Spannende Reise in die Geschichte des Buntpapiers

Zweibrücken · Bücher sind Kunstwerke. Dies gilt keineswegs nur für den Inhalt, die Textgestaltung oder den äußeren Einband. Eine ebenso bedeutende Rolle spielt der so genannte Vorsatz. Dieses Papier übernimmt als Verbindung von Buchblock und Einband in seiner Gestaltung vielfältige Aufgaben. Wie vielfältig Vorsätze gestaltet sein können, davon zeugt die neueste Ausstellung "Vielerlei Vorsätze. Kleine Kunstwerke geben Büchern Halt" in der Bibliotheca Bipontina, die gestern Abend eröffnet wurde. Rund 40 Literatur- und Kunstinteressierte ließen sich von Oberbibliotheksrätin Sigrid Hubert Reichling in die spannende Welt der Papiertechniken, der optischen Gestaltung und der damit verbundenen Intentionen einführen.

 Sigrid Hubert Reichling erklärt Rebecca Brass, Bibliotheksreferendarin mit besonderem Faible für den Altbestand, die Herstellung von Kleisterpapier. Foto: cordula von waldow

Sigrid Hubert Reichling erklärt Rebecca Brass, Bibliotheksreferendarin mit besonderem Faible für den Altbestand, die Herstellung von Kleisterpapier. Foto: cordula von waldow

Foto: cordula von waldow

Fast 90 Minuten lang entführte die Bipontina-Leiterin ihr interessiert lauschendes Publikum auf eine spannende Reise durch die Geschichte der Gestaltung der Vorsätze von Büchern. Diese ist zugleich eine Geschichte des Buntpapiers, das von China über die Türkei und Venedig bis nach Europa kam. Dabei übernimmt das Vorsatzpapier auch die Aufgabe, den Einband auf der Spiegel genannten, wenig ansehnlichen, Innenseite zu kaschieren. Anhand von Beispielen aus dem Bestand der Bibliotheca Bipontina belegte die Fachfrau in ihrer Powerpoint-Präsentation die unterschiedlichsten Entwicklungsstadien. Erste farbige Vorsätze wurden als Kleisterpapier gestaltet, oft in Heimarbeit von Frauen und Kindern, denn mit der Erfindung des Buchdrucks wuchs der Bedarf an Buntpapier. Dem Modeldruck mit gefärbten Holzstempeln folgte rasch das wertvolle Marmorpapier, als farbenprächtiger Kamm-Marmor, je nach Form auch als Schnecken-, Wellen- oder Bukettmarmor. Ein besonders wertvolles Ausstellungsexemplar enthält die Markeninitialen des damals berühmten Augsburger Herstellers Stoy. Schon Kurfürst August von Sachsen interessierte sich für Marmorpapier als "geheimnisvollen Blick wie in ein Kaleidoskop", wie Fachliteratur aus seinem Bestand verrät. Prunkvoll waren die goldglänzenden Bronzefirnis- oder Brokatdrucke in der Barockzeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Vorsatz informative Funktionen: Werbung für den Verlag, Landkarten, Stammbäume, Stadtpläne oder emotionalisierende Bilder, die in Bezug zum Buchinhalt stehen und werbewirksam Lust machen sollen, das Buch zu kaufen. Bei dem anschließenden Gang durch die vielfältige Ausstellung staunte nicht nur die Zweibrückerin Ursula Roeske über die Vielfalt und Schönheit der Exponate: "Was hat sie wieder für eine interessante Sammlung zusammen bekommen!"

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