Silvesterübergriffe nicht hinnehmbar

Zweibrücken · Vor der Landtagswahl hat der Pfälzische Merkur die Direktkandidaten des Wahlkreises zur Diskussion mit dem Merkur -Leserbeirat eingeladen. Dessen Mitglieder nehmen sich für jeden Kandidaten eine Stunde Zeit, um ihm politisch auf den Zahn zu fühlen. Heute: Fred Konrad, Grüne.

Infrastrukturbilanz für Zweibrücken nach fünf Jahren rot-grün: Linienflugverkehr eingestellt, S-Bahn-Reaktivierung weiter in der Schwebe, eine Brücke zu einem Unternehmen, ein überflüssiger Überflieger. "Wie geht man als grüner Landtagsabgeordneter damit in den Wahlkampf?", fragte Peter Schehl, der sich für einen besseren öffentlichen Personenverkehr engagiert, den Wahlkreiskandidaten, Fred Konrad, beim Wahlcheck des Merkur-Leserbeirats.

Nach einem Schluck Orangensaft erinnert Konrad, dass er bereits vor 15 Jahren beim Kreisel mit Überflieger einen anderen Vorschlag gemacht hatte. Die Brücke über den Schwarzbach sei für John Deere und auch mit Blick auf die S-Bahn-Verlängerung "sehr wichtig". Wie er denn die Chancen für die S-Bahn nach Zweibrücken einschätze, hakt die pensionierte Rechtspflegerin Annelie Krüger ein. "Rheinland-Pfalz hat zugesagt, einen höheren Anteil der Investitionskosten zu übernehmen", sagt Konrad. Jetzt verhandelten die beiden Länder über die Betriebskosten. "Wie lange will man noch reden und prüfen?", fordert Schehl, dass das Projekt vorankommt. Konrad verwies auf die Notwendigkeit der Untersuchungen. "Ich bin immer noch zuversichtlich, dass die S-Bahn kommt", wendet sich Konrad an Krüger.

Der Flughafen sei aus Sicht der Verkehrsinfrastruktur nicht notwendig, sagte Konrad. Zweibrücken sei auch ohne Flughafen erreichbar. Mit Blick auf Konrads Stichwort der "Haushaltskonsolidierung" spricht der Hornbacher Oliver Duymel den defizitären Flughafen Hahn an, in den das Land weiter "Geld pumpt". "Der Hahn wäre sonst in die Insolvenz gegangen", sagt Konrad. Dem Einwand Duymels, dass das in Zweibrücken passiert sei, hält Konrad entgegen, dass die Situation der beiden Standorte unterschiedlich sei. Der Zweibrücker Arbeitsmarkt mit dem Konversionsgebiet könne die Schließung des Flughafens auffangen. "Am Hahn liegen die Dinge anders." Dort wird eine Schließung des Flughafens die Umgebung durch den Verlust der Arbeitsplätze schwer treffen. Dort habe man nach dem Wegfall der zivilen Arbeitsplätze auf dem Militärflughafen auf eine Monostruktur gesetzt. "Die Investitionen in die Infrastruktur werfe ich niemandem vor." Wobei sich ihm beim Nürburgring "der Sinn nie erschlossen hat". Konrad betont, dass die Landesregierung weiter das Ziel verfolgt, den Flughafen Hahn zu privatisieren.

Dem am Stadtgeschehen interessierten Rentner Rolf Klein liegt die innere Sicherheit am Herzen. Angesichts der vielen Überstunden bei der Polizei und der aktuellen Situation verstehe er nicht, warum das Land bei der Polizei "abschmelzen" wolle. Konrad sagt, dass man angesichts der Situation eine frühere Einstellung überdenken könne. Mit Blick auf die Überstunden fragt der Grünen-Abgeordnete aus Käshofen, ob die Polizei Einsätze bei Veranstaltungen fahren müsse, bei denen viel Geld umgesetzt werde.

Klein beklagt bei der Gesprächsrunde den mangelnden Respekt in der Bevölkerung gegenüber den Polizisten. Konrad stimmt dem zu. "Aber das ist kein Problem der Politik. Das ist ein gesellschaftliches Phänomen. Es muss klare Regeln geben, die auch mitgeteilt werden." Mit Blick auf die Personalausstattung erklärt Konrad, dass nicht nur bei der Polizei darüber klage. Das machten auch Richter, Lehrer oder Erzieher. Dazu kämen die Forderung, in die Infrastruktur zu investieren, was Schehl angesprochen hatte. Für Konrad gehört es zur politischen Redlichkeit auch zu sagen, wo man sparen möchte, wenn in den genannten Bereichen mehr ausgegeben werden soll. "Da könnten viele Lieblingsprojekte auch in den Kommunen liegen bleiben."

Bei den Einsparungen in dem Bereich der Polizei und Justiz stehe dann die Autorität des Staates nicht in Frage? Das schätzt Konrad anders ein. "Deutschland hat eine Million Flüchtlinge aufgenommen und ein Dach über den Kopf gegeben." Und für die hier wohnenden Menschen habe sich nichts geändert. Allerdings werde über die Dinge, die schief gingen, ausführlich berichtet. Dabei schließt Konrad die Übergriffe an Silvester in Köln ausdrücklich aus. "Was da passiert ist, ist nicht hinnehmbar."

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