Serie Starke Frauen in der Pfalz Die stolzen Musentöchter und ihre Werke

Zweibrücken · Dass Frauen alles andere sind als schwach, davon künden die 16 Frauenschicksale, die in der Wander-Ausstellung „1000 Jahre Frauen in der Pfalz – vom Schatten ins Licht“ dargestellt werden. Angelehnt an die Ausstellung stellt der Pfälzische Merkur in einer Serie vor, in welchen Bereichen Frauen wirkten und beleuchtet das eine oder andere Einzelschicksal.

 In der Pfalz gab es auch berühmte Frauen, die ihr Leben der Kunst widmeten und oft selbstbestimmt davon lebten.

In der Pfalz gab es auch berühmte Frauen, die ihr Leben der Kunst widmeten und oft selbstbestimmt davon lebten.

Foto: Cordula von Waldow

Natürlich brachte die Pfalz auch berühmte Künstlerinnen hervor. Eine von ihnen ist die aus dem schwäbischen Kaufbeuren stammende „Ikone der Empfinsamkeit“, Sophie von La Roche (1730-1807), die es für einige Jahre nach Speyer verschlug. Berühmt wurde sie nicht nur durch ihren 1771 erschienenen, empfindsamen Roman „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“. Deutschlands wohl berühmtester Literat, Johann Wolfgang von Goethe, verarbeitete in seinem Werk „Leiden des jungen Werther“ seine unerfüllte Liebe zu Sophies Tochter Maximiliane.

Dabei lebte die aus einem großbürgerlichen Artzhaushalt stammende Marie Sophie Gutermann zunächst das charakteristische Leben einer Frau des 18. Jahrhunderts. Sie erhielt die typische „Mädchenerziehung“ mit Sprachen, Kunst, Literatur, Musik sowie Haushaltsführung. Als „gute Partie“ wurde sie mit dem katholischen, kur-mainzischen Hofrat Georg Michael La Roche getraut. Aus der Vernunftehe gingen acht Kinder hervor, von denen fünf heranwuchsen.

Sophie lebte das Leben einer Hofdame. In Koblenz/Ehrenbreitstein richtete sie nach dem Karrieresprung ihres Mannes zum kurtrierischen Minister ein gastfreundiches Haus für Künstler ein. Nach dem Tod ihres Mannes 1788 war es gut, dass sie sich als erfolgreiche Schriftstellerin selbst ernähren konnte. Als eine der ersten Herausgeberinnen einer Deutschen Frauenzeitschrift, brachte sie 1783/84 „Pomona für Teutschlands Töchter“ auf den Markt.

Zu Ehren der Landauer Philosophin und Kunsthistorikerin Martha Saalfeld (1898-1976) wird seit 1994 der gleichnamige Martha-Saalfeld-Förderpreis für Literatur vergeben. Die expressive, metaphernreiche Sprache der Lyrikerin wussten schon bald selbst literarische Größen wie Hermann Hesse, Stefan Zweig oder Thomas Mann zu schätzen. 1927 wurde sie mit dem Lyrikpreis des S. Fischer-Verlags ausgezeichnet, 1955 mit dem Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1963 erhielt sie den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz. 1959 wurde sie in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen und war Mitglied des P.E.N.-Clubs (Poets, Essayists, Novelists), einem der bekanntesten internationalen Autorenverbände.

Lina Staab (1901-1997), geboren in Neustadt an der Weinstraße, veröffentlichte bereits im zarten Alter von 19 Jahren ihr erstes Gedichtbändchen. 1941 ließ sie sich nach ