Spendensammelstelle für Flüchtlinge wird ans Gefängnis verlegt

Zweibrücken · Wer für Flüchtlinge spenden will, muss zum Gefängnis: So ist es ab sofort in Zweibrücken örtlich geregelt. Die Spendensammelstelle ist jetzt in den Deko-Shop der hiesigen Justizvollzugsanstalt verlagert worden.

 Am Deko-Shop der JVA-Gärtnerei können künftig die Spenden für die Flüchtlinge abgegeben werden. Foto: Jan Althoff

Am Deko-Shop der JVA-Gärtnerei können künftig die Spenden für die Flüchtlinge abgegeben werden. Foto: Jan Althoff

Foto: Jan Althoff

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat nach Kritik und Problemen im Zusammenhang mit der Aufnahme von Spenden jetzt eine neue Sammelstelle eingerichtet. Kleider- und Sachspenden, die den Flüchtlingen in der Unterkunft am Flughafen zugutekommen soll, kann man künftig im Deko-Shop der Justizvollzugsanstalt an der Gärtnerei in der Johann-Schwebel-Straße 33 abgeben, erklärt DRK-Kreisgeschäftsführer Mario Sauder auf Anfrage. Geöffnet sei diese wochentags von 10 bis 16 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Dort würden künftig Kleider vorsortiert und dann zum Spendenhaus an den Flughafen gebracht, wo das DRK sie an die bedürftigen Flüchtlinge verteilt.

Mit dem neuen Standort reagiert der Betreiber der Flüchtlingsunterkunft auf heftige Kritik von Bürgern, denen die Spenden sozusagen aus der Hand gerissen wurden. Von solchen Vorfällen berichtet etwa Merkur-Leserin Karla Ronsdorf. Am Dienstag sei sie mit anderen Spendern zum Flughafen gefahren. Ronsdorf: "Was und wen wir gefunden haben, waren einige Eritreer, die in ziemlich dünner Kleidung dort standen. Sie haben uns förmlich die Säcke aus den Händen gerissen, um warme Kleidung zu finden. Ein kleines Mädchen hatte nur dünne Latschen an und hat traurig und leider erfolglos nach Schuhen gesucht." Sie finde es "menschenunwürdig, dass Menschen auf diese Art um brauchbare Kleidung kämpfen müssen" und habe sich "fremdgeschämt".

Sauder erklärt zu den Problemen: "Wir haben das unterschätzt. Als wir das Problem festgestellt haben, haben wir die Ausgabe dort sofort gestoppt und nach einem neuen Raum gesucht, der räumlich entfernt liegt. Man lernt einfach dazu." Sollte doch noch jemand zum Spendenhaus an den Flughafen kommen, werde er vom Sicherheitsdienst hinter das Haus gelotst und könne dort seine Sachen abgeben. Dass die DRK-Mitarbeiter im Spendenhaus sich ohne Sicherheitskräfte nicht mehr vor die Tür getraut hätten, bestätigt Sauder zwar, relativiert aber: "Das ist grundsätzlich so, wird in allen Camps gleich geregelt. Manchmal haben wir da ja hundert Leute vor dem Haus stehen." Bei den Flüchtlingen handele es sich um "ganz normale friedliche Leute", betont Sauder: "Sie haben verstanden, dass wir nur Gutes und sie versorgen wollen." Und: Dass sie keinen Grund haben, Spenden in Massen abzugreifen und zu horten. Gerüchte, dass manche mit diesen Geschäfte gemacht hätten und diese im Lager an andere Flüchtlinge verkauft haben, weist Sauder zurück: "Die Leute kommen mit nichts und sind froh um alles, was sie haben." Auch sei die Stimmung im Lager zwar nicht harmonisch, aber für die Anzahl von Menschen gut. Es habe keine Schlägereien gegeben.

Sauder und seine Helfer verzeichnen in der Notunterkunft ein ständiges Kommen und Gehen. Noch nicht Registrierte würden in Bussen nach Trier gefahren. Erhielten sie dort gleich die Anerkennung, kämen sie nicht mehr zurück, sondern etwa nach Bitburg oder Hermeskeil. Auf ihrer Flucht getrennte Familien versuche man, in Deutschland zusammenzuführen. Die entsprechenden Lager könnten auch in anderen Bundesländern liegen. Dafür kämen an manchen Tagen um die zehn neue Flüchtlinge nach Zweibrücken .

Inzwischen habe man W-Lan eingerichtet, das allerdings noch oft abstürze, weil sich so viele gleichzeitig einloggten. Eine Fachfirma werde dies beheben.

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HintergrundDas DRK Südwestpfalz benötigt vor allem warme Winterkleider , -schuhe, Schals, Handschuhe, Schirme, Mützen, Taschen und Koffer, in denen die Ankömmlinge die gespendeten Waren mitnehmen könnten, wenn sie Zweibrücken wieder verließen. Auch an Kindersachen bestünde weiter großer Bedarf, etwa 140 bis 150 der 500 seien Kinder. "Wir kriegen an Kleiderspenden Riesenhilfe", freut sich Sauder, "aber so schnell wie sie kommen, sind sie meistens wieder weg". Geldspende hingegen habe es noch fast keine gegeben, ein ehrenamtlicher Koordinator nehme Kontakt zu Zeitspendern auf, die etwa beim Sortieren helfen wollten. Sauder: "Da bitte ich die Interessierten um Geduld. Wir kriegen teils zehn Anfragen am Tag. Es kann zwei Tage dauern, bis unser Mitarbeiter die abgearbeitet hat, denn er macht ja nicht nur das." ek

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