Verdacht: Aufgetautes Fleisch als frisch deklariert Staatsanwaltschaft durchsucht Zweibrücker Schlachthof – Es gebe aber keine Gesundheitsgefahren
Zweibrücken · Nach einer Anzeige des Kreisveterinäramts Südwestpfalz hat die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach diese Woche den Schlachthof Zweibrücken durchsucht. Diese Merkur-Information bestätigte am Freitag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, die für Wein- und Lebensmittelstrafsachen in ganz Rheinland-Pfalz zuständig ist.
Ermittelt werde im Wesentlichen wegen des konkreten Anfangsverdachts gegen einen Verantwortlichen, dass tiefgekühltes Fleisch aufgetaut, aber trotzdem als frisches Fleisch verkauft wurde. Die Staatsanwaltschaft betonte allerdings unter Verweis auf die Missstände in einem nordhessischen Betrieb: „Wir haben hier keinen Fall wie Wilke.“ Denn es gebe keinerlei Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung. Der Sprecher warnte deshalb davor, von einem „Skandal“ zu sprechen: „Das ist einer von 285 Fällen, in denen wir dieses Jahr landesweit ermittelt haben.“
Bei der Durchsuchung (nach Merkur-Informationen am Dienstag) habe die Staatsanwaltschaft Unterlagen, aber kein Fleisch beschlagnahmt. Die Frage, ob das bei der Durchsuchung ebenfalls anwesende Veterinäramt Fleisch beschlagnahmt hat, beantwortete der Sprecher nicht, da dies eine andere Behörde sei. Auch auf die Frage nach Zeitraum und Umfang der mutmaßlichen Taten verwies der Sprecher auf das Veterinäramt. Das für die Stadt Zweibrücken zuständige Veterinäramt ist bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz, diese war am Freitagmittag auf Merkur-Anfrage nicht mehr erreichbar.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte aber, dass sie bei der Durchsuchung auf aufgetautes oder auftauendes Fleisch gestoßen ist, dass als Frischfleisch gekennzeichnet war. In der Regel könne die Staatsanwaltschaft, im Gegensatz zu Veterinäramtern, aber nicht präventiv tätig werden, sondern erst, wenn falsch etikettiertes Fleisch tatsächlich verkauft werde. Ob und wie viele solcher Fälle es gegeben hat, soll in den nächsten Wochen die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen ergeben. Ob es weitere strafrechtlich relevante Vorwürfe gibt, müssten ebenfalls die weiteren Ermittlungen klären.
Waren die Schlachthof-Verantwortlichen bei der Durchsuchung kooperativ? „Es hat sich keiner gesperrt“, antwortet der Staatsanwaltschafts-Sprecher, „es war eine ganz normale Untersuchung“.
In den vergangenen Monaten habe es keine anderen Verfahren gegen Verantwortliche des Schlachthofs Zweibrücken gegeben, so die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach. Auch die Staatsanwaltschaft Zweibrücken teilte auf Anfrage mit, sie habe keine Ermittlungen geführt.
Der Geschäftsleiter des unter dem Namen „Frischezentrum Färber“ betriebenen Schlachthofs Zweibrücken wollte sich am Freitagmittag auf Merkur-Anfrage nicht zu den Ermittlungen äußern und verwies auf die Zentrale der Emil Färber GmbH & Co. KG in Emmendingen, eine Antwort steht noch aus. Laut SWR weist der Schlachthof-Betreiber die Vorwürfe zurück: „Er vermutet, ein ehemaliger Mitarbeiter habe den Betrieb bei den Behörden angeschwärzt.“
Auf der Homepage des Standorts Zweibrücken beschreibt sich der Betrieb so: „Ihr Färber Frischezentrum bietet ein komplettes Sortiment für eingefleischte Qualitätsfans. Wählen Sie aus schlachtfrischem Fleisch vom Schwein, Rind, Kalb, Lamm, Wild und Geflügel. Außerdem beliefern wir Sie mit Fisch, Meeresfrüchten, Wurst, Käse und vielem mehr.“