„Soli“ für den Flughafen eingefordert

Zweibrücken · 70 Firmen rund um den Zweibrücker Flughafen haben gestern Post vom Insolvenzverwalter erhalten. Der braucht 110 000 Euro, um die Novemberkosten für den Flugbetrieb zu decken.

 Der Insolvenzverwalter will die ansässigen Firmen für die November-Flugkosten zur Kasse bitten. Manche fürchten, dass ihr Geld dann verloren wäre.

Der Insolvenzverwalter will die ansässigen Firmen für die November-Flugkosten zur Kasse bitten. Manche fürchten, dass ihr Geld dann verloren wäre.

Foto: jam

Die Firmen rund um den Zweibrücker Flughafen sollen 110 000 Euro bezahlen, oder ab November fliegt nichts mehr ab ZQW. Das geht aus einem Schreiben des Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner hervor, das gestern 70 Mieter und ortsansässige Firmen erreichte. Hintergrund sind Plathners Bemühungen, einen Investor für den Flughafen zu finden. Im Insolvenzprozess darf er in keinem Monat Miese machen. Bis zum 7. November sind die Flughafenkosten noch gedeckt, weil Tuifly im August entschied, das Finanzloch mit mehreren hunderttausend Euro zu schließen - ab dann erhielten die Flughafenbeschäftigten kein Gehalt mehr, der Flugbetrieb hätte damals schon eingestellt werden müssen.

Sebastian Brunner, Sprecher von Insolvenzverwalter Plathner, sagte gestern auf Merkur-Anfrage: "Der Transaktionsprozess läuft weiter. Es haben konkret mit den potentiellen Interessenten, die sich gemeldet haben, erste Termine stattgefunden. Es gibt aber keine abschließende Klarheit, ob es hinreichend wahrscheinlich ist, dass ein Investor entweder den Flugbetrieb fortsetzt oder das Gelände mit einer anderen Nutzung übernimmt." Man wolle bis Ende des Monats Klarheit haben. Wenn sich kein Investor findet, wäre laut Brunner "Plan A" gescheitert, "Plan B" griffe: beschriebener Solidaritätszuschlag der ansässigen "Firmen, Kunden, Partner" (Brunner). "Man hat sich bemüht, die Last anteilig möglichst gerecht zu verteilen. Wir sind aber auch für Alternativvorschläge offen".

Die Finanzierungsbeiträge sollen auch mehr Verhandlungszeit verschaffen, so Brunner. Dass das Geld zusammenkommt, ist fraglich. Rolf Mailänder, Quality-Manager bei Aviation Technik, erklärt, von seiner Firma sei eine "fünfstellige Summe" erbeten worden: "Zu viel", findet er. "Wir schlafen ein, zwei Tage drüber, und wissen noch nicht, was wir machen." Der Haken an der Sache: "Es gibt keine Gegenleistung für das Geld. Das würden wir wohl nie wieder kriegen. Wenn es die Zukunft sichern würde, könnte man drüber nachdenken." Doch dafür gebe es keine Hinweise. Mailänder: "Wir sind für jedes Quäntchen Information dankbar und darauf angewiesen. Es wäre eine vertrauensbildende Maßnahme, wenn uns der Insolvenzverwalter sagen würde, ob es einen ernst zu nehmenden Interessenten gäbe oder nicht. Namen müssten gar nicht genannt werden."

Insolvenzverwaltungssprecher Sebastian Brunner kontert, "in der derzeitigen Situation kann niemand eine Garantie übernehmen, wie es ab November weitergeht." Weitergehende Aussagen könne man derzeit noch nicht treffen.

Bernd Baltes, Geschäftsführer der Flugschule Aviation Support & Training und Trainingsmanager beim Flugunternehmen Pro Jet, hat eher Verständnis für solche Aussagen: "Ich habe mit dem Insolvenzverwalter selbst geredet. Ich weiß nicht, ob er mehr sagen kann." Gefordert werde in dem Schreiben (das er urlaubsbedingt noch nicht in allen Details gelesen habe) "eine Menge Geld". Baltes tendiert dazu, nicht zu zahlen: "Wir sind nicht in der Lage, mal eben soviel Geld auf den Tisch zu legen, ohne Gewissheit, dass es weitergeht." Auch finde er es unglücklich, dass der Brief den Eindruck erweckt, es müsse gezahlt werden. "Ich glaube nicht, dass viele Firmen da mitmachen. Die Idee ist sehr suspekt für mich: dass gerade die Firmen, die dem Flughafen die ganze Zeit die Stange gehalten haben, jetzt zahlen sollen."

Weigern sich einige der 70 zu zahlen, muss die Summe umverteilt werden. Brunner: "Der Finanzierungsbedarf ist da und muss auf dem einen oder anderen Weg erreicht werden."

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