Geschichtsbildung in Zweibrücken So sorgen Zweibrücker Schulen für geschichtliche und politische Bildung abseits des Unterrichts

Zweibrücken · Besuche in Konzentrationslagern und Gespräche mit Zeitzeugen werden oft angeführt. Auch Planspiele finden statt.

Anfang 2016 war im Helmholtz-Gymnasium eine Ausstellung über Zwangsarbeit in und um Zweibrücken zu sehen, die ein Arbeitskreis der VHS gemeinsam mit Zehntklässlern der Schule und ihren Lehrern erarbeitet hatte. Hier Gertrud Schanne-Raab vom Arbeitskreis bei der Eröffnung.

Anfang 2016 war im Helmholtz-Gymnasium eine Ausstellung über Zwangsarbeit in und um Zweibrücken zu sehen, die ein Arbeitskreis der VHS gemeinsam mit Zehntklässlern der Schule und ihren Lehrern erarbeitet hatte. Hier Gertrud Schanne-Raab vom Arbeitskreis bei der Eröffnung.

Foto: Jan Althoff

Das Hofenfels-Gymnasium führt in den Jahrgangsstufen zehn und elf im Rahmen der historischen und politischen Bildung eine Exkursion nach Verdun und in das KZ Struthof/Natzweiler durch, wie der 2. Stellvertretende Schulleiter Sven Alteepping und Barbara Schindler, die Fachkonferenzvorsitzende für Geschichte, mitteilen. Gerade zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust werden demnach einmal im Jahr (um den 27. Januar) Zeitzeugen geladen. Die dort gewonnenen Eindrücke würden von den Schülern als prägend beschrieben. Außerdem führe man Planspiele durch, etwa zur Flüchtlingsintegration, und widme sich in Projektwochen Themen wie dem jüdischen Leben in Zweibrücken zur Zeit der Nationalsozialisten.

Rita Sutter-Deßloch, die Leiterin der Herzog-Wolfgang-Realschule plus, verweist auf den Status als Modellschule für Partizipation und Demokratie in Rheinland-Pfalz und „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Außerdem führt sie die Teilnahme am Bundesprogramm „Demokratie leben – Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ ins Feld. Die Schule sei im vergangenen November beim Demokratietag in Mainz vertreten gewesen und arbeite etwa mit der Jugendkunstwerkstatt und dem Internationalen Bund (IB) zusammen, habe mit letztgenanntem am 8. Dezember eine Veranstaltung zur gewaltfreien Kommunikation durchgeführt. Auch Projekte mit Zeitzeugen seien wichtig. 2016 sei Sara Atzmon zu Besuch gewesen, habe in der 10. Klasse einen Malworkshop durchgeführt und den Schülern von ihren Erlebnissen während der NS-Zeit berichtet. Diesen Januar sei ein Vortrag von Esther Bejarano geplant.

Das Helmholtz-Gymnasium diskutiere derzeit, zusätzlich zur verbindlichen Verdun-Fahrt in der Klassenstufe 9/10 eine Pflicht-Fahrt in ein Konzentrationslager in der Oberstufe einzurichten, teilen Schulleiterin Kerstin Kiehm und Lisa Wagner, die Fachbereichsvorsitzende Geschichte, mit. „Wir Geschichtslehrer sagen immer, dass man einmal in seinem Leben in einem solchen KZ gewesen sein muss, um all das wirklich zu verstehen. Und man bemerkt auch hierbei oft ein Umdenken bei Schülern, vor allem, wenn die Führung gut aufbereitet ist. Ich selbst habe bereits mit diesen Führungen auch im KZ Struthof gute Erfahrungen gemacht“, so Wagner. Die Schule lädt laut Kiehm und Wagner regelmäßig Politiker oder Experten ein, mit denen insbesondere die Leistungskurse diskutieren, etwa Bundesjustizminister Heiko Maas oder Elmar Theveßen, der stellvertretende ZDF-Chefredakteur und Terrorismusexperte. Des Weiteren sei auch das Helmholtz jährlich mit mindestens zwei Projekten bei „Demokratie leben“ dabei. In diesem Schuljahr biete man für alle achten Klassen das Theaterstück zum Thema „Toleranz“ (Flüchtlingsproblematik) an, während der Thementage im Juni gebe es einen dreitägigen Workshop über „Hate Speech“ und „Die Sprache der Rechten“ mit einem externen Fachreferenten an. Darüber hinaus führten die Sozialkunde-Leistungskurse ein Planspiel zum Thema „Demokratie“ durch. Die Schule sei auch seit Jahren „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und nehme etwa an Veranstaltungen des Bündnisses „Buntes Zweibrücken“ teil und plane selbst Aktionen wie den jährlichen „Dance for Tolerance“. Filme gegen Rassismus seien im letzten Schuljahr selbst gedreht und im Unterricht verwendet und besprochen worden.

 Im November 2015 hatten Mitglieder des Arbeitskreises „Zwangsarbeiter in Zweibrücken“ sowie Schüler des Helmholtz-Gymnasiums bei einem Besuch des ehemaligen KZ Osthofen viel über den Terror der Nationalsozialisten gelernt.

Im November 2015 hatten Mitglieder des Arbeitskreises „Zwangsarbeiter in Zweibrücken“ sowie Schüler des Helmholtz-Gymnasiums bei einem Besuch des ehemaligen KZ Osthofen viel über den Terror der Nationalsozialisten gelernt.

Foto: Gerrit Dauelsberg

Auch die Mannlich-Realschule plus setzt in der Klassenstufe zehn auch auf einen verpflichtenden Besuch eines Konzentrationslagers, wie der erste Konrektor Marc Sadowski erläutert. Auch Zeitzeugen wie KZ-Überlebende würden eingeladen und deren Gespräche mit den Schülern danach im Unterricht besprochen, nicht nur in Geschichte, sondern auch in Deutsch und Religion. Auch habe etwa Geschichtslehrerin Hanna Christmann zuletzt mit der Geschichts-AG an einem Wettbewerb teilgenommen und dabei teils in Archiven den Lebenslauf einer jüdischen Familie aus Saarbrücken zusammengestellt und erforscht.

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