Siebenpfeifferstraße in Zweibrücken Mann kauft bewohnte Straße – jetzt droht er den Anwohnern mit dem Abriss

Zweibrücken · Der Mann, der ein Teilstück der Zweibrücker Siebenpfeifferstraße gekauft hatte, hat weitere Schritte angekündigt, falls ihm kein Kaufangebot gemacht wird. Von der Stadt fordert er eine sechsstellige Summe, bei den Anwohnern herrscht weiter große Unsicherheit.

Auch drei Wochen nach Ablauf des Ultimatums hat der Eigentümer sein Teilstück Siebenpfeifferstraße nicht sperren lassen. Den Plan, mit der Straße Gewinn zu machen, hat er noch nicht aufgegeben – aber auch einen Plan B.

Auch drei Wochen nach Ablauf des Ultimatums hat der Eigentümer sein Teilstück Siebenpfeifferstraße nicht sperren lassen. Den Plan, mit der Straße Gewinn zu machen, hat er noch nicht aufgegeben – aber auch einen Plan B.

Foto: Rainer Ulm

Jetzt drohen die Eigentümer eines Teilstücks der Zweibrücker Siebenpfeifferstraße sogar mit Rückbau, sollte ein Weiterverkauf nicht zustande kommen.

In einem Interview mit der in Istanbul erscheinenden und auch in Deutschland vertriebenen türkischen Tageszeitung „Sözcü“ drohte der „Geschäftsmann“ Aziz S. Ende April: „Im Falle eines Rückbaus werden wir die Straße abtragen. Wir haben eine Baufirma.“ S. berichtete in der Zeitung, „eine 100 Meter lange Straße mit 19 Häusern und 30 Wohnungen“ gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Yildirim für 2500 Euro ersteigert zu haben (wir berichteten) – und sie nun für satte 300 000 Euro weiterverkaufen zu wollen.

Zweibrücker Straße gekauft: So geriet die Siebenpfeifferstraße an den neuen Eigentümer

Die Vorgeschichte: Anfang April hatten die Bewohner der Häuser in der Siebenpfeifferstraße 23 bis 43 einen auf den 3. April 2023 datierten und mit „Bekanntmachung“ überschriebenen Brief bekommen. In dem Schreiben ließ sie ein Mann namens Yildirim S. aus Rheinböllen im Hunsrück wissen, seit dem 21. Juli 2022 „der neue Eigentümer der Siebenpfeifferstraße, Flurstück 1588/11“ zu sein.

Der Brief schloss mit dem Ultimatum: Die Anlieger sollten sich zu einer „Anwohnergemeinschaft“ zusammenschließen, um ihm die Straße abzukaufen. Er, der neue Eigentümer, „freue“ sich auf „Angebote“, die man ihm „gerne per E-Mail“ zukommen lassen könne. Sollten jedoch bis zum 3. Mai keine Offerten bei ihm eingehen, sehe er sich gezwungen, die Straße zu sperren.

„Wenn der Druck zunimmt, werde ich den Straßennamen ändern“: Yildirim S. (links) im Live-Interview mit dem türkischen Fernsehsender TGRT Haber. In der Mitte läuft ein Video aus der Zweibrücker Siebenpfeifferstraße.

„Wenn der Druck zunimmt, werde ich den Straßennamen ändern“: Yildirim S. (links) im Live-Interview mit dem türkischen Fernsehsender TGRT Haber. In der Mitte läuft ein Video aus der Zweibrücker Siebenpfeifferstraße.

Foto: Screenshot PM von TGRT Haber

Diese Drohung hatte nicht nur bei den Anwohnern, die befürchten mussten, demnächst vielleicht nicht mehr an ihre Häuser fahren zu können, für Entsetzen gesorgt. Auch in vielen in- und ausländischen Medien schlug der Fall Wellen.

