Moment mal  Sparpotenzial, eimerweise oder: Wenn die Tonne den Deckel hält!

Seit vier Wochen läuft in Zweibrücken das andernorts vielfach erprobte und gelobte System der Müllabfuhr, über das im Vorfeld heftig diskutiert worden war. Offenbar erkennen immer mehr, dass sich das Umdenken beim Müll lohnen kann, glaubt Merkur-Chefredakteur Michael Klein.

Moment mal:  Sparpotenzial, eimerweise oder: Wenn die Tonne den Deckel hält!
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Als Christoph Moritz den 1. FC Kaiserslautern am Samstag gegen 14 Uhr unmittelbar nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit gegen den Tabellenführer Fortuna Düsseldorf per Elfmeter in Führung schoss, bin ich ins Straucheln gekommen: Ganz kurz, für ein paar Momente dachte ich, dass es sich wohl doch gelohnt hätte, auf den Betzenberg zu fahren. Minuten später, als Düsseldorf ausgeglichen und am Ende sogar mit 3:1 deutlich gewonnen hatte, erwies sich die Entscheidung  aber doch als richtig, an diesem neblig-trübsinnigen Tag zuhause geblieben zu sein. Man muss sich ja nicht noch zusätzlich eine Enttäuschung reinziehen, wenn schon das Wetter so depri-mäßig ist…

So war es denn in erster Linie für den immer mehr dem Abstieg entgegen taumelnden FCK – im Besonderen natürlich für den zu allem Überfluss des Feldes verwiesenen Torhüter Marius Müller – und dessen Herzblut-Fans ein Wochenende, das man sprichwörtlich absolut in die Tonne kloppen kann. Einfach nur Müll!

Stichwort Müll: Während die Nachfahren Fritz Walters also vergeblich auf Deutschlands höchstem Fußball-Berg versuchten, einen rettenden Strohhalm zu ergreifen, erledigte ich nebenbei ein paar Dinge, die schon mal zum Samstagmittag gehören: Kurz einkaufen fahren. Schauen, ob dabei unterwegs noch ein paar Glasflaschen in den dafür vorgesehenen Container zu bringen sind, Altpapier in der in der Garage stehenden blauen Tonne entsorgen. Die Asche aus dem offenen Kamin im Wohnzimmer kehren, in Zeitungspapier einschlagen – und ab damit in die grüne Tonne. Gefäße unterschiedlicher Farbe haben wir zur Genüge, in grau, in blau und in grün. Dazu noch Säcke in sehr dünnem gelb.

Die normale, die so genannte Restmülltonne, ging an diesem Tag wieder mal leer aus. Klaglos, wie am Gros der 365 Tage im Jahr, nimmt die Mülltonne dieses Schicksal inzwischen ohne darüber zu lamentieren oder vorlaut mit dem Deckel zu klappern hin. Das funktioniert so, seit in unserer Kommune schon vor Jahren die Abfuhrtermine nicht nur gefühlt dadurch drastisch dezimiert wurden, dass alle Leerungen, die über vier pro Jahr hinaus gehen, ziemlich verteuert wurden. Natürlich kommt die Müllabfuhr im vierzehntägigen Rhythmus, aber keiner braucht sie derart häufig.

„Das kommt mir bekannt vor!“, haken Sie beim Lesen jetzt an der Stelle ein? Stimmt genau! Bei uns ist das System schon lang gang und gäbe, über das man sich in Zweibrücken vor ein paar Monaten im Vorfeld der Neuerung noch heftig gestritten hatte: Nur noch vier Leerungen sind im klassischen Preis des Entsorgungsbetriebes drin, seit der UBZ das System auch in der Stadt der Rosen und Rosse modifiziert hat. Wer es öfter mag, wird entsprechend zur Kasse gebeten. Der sanfte Zwang zur Müllvermeidung, der sich am Portemonnaie zeigt. Erleichtert wird der Umgang mit den unvermeidlichen Abfällen zusätzlich dadurch, dass die Bio-Tonne inzwischen zur Pflichtausstattung gehört.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass natürlich auch in unserer Redaktion heftig über den neuen Ablauf der Müllentsorgung diskutiert worden war. Zum ersten Mal, als UBZ-Chef Werner Boßlet seine Überlegungen in einem Redaktionsgespräch bei uns auf den Tisch gelegt hatte. Eifriger und vehementer, als die Entscheidung klar war.

Der Blick auf den Kalender verrät – seit vier Wochen läuft die neue Müllentsorgung in Zweibrücken jetzt schon so. Und inzwischen haben nicht nur die in Zweibrücken wohnenden Kollegen, die ernstlich an meinen Erfahrungen gezweifelt hatten,  offenbar erkannt, dass die neue Regelung Charme hat – und funktioniert. Nein, offenbar ist die Denke mittlerweile auch bei den meisten Zweibrückern angekommen – zumindest landen seit Tagen keinerlei Beschwerden mehr in unserer Redaktion. Ja, offenbar gewöhnen sich auch die Zweibrücker immer mehr an das neue System, das so übrigens in  anderen Teilen von Rheinland-Pfalz ebenfalls schon seit langem funktioniert. Es klappt, wenn man will. Und wenn man im Sinne der Kosten schonenden  (und der auch umweltverträglicheren) Mülltrennung nicht alles einfach gedankenlos in die graue Rundablage entsorgt.

Wer weiß, vielleicht werden wir durch den leichten finanziellen Druck des UBZ noch derart professionell in der Müllvermeidung, dass wir anderen als Beispiel dienen können. Den Bewohnern der Balearen beispielsweise würde ein Blick in die Westpfalz offenbar nicht sonderlich schaden. Werden all die gerne bestätigen, die unsere Wochenendausgabe aufmerksam gelesen haben. Da haben wir über die massiven Müllberge auf Mallorca und den Schwesterinseln berichtet. Immer mehr Müll stapelt sich dort, am schlechten Ende landet er einfach im Meer. Auch dort sollen jetzt die Vorschriften geändert werden, damit in den Folgejahren eine ehrgeizige Müllbilanz erreicht werden kann. Auch dort wird es Druck geben, auch dort wird heftig diskutiert werden. Vielleicht sollten die Mallorciner einfach mal bei Werner Boßlet vorstellig werden.

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