Kitas in Zweibrücken Sprache als Schlüssel zur Welt

Ernstweiler · In den Zweibrücker Kindertageseinrichtungen werden die Weichen für den Nachwuchs mitgestellt. Und das überall mit anderen Schwerpunkten und Besonderheiten. In einer Serie stellt der Merkur die rund 20 Einrichtungen in der Rosenstadt vor. Heute: die Kindertagesstätte Papperlapapp in Ernstweiler.

 Sprach-Erzieherin Damaris Becker (Mitte) erarbeitet mit den Kita-Kindern ein Lesebuch.

Sprach-Erzieherin Damaris Becker (Mitte) erarbeitet mit den Kita-Kindern ein Lesebuch.

Foto: cvw/Cordula von Waldow

„Papperlapapp“ heißt die Kindertagesstätte in Zweibrücken-Ernstweiler. Der Name ist Programm, denn die protestantische Einrichtung setzt den Schwerpunkt Sprachentwicklung und Spracherwerb und nimmt teil an dem Bundesprogramm „Sprach-Kita“. Dieses Programm hat zum Ziel sprachliche Bildung systematisch im Alltag zu verankern, inklusive Bildung in die Praxis umzusetzen und die Zusammenarbeit mit Familien zu stärken. Mit Damaris Becker beschäftigt sie eine eigene, vom Bund geförderte, Sprachfachkraft. „Die alltagsintegrierte sprachliche Bildung ist uns so wichtig, weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, erklärt Kita-Leiterin Martina Harrer.

Die 75 Kinder kommen aus elf Nationen und werden alle in ihrer Muttersprache begrüßt. „Wir lernen voneinander“, betont sie den Austausch über Begriffe und Wortwendungen in unterschiedlichen Sprachen im Laufe des Alltags. Alle zehn pädagogischen Fachkräfte in der Kita sind speziell ausgebildet im Bereich Sprache. „Wir lernen, wie Kinder sprechen lernen und wie wir sie darin bestmöglich unterstützen können“, beschreibt Martina Harrer.

Dies bedinge auch eine erhöhte Selbstreflexion im Umgang mit Sprache. Schlüsselwörter beispielsweise regten ein Kind an, zu reden. Das Vorbild der Erzieherinnen, die Wort-Sätze mit einem kompletten Satz reflektieren oder fehlerhafte Sätze einfach korrekt wiederholen, sorgen für eine offene, gedeihliche Lernatmosphäre.

Lieder und Musik sind wichtige Bestandteile im Morgenkreis. Mit Liedern in verschiedenen Sprachen wird auch die Heimatsprache der Kinder mit Migrationshintergrund integriert als Wertschätzung und Zeichen der Akzeptanz für das Kind und seine Angehörigen. „Texte, Verse, Reime, korrekte Grammatik, Wortschatz-Erweiterung, Fremdsprachen – unsere Kinder lieben es, wenn sie sich zunehmend besser verständigen können“, weiß Damaris Becker. Mit Hilfe von Sprachbeobachtungsbögen werden die Fortschritte und die Entwicklung der Kinder speziell in diesem Bereich dokumentiert. Wo steht das Kind? Welchen Anreiz braucht es, um den nächsten Sprachschritt zu machen? Mit vielen offenen und weiter führenden Fragen werden die Kinder zum aktiven Sprechen angeregt. „Auch Spracherwerb lebt von der Wiederholung“, weiß Damaris Becker. So werde mehrere Wochen lang dasselbe Bilderbuch gelesen und erarbeitet. Die Kinder seien ganz stolz, wenn sie es sich gegenseitig „vorlesen“ können.

Ein Lieblingsort für viele von ihnen ist die kleine Bücherei mit ausgewählten Kinderbüchern. Das rote Sofa, wie in der Jugendbücherei, haben sich die Kinder gewünscht und auch an der Einrichtung des gemütlichen Raumes mitgeplant. Regelmäßig kommen, Generationenübergreifend, Eltern oder Großeltern als Vorlesepaten. Einmal in der Woche können Kinder in der Kita-Bücherei Bilderbücher ausleihen und nach einer Woche wieder zurückgeben. Um den Spracherwerb auch für die ausländischen Familien zu erleichtern, gibt es zweisprachige Bücher, zum Beispiel in Deutsch und Arabisch. „Sprache hat viel mit Bewegung zu tun“, erklärt die Fachfrau für Sprache. So können die Kinder zwischen Turnen, Bewegungsspielen oder Yoga wählen, sich im Außengelände in drei Etagen austoben oder am Waldtag Erfahrungen in der Natur sammeln. Zwei Köchinnen bereiten Frühstück, Mittagessen und Snacks aus gesunder Mischkost mit zwei vegetarischen Tagen vor. Dabei werden auch ausländische Spezialitäten berücksichtigt.

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