Serie Der Song meines Lebens Einmal Bewunderung, einmal Erinnerung

Zweibrücken · Manchmal ist ein Lied mehr als nur ein Lied. Man hört es, und es lässt einen nicht wieder los. Weil es uns musikalisch einen neuen Horizont eröffnet, eine bestimmte Saite in uns zum Schwingen bringt oder weil wir es mit unvergesslichen Erlebnissen verbinden. Über solche Songs erzählen prominente und weniger prominente Bürger in unserer neuen Serie. Heute: Norbert Pohlmann

 Norbert  Pohlmann

Norbert Pohlmann

Foto: Jo Steinmetz

Dem Zweibrücker Grünen-Politiker Norbert Pohlmann fällt die Wahl für diese Rubrik schwer. „Den Song meines Lebens, im Sinne eines ultimativen Musikstücks, eines nicht mehr zu übertreffenden Liedes, gibt es kaum.“ Dann fallen ihm aber doch zwei ganz unterschiedliche Stücke ein.

Zum einen ist das ein Song des britischen Musikers Joe Jackson, der oft für einen Amerikaner gehalten wird, da er in seinen Glanzzeiten in New York lebte. „Er beherrscht die unterschiedlichsten Genres und fügt sie mühelos zusammen“, sagt Pohlmann. Sein Favorit sei „Ever After“ vom 1994 erschienen Album „Night Music“.

Ist Jackson eher bekannt für seine lateinamerikanische Rhythmik und seine jazzigen Harmonien, setzt bei „Ever After“ das Schlagzeug erst sehr spät ein, harmonisch gesehen gehört es zum Pop. Der Song lebt mehr von seinem abwechslungsreichen Arrangement und seiner interessanten Melodieführung.

Pohlmann gefällt daran, dass klassische Motive stark anklingen. Außerdem imponiert ihm, dass Joe Jackson fast alle Instrumente selbst spielte. Bei „Ever After“ halfen ihm nur Trompeter Michael Morreale, Schlagzeuger Gary Burke und der erst elf Jahre alte Sänger Taylor Carpenter. „Großartig – und etwas zum bewusst Zuhören“, sagt Pohlmann.

Eine Verbindung zu einem bestimmten Lebensabschnitt oder einer Lebenserfahrung habe das Stück aber nicht. Solche Musik, die spontan ankoppelt an eine Lebensperiode, gebe es aber auch – ohne dass ein solcher Song anspruchsvoll sein müsste. Pohlmann fällt dazu „Lambada“ von Kaoma ein, der Sommerhit aus dem Jahr 1989.

„In jenem Sommer zogen meine Frau und ich nach Den Haag, gespannt auf Neues. Im Kabelnetz, bei MTV, lief ‚Lambada‘ und ebenso im Radio. Das passte zu der leichten, warmen, optimistischen Atmosphäre dieses Sommers, zu unserer damaligen Grundstimmung.“

1991 konnte er die internationale Band um die brasilianische Sängerin Loalwa Braz live im Den Haager Zuiderpark erleben - „trotz gebrochenem Knöchel der Sängerin“, wie er sich erinnert. Der Song war ein echter Welthit und löste die Welle des Lambada-Tanzens aus. Allerdings hatte der französischen Produzent Jean-Claude Bonaventure geschummelt und einen gar nicht existenten Chico de Oliveira (ein brasilianischer Allerweltsname) als Songschreiber angegeben. In Wirklichkeit ging die Melodie auf das Stück „Llorando se fue“ der bolivianischen Gruppe Las Kjarkas aus dem Jahr 1981 zurück. 2011 griff Jennifer Lopez auf die eingängige Weise zurück für ihren Hit „On the Floor“. Pohlmann hat das Schicksal der Kaoma-Sängerin mitbekommen: „Traurigerweise wurde Loalwa Braz 2017 in ihrer Heimat ermordet.“ Die Melodie werde heute sogar als Rückfahr-Warnton für Lkw verwendet, weiß er außerdem.

 "Ever after" joe Jackson

"Ever after" joe Jackson

Foto: PM

Interessant übrigens, dass der Grüne keinen Song von Heinz Rudolf Kunze ausgewählt hat – mit dem deutschen Rocksänger ging er nämlich einst in eine Klasse auf einem Osnabrücker Gymnasium. „Unsere Wege haben sich aber schon in der Mittelstufe getrennt, als es um die Wahl der zweiten Fremdsprache ging. Ich habe später keinen persönlichen Kontakt mehr zu HRK gehabt, auch wenn ich zwei seiner Konzerte besucht habe.“

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