Konzert der Mozartgesellschaft Spiel mir das Lied vom Tod

Zweibrücken · Franz Schuberts Winterreise im Herzogsaal beschwört Schönheit und Reichtum des Lebens.

 Ein perfektes Duo: Michael Marz, Bariton, und Helmut Freitag am Piano beim Konzert der Mozartgesellschaft im Herzogsaal.

Ein perfektes Duo: Michael Marz, Bariton, und Helmut Freitag am Piano beim Konzert der Mozartgesellschaft im Herzogsaal.

Foto: Margarete Lehmann

Die Mozartgesellschaft hatte am Wochenende zu einem großen Musikereignis rund um Franz Schuberts „Winterreise“ in den Herzogsaal geladen. Die „gute Stube“ Zweibrückens, wie Vorsitzender Walther Theisohn in seinen Begrüßungsworten betonte, denen gut 100 Musikfreunde lauschten. „Dem Wintergarten mangelt es an Intimität für dieses besondere Konzert“ meinte Theisohn.

Helmut Freitag am Flügel und Michael Marz, Bariton, erfüllten schnell die hohen Erwartungen des Publikums, Schuberts Spätwerk verlangt höchste künstlerische Interpretationskunst – und bekam sie. Über Konzept und makellose Größe der Wintereise breit zu sprechen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Singstimme und „Begleitung“ wechseln in vielen jähen Kontrasten, in Dur und Moll, forte und piano. Die düstere Farbe der Dichtung habe der Stimmung des letzten Lebensjahres Schuberts entsprochen, schildern Schuberts Freunde. Nachklang eines Liebeserlebnisses bis zu seinem bitteren Ende, kein frohes unbeschwertes Erleben wie in der „Schönen Müllerin“. Die letzte Hoffnung sinkt. „Ach, und fällt das Blatt zu Boden, fällt mit ihm die Hoffnung“ zu transparenten Motiven des Klavierparts. Romantische Lebensverzweiflung überfällt den Helden.

 Am Ende spielte der Leiermann eine trostlose monotone Melodie. Ihn rührt der Tod nicht, das Lebensrad dreht sich weiter, beinahe erbarmungslos, Tragik des Einzelnen leugnend, missachtend. Zwischen aller Todessehnsucht doch dann immer wieder Frühlingsstrahlen: „Ich träumte von bunten Blumen“ und „nun merk ich erst, wie müd ich bin“. „Will kein Gott auf Erden sein, sind wir selber Götter“.

Der längst vergessene Lyriker Wilhelm Müller hat den Text verfasst. Die Musik lässt die vielen Texttränen verzeihen. Gefühl ist hier alles, die verlorene Liebe wird vergöttert, der Erde entrückt. Dazu vibratofreier Bariton und makelloses nuanciertes Klavierspiel.

Michael Marz besuchte viele Meisterkurse, sang alle großen Oratorien; sein Repertoire umfasst Werke der alten Musik, der Klassik bis hin zu modernen Werken. Liederabende und Kammermusik bilden einen weiteren Schwerpunkt. Helmut Freitag legte die Konzertreifeprüfung als Pianist und Organist ab. An der Uni Saarbrücken wurde er zum Professor bestellt. Zwei Künstler aus der Region, die sie längst weit hinter sich gelassen haben.

Insgesamt war es ein hinreißender Konzertabend, der das Leben beschwor durch die unendliche Schwere des Abschieds.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort