„Staatsbürger in Uniform war nicht auf einmal da“

Zweibrücken · In diesem Jahr wird die Bundeswehr 60. Aus diesem Anlass hat das Militärhistorische Museum einen Katalog aufgelegt, der mit 60 Objekten die Geschichte aufzeigt. Der Direktor des Museums, Oberst Matthias Rogg, präsentierte am Donnerstagabend in Zweibrücken einiges aus der Ausstellung.

Die Bundeswehr hat in diesem Jahr etwas zu feiern. 60 Jahre ist ihre Gründung her. Zum Geburtstag gibt es nun einen Katalog, herausgegeben vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, und die Sonderaustellung "60 Jahre - 60 Objekte".

"Wir hatten das Thema bis vor einem Jahr gar nicht richtig auf dem Zettel. Da die Zeit zu knapp war für die Vorbereitung einer Ausstellung, kam uns die Idee für den Katalog", erklärte der Direktor des Museums, Oberst Matthias Rogg. Der Professor präsentierte am Donnerstagabend auf Einladung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik mit seinem Referat "60 Jahre - 60 Objekte - 60 Minuten", einige Exponate im Offiziersheim der Zweibrücker Niederauerbach-Kaserne.

"Eigentlich hat die Bundeswehr nicht nur den 12. November 1955 als Geburtstag, sondern mit der Gründung des Bundesministeriums für Verteidigung und der Verwaltung eigentlich zwei weitere", so Rogg. Anschaulich führte der Militärhistoriker, der sein Abitur in Zweibrücken am Hofenfels-Gymnasium ablegte, durch die vergangenen 60 Jahre der Bundeswehr .

Kritisch wurden auch die weniger ruhmreichen Momente in der Geschichte der Bundeswehr betrachtet. Sei es ein Schützenpanzer, der nur nach Betrachtung eines Papp- und Sperrholzmodells gekauft wurde oder die Starfighter-Affäre ("größter Rüstungsskandal unseres Landes"). Auch ein Artikel aus dem Jahre 1964, vom damaligen Wehrbeauftragten Hellmut Heye, in dem vor einem Staat im Staate gewarnt wurde und die mangelnde Integration ehemaliger Wehrmachtssoldaten in die Bundesrepublik angemahnt wurde, steht in dem Buch. Dass sich die Bundeswehr aber auch positiv entwickelt hat, zeigt ein Dokument von 1970, in dem junge Offiziere eine Veränderung fordern. Sie forderten unter anderem mehr Kritikfähigkeit und mehr Erziehung zur Mündigkeit. "Heute kann man sagen das ist normal in der Bundeswehr , damals war es revolutionär", erklärte Rogg.

Neben militärischen Ausstellungsstücken finden sich auch politische in dem Katalog. Ein unscheinbares blaues Sakko steht für das Jahr 1999. Der damalige Außenminister Joschka Fischer trug es, als es am Parteitag der Grünen zu einer Farbbeutelattacke auf ihm kam, als er den Bundeswehr-Einsatz im Kosovo verteidigte. "Leider hat es Herr Fischer reinigen lassen, wir hätten es gerne mit der Farbe gehabt. Sollten Sie etwas Ähnliches besitzen, zeigen sie es zuerst uns - wir zahlen auch die Reinigung", merkte der Historiker schmunzelnd an.

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