Fast jede zweite Filiale schließt 2020 Sparkasse auf Sparkurs

Zweibrücken/Pirmasens · Reaktion auch auf Kundenverhalten: 9 der 20 Personal-Filialen schließen, darunter Niederauerbach, Hornbach, Wallhalben und Rieschweiler. Girokonto wird zwei Euro teurer. Aber auch Kunden können sparen – beim Einkaufen. Weniger Geld für Stadt und Kreis.

 Die Sparkasse in Niederauerbach wird im April (vielleicht erst September) 2020 in eine Selbstbedienungsfiliale umgewandelt. Dier VR-Bank hatte hat in dem Zweibrücker Stadtteil schon seit Anfang 2018 nur noch Automaten.

Die Sparkasse in Niederauerbach wird im April (vielleicht erst September) 2020 in eine Selbstbedienungsfiliale umgewandelt. Dier VR-Bank hatte hat in dem Zweibrücker Stadtteil schon seit Anfang 2018 nur noch Automaten.

Foto: Lutz Fröhlich

Die Sparkasse Südwestpfalz hat am Dienstag unter der Überschrift „Neuausrichtung 2020“ einen „Drei-Punkte-Plan“ vorgestellt: Reduzierung der Geschäftsstellen-Zahl, Preiserhöhung bei Girokonten und ein Rabatt-Programm für Kunden beim Einkaufen. Die Maßnahmen dienen dem Ziel, Kunden weiter hochwertige Beratung bieten zu können, dem Trend zur Digitalisierung Rechnung zu tragen, mehr für die Region zu tun – aber angesichts verschärfter Rahmenbedingungen auch Kosten zu senken, erklärten die Sparkassen-Spitzen bei der Pressekonferenz am Hauptsitz in Pirmasens.

„Es sind leider Einschnitte nötig“, machte der stellvertretende Verwaltungsratschef, Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) kein Hehl daraus, dass „es schönere Dinge zu kommunizieren gibt“, wie es die Vorsitzende Susanne Ganster (Südwestpfalz-Landrätin, CDU) formulierte. Doch der Verwaltungsrat hat die vom Sparkassen-Vorstand vorgeschlagenen Maßnahmen nach detaillierter Prüfung einstimmig gebilligt, betonte Ganster. Denn sie seien erforderlich, um die für die Region wichtige Sparkasse zukunftsfest aufzustellen.

Stark sind die Einschnitte im Filialnetz. Zum 1. April oder 1. September 2020 werden von den 20 mit Personal besetzten Filialen der Sparkasse Südwestpfalz 9 geschlossen, die von immer weniger Kunden worden seien, erläuterte Vorstandschef Peter Kuntz: Münchweiler, Zweibrücken-Niederauerbach, Rieschweiler, Pirmasens-Winzeln, Lemberg, Wallhalben, Hornbach, Heltersberg und Fischbach. Außer in Heltersberg bleiben aber Selbstbedienungs-Automaten („SB-Standort“), sodass man unter anderem weiter Geld abheben und überweisen kann. In Heltersberg, Wallhalben und Lemberg werden neue Haltepunkte für den Sparkassen-Bus eingerichtet. In Niederauerbach prüft die Sparkasse einen gemeinsamen SB-Standort mit der VR-Bank. Beratungs-Sprechstunden werden nach Terminvereinbarung in Münchweiler, Rieschweiler, Hornbach und Fischbach angeboten.

Betriebsbedingte Kündigungen gibt es keine, die 30 Mitarbeiter werden in andere Filialen versetzt (einzelne gehen in Ruhestand). Dieses „Bündeln von Kompetenzen“ erhöhe die Beratungsqualität in den verbleibenden Standorten, so Kuntz.

Er und Ganster betonten, man habe bei bei den Schließungen nicht nur betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt – sondern auch darauf geachtet, dass (neben Pirmasens und Zweibrücken) in jeder Verbandsgemeinde weiter eine persönlich besetzte Filiale bleibt. Geschlossen werden auch vier SB-Standorte in Pirmasens und einer in Wilgartswiesen. Dass in Zweibrücken keine Automaten abgebaut werden, erklärte Kuntz damit, dass 25 Prozent der Sparkassen-Kunden in Zweibrücken lebten, „das ist ein hoher Anteil“.

Als Grund der „strategischen Neupositionierung“ nannte Kuntz: „Die Rahmenbedingungen haben sich massiv geändert.“ Zum einen beim Kundenverhalten, dem die Sparkasse sich anpassen wolle: Immer mehr Menschen nutzten lieber Online-Banking, statt in Filialen zu gehen. Der durchschnittliche Sparkassen-Kunde komme pro Jahr nur noch gut ein Mal zu einem Beratungsgespräch in eine Filiale, besuche aber 108 Mal „die Internetfiliale“. Internet-affinen Kunden will die Sparkasse deshalb künftig sogar mehr bieten: 2020 werde die preisgekrönte bundesweite Sparkassen-App noch weiter ausgebaut, kündigte Kuntz an, und für 2021 plane die Sparkasse Südwestpfalz ein „digitales Beratungscenter mit Video-Chat, E-Mail- und Telefonberatung für Leute, die nicht in eine Geschäftsstelle wollen und auch nicht wollen, dass jemand zu ihnen nach Hause kommt“. Immer weniger Kunden nutzten auch die Geldautomaten, berichtete Kuntz. Bundesweit seien letztes Jahr erstmals mehr Zahlungsgeschäfte per Karte statt bar abgewickelt worden. Bei der Sparkasse Südwestpfalz sei von Januar 2016 bis Ende 2018 die Zahl der Karten-Einsätze von rund 230 000 auf 400 000 gestiegen, während statt 150 000 nur noch 110 000 Mal Bargeld an Automaten abgehoben wurde. Dieser Trend werde sich durch die wachsende Zahl von Supermärkten, wo man beim Einkaufen bis zu 200 Euro kostenlos abheben kann, weiter verstärken. Zum anderen verweist auf Kuntz auf die länger als erhofft andauernde Niedrigzinspolitik der EZB: Früher habe die Sparkasse viel verdient an Geld, das Kunden auf dem Girokonto liegen lassen – damit habe man zum Beispiel die Geldautomaten („mit allen außer dem im Outlet machen wir hohe Verluste“) „quersubventionieren“ können. Und auch die Eigenkapitalquote müsse die Sparkasse infolge strengerer regulatorischer Vorgaben erhöhen, um die wachsende Zahl von Kreditwünschen der regionalen Wirtschaft zu erfüllen.

Ab Januar erhöhe die Sparkasse deshalb auch „moderat“ alle Girokonto-Grundgebühren um monatlich zwei Euro für Privat- und drei Euro für Geschäfts-Konten. Weitere Gebühren würden nicht erhöht, auch nicht für Vereinskonten. Kuntz: „Damit liegen wir immer noch unter dem Wettbewerb in und um unserer Region.“

Sparkassen-Kunden können ab Januar aber auch sparen: Beim Einkaufen mit ihrer Sparkassen-Card erhalten sie bei Kooperationspartnern Rabatte. Außer diesen entstehen den Händlern keinerlei Kosten. Die Sparkasse will damit auch den regionalen Einzelhandel im Wettbewerb mit Online-Shops stärken (ausführlicher Bericht folgt).

Der Landkreis Südwestpfalz und die Stadt Zweibrücken sehen sich „als Träger in der Verantwortung“, einen finanziellen Beitrag zur Neuausrichtung der Sparkasse zu leiten, kündigte Landrätin Ganster an: „Wir haben im Verwaltungsrat unseren klaren Willen erklärt, die Art und Weise und vor allem die Höhe der Ausschüttung neu zu regeln, die sicher nicht mehr so hoch wie in der Vergangenheit sein wird.“ Der Kreis hat in den vergangenen Jahren konstant 2,0 Millionen Euro netto ausgeschüttet bekommen, Zweibrücken 400 000 Euro. Der Jahresüberschuss der Sparkasse lag 2018 bei 6,0 Millionen Euro (Vorjahr: 6,7 Millionen).

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