Erstes Ultimatum ließen die Anwohner verstreichen

Doch zu einer Straßensperrung ist es bislang nicht gekommen, obwohl die Anwohner das Ultimatum hatten verstreichen lassen. In dem „Sözcü“-Artikel von Ende April war die Rede davon gewesen, die Straße „nächste Woche in eine Richtung sperren“ zu wollen. Alternativ gebe es „einen weiteren Eingang zur Straße“, so dass die Anwohner weiterhin an ihre Häuser fahren könnten. Aber auch die von den Brüdern angekündigte einseitige Sperrung unterblieb.

Zugleich erklärten die Brüder, die nach eigenen Angaben in Deutschland in der Immobilien- und Baubranche tätig sind, sich „dem Druck der deutschen Medien“ nicht beugen zu wollen. Sie behaupteten, das „Problem“ sei durch diejenigen verursacht worden, „die die Investition der Türken nicht verdauen könnten“. Die Zeitung „Sözcü“ zitierte Aziz S. mit den Worten: „Das Problem der Deutschen ist, dass ein Türke die Straße bekommen hat und sie denken, ihr Haus sei entwertet.“

Das Straßenstück sei vor der Versteigerung der Stadt und den Anwohnern angeboten worden. Sie hätten jedoch kein Interesse gezeigt – die Zweibrücker Stadtverwaltung, weil ihr wegen einer dann fälligen Straßenkanalsanierung Kosten in Höhe von 180 000 Euro entstehen würden.

Stadt Zweibrücken hat Kontakt aufgenommen

Wohl in Verkennung seiner Eigentümerpflichten behauptete Aziz S., dass „die Gemeinde für die Infrastruktur im Zusammenhang mit der Kanalisation und anderen Leitungen unter der Straße verantwortlich“ sei. Er bot deshalb an, dass die Stadtverwaltung „immer kommen, reparieren und erneuern“ könne, „wann immer“ sie wolle. Zudem kündigte er in dem „Sözcü“-Artikel an: „Wenn wir es (das Straßenstück, Anm. d. Red.) verkaufen oder Einnahmen generieren, werden wir es (das Geld) Erdbebenopfern und krebskranken Kindern spenden.“

Inzwischen ist es der Zweibrücker Verwaltung gelungen, Straßen-Eigentümer Yildirim S. nach mehreren vergeblichen Versuchen zu erreichen, wie Stadtsprecher Jens John am Montag auf Anfrage unserer Zeitung berichtete: „Es gab einen Kontakt, mehr aber auch nicht.“ Hintergrund: Der Zweibrücker Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) hatte angeboten, wenn gewünscht, als Vermittler zwischen Anwohnern und Eigentümer zur Verfügung zu stehen (wir berichteten). Nun gab es also einen „Kontakt“, aber offenbar noch keinen Gesprächstermin.

Neue Drohung von Yildirm S. im türkischen Fernsehen

Dass es bislang keine Fortschritte gab, bestätigte auch der Zweibrücker Rechtsanwalt Sebastian Pick, der dem Eigentümer im Auftrag der Anwohner einen Brief geschrieben und darin mitgeteilt hatte, kein Kaufangebot unterbreiten zu wollen. Hingegen forderte er ihn auf, die Straße offen zu lassen.

Unterdessen sagte Yildirm S. dem türkischen Nachrichtensender TGRT Haber in einem Video-Interview, die 300 000 Euro „von der Gemeinde“, also der Stadt Zweibrücken haben zu wollen. Und er drohte erneut. Diesmal damit, die Straße umbenennen zu wollen, sollten er und sein Bruder immer weiter unter Druck gesetzt würden. Und zwar nach sich selbst statt nach dem Zweibrücker Freiheitskämpfer und Juristen Philipp Jakob Siebenpfeiffer.

Auf die Merkur-Anfrage, um seine Sicht der Dinge zu schildern, hat der Straßenkäufer immer noch nicht reagiert.

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