Zudem erstmals keine Gewinnausschüttung an Stadt Zweibrücken und Landkreis Südwestpfalz Auch Sparkasse Südwestpfalz führt Negativzinsen ein

Zweibrücken/Pirmasens · Das Institut betont, daran nichts zu verdienen. Privatkunden sind wohl erst 2021 betroffen. Erstmals keine Gewinnausschüttung an Kommunen.

 Schon lange muss die Sparkasse Südwestpfalz (Bild: am Schlossplatz Zweibrücken) bei der EBZ Verwahrentgelte für Geldeinlagen zahlen. Jetzt beginnt sie diese Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben.

Schon lange muss die Sparkasse Südwestpfalz (Bild: am Schlossplatz Zweibrücken) bei der EBZ Verwahrentgelte für Geldeinlagen zahlen. Jetzt beginnt sie diese Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben.

Foto: Lutz Fröhlich

Wer bei der Sparkasse Südwestpfalz große Geldbeträge auf dem Konto liegen hat, muss dafür künftig ein „Verwahrentgelt“ bezahlen. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende Peter Kuntz am Donnerstag auf Merkur-Anfrage. Am Vorabend hatte Stadtkämmerer Julian Dormann im Rats-Hauptausschuss berichtet, die 0,5-Prozent-Negativzinsen würden den Stadthaushalt nächstes Jahr mit 38 000 Euro belasten.

Kuntz sagt in dem Telefonat, die Sparkasse Südwestpfalz sei das letzte Kreditinstitut aus der Region, das Verwahrentgelte einführe. Auch in ganz Rheinland-Pfalz gebe es kaum noch Institute, die diesen Schritt nicht schon gegangen sind.

Der Vorstandschef betonte: „Wir wollen damit kein Geld verdienen.“ Die Sparkasse selbst müsse aber auch 0,5 Prozent für ihre Einlagen bei der EZB (Europäische Zentralbank) zahlen – und gebe diese Kosten nun lediglich weiter.

Denn dieses (umgangangssprachlich „Strafzinsen“ genannte) Verwahrentgelt belaste die Ertragslage der Sparkasse immer stärker. Bereits im Geschäftsjahr 2019 waren die Kundeneinlagen um 4,5 Prozent gestiegen. Dieses Jahr sind die Einlagen bislang sogar um 8,2 Prozent gestiegen. Kuntz: „Es ist viel Geld zu uns geflossen. Wir haben 156 Millionen Euro neue Einlagen bekommen, davon allein 90 Millionen ab Juli, das hat uns ein bisschen überrascht.“ Offensichtlich seien viele Kunden von anderen Banken und Sparkassen, von denen viele schon seit einem Jahr Negativzinsen berechnen, zur Sparkasse Südwestpfalz ausgewichen.

Kuntz berichtete, man führe das Verwahrentgelt zunächst für Kommunen und Unternehmen ein. Anders als viele andere Institute informiere man darüber aber nicht einfach per Brief, sondern „wir führen mit jedem Einzelnen auch ein Gespräch“. Für Privatkunden sei die Einführung noch nicht beschlossen. Kuntz deutete eine Einführung nächstes Jahr an, wann sei noch offen.

Das Verwahrentgelt betrage 0,5 Prozent und werde ab einem Kontostand von 250 000 Euro bei Kommunen und Unternehmen und 100 000 Euro bei Privatkunden erhoben, erläuterte Kuntz. Allerdings würden individuelle Besonderheiten berücksichtigt. So könne der Negativzins bei auswärtigen Kunden, die ausschließlich Geld bei der Sparkasse Südwestpfalz „parken“, ohne dort andere Geschäftsbeziehungen zu haben, schon ab dem ersten Euro greifen. Bei guten Kunden seien aber auch höhere Freibeträge möglich. Und der Vorstandschef betonte: „Wir prüfen und besprechen mit jedem Kunden, ob und wie er Geld anders und besser anlegen kann.“

Kuntz, der auch selbst schon mit einigen Geschäftskunden gesprochen hat, berichtete, diese hätten mit großem Verständnis auf die für sie natürlich unerfreuliche Entscheidung reagiert – wobei sicherlich geholfen habe, dass die Sparkasse Südwestpfalz die Negativzinsen erst jetzt einführe.

Der Verwaltungsrat sei über die Einführung des Verwahrentgelts informiert worden. Beschlossen habe der Verwaltungsrat im Oktober, für das Geschäftsjahr 2019 keinen Gewinn an die Gewährträger der Sparkasse auszuschütten. Der Landkreis Südwestpfalz habe bislang immer zwei Millionen Euro netto erhalten, die Stadt Zweibrücken 400 000 Euro. Dass trotz eines Bilanzgewinns von 6,1 Millionen Euro es diesmal erstmals keine (oder eine deutlich kleinere) Ausschüttung an die Kommunen geben würde, war bereits bei der Bilanz-Vorstellung im Juni angekündigt worden (wir berichteten). Es gebe weiter „eine klare und deutliche Erwartungshaltung der Bafin“ (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) an die deutschen Banken, derzeit keine Gewinne auszuschütten, weil je nach weiterer Entwicklung der Corona-Pandemie erhebliche Kredit-Ausfälle möglich seien, – um hierfür gerüstet zu sein, gelte es das Eigenkapital zu stärken.

Kuntz berichtete auch von einem „sehr, sehr starken Kreditwachstum“ dieses Jahr bei der Sparkasse Südwestpfalz: „Gerade in der Pandemie müssen und wollen wir die Unternehmen stärken. Dafür brauche wir natürlich auch entsprechendes Eigenkapital – das können wir nur durch Gewinne stärken.“ Deshalb sei weder der Vorstand noch der Verwaltungsrat dafür gewesen, von der theoretischen Möglichkeit, der klaren Bafin-Empfehlung nicht zu folgen, Gebrauch zu machen. Zumal „wir schon seit längerem eine der wenigen Sparkassen in Rheinland-Pfalz sind, die überhaupt noch ausschütten“, ergänzte Kuntz.

Der Vorstandschef beruhigte auf Nachfrage, das große Spenden-Engagement der Sparkasse für die Region werde durch die neuen Entwicklungen nicht beeinträchtigt.

Die Stadt Zweibrücken werde versuchen, die Mehrbelastung durch die Negativzinsen etwas zu reduzieren, sagte Kämmereileiter Julian Dormann am Donnerstag auf Merkur-Nachfrage. Viel Spielraum gebe es dabei aber nicht: „Rund sieben Millionen Euro müssen wir immer auf dem Konto haben“, zum Beispiel um die Gehälter, Sozialleistungen oder Rechnungen nach Investitionen auszahlen zu können.

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