzte: „Und dann noch für den guten Zweck.“ Monika Mischke kommentierte ergriffen: „Mensch, war das toll!“

 Auch mit Kutte gab Kapellmeister Björn Weinmann eine gute Figur ab.

Auch mit Kutte gab Kapellmeister Björn Weinmann eine gute Figur ab.

Foto: Cordula von Waldow

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