Eltern schildern Situation anders als Polizei Kinder bespucken von Parkhaus-Deck aus Obdachlose – danach gab‘s weiteren Ärger
Zweibrücken · Kinder sollen Obdachlose vom Deck eines Parkhauses bespuckt haben. Ein Bürger beklagt einen Übergriff auf eines der Kinder. Die Polizei schildert den Fall anders.
Wer lässt sich schon gerne auf den Kopf spucken? So etwas zieht zwangsläufig Ärger nach sich. Ein derart ungehöriges mutmaßliches Verhalten von Kindern an der Hallplatz-Galerie hat dieser Tage für mächtig Aufregung gesorgt. Und für schwere Vorwürfe – die die Polizei allerdings auf Anfrage unserer Zeitung entkräftet.
Der Pfälzische Merkur erhielt nach den Osterfeiertagen eine Mail eines Bürgers. Darin wurden heftige Vorwürfe erhoben. Ein elf Jahre altes Mädchen sei am 11. April „körperlich angegangen und bedroht“ worden, hieß es in der E-Mail. Es habe sich um drei Täter gehandelt, es seien „stadtbekannte Obdachlose“. Freundinnen des Mädchens hätten den schockierenden Übergriff beobachtet und die Polizei informiert.
Daraufhin bat der Merkur den Chef der Polizeiinspektion Zweibrücken, Matthias Mahl, um Aufklärung. Was ist dran an den schlimmen Anschuldigungen? Haben wirklich drei Passanten in der Innenstadt ein elf Jahre altes Mädchen attackiert?
Mahl bestätigt nach Rücksprache mit seinen Mitarbeitern, dass es am 11. April tatsächlich einen Konflikt zwischen Erwachsenen und Kindern gegeben hat. Und zwar an der Rückseite der Hallplatz-Galerie. Allerdings schildert der Inspektions-Leiter die Angelegenheit komplett anders.
Mahl erklärt, dass sich an dem Tag eine Gruppe von Kindern, es habe sich um acht bis zehn Kinder gehandelt, auf dem oberen Parkdeck des Parkhauses an der Rückseite der Hallplatz-Galerie aufgehalten habe. Die Kinder wurden offenbar extrem übermütig und meinten, sie müssten auf Passanten, die sie in der Gasse zwischen Parkhaus und Galerie stehen sahen, spucken. Nicht alle acht bis zehn Kinder auf dem Deck hätten dies getan, so Mahl, sondern nur ein paar von ihnen.
Aber diese spuckten, mit Speichel und auch Kaugummis, auf die Untenstehenden. Und sie waren zielsicher. Eine 27 Jahre alte Frau, die unten stand, habe einen Kaugummi und auch Spucke abbekommen, so Mahl.
Die 27-Jährige, die mit einem 36 Jahre alten Bekannten in der Gasse stand, war darüber ebenso erschrocken wie erbost wie ihr Begleiter. Der 36-Jährige, so Mahl, habe die Kinder zur Rede stellen wollen, woraufhin die Kinder die Beine in die Hand nahmen. Der 36-Jährige habe allerdings ein Kind zu fassen bekommen. Er habe es, so schildert der Polizeichef den weiteren Ärger, „kurzzeitig“ festgehalten, „bis ein Security-Mitarbeiter vor Ort erschien“. Danach habe auch dieses Kind Reißaus genommen.
Mahl sagt, eine Streife der Inspektion habe im Anschluss den Sachverhalt aufgenommen. „Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten des 36-Jährigen wurden dabei nicht bekannt“, stellt er fest.
Kurz danach sei die Mutter eines der Kinder, offenbar jenes zu Beginn erwähnten, elf Jahre alten Mädchens, auf der Polizeiwache erschienen. Sie kam mit ihrer Tochter „und schilderte den Vorfall aus Sicht des Mädchens“, schildert der Inspektionschef weiter. Um festzustellen: „Auch dabei ergaben sich keine Hinweise auf Straftaten.“
Der Merkur suchte am Mittwoch, nach der Antwort Mahls, den Kontakt zum E-Mail-Schreiber, der die Vorwürfe erhoben hatte. Es erfolgte bislang allerdings keine Reaktion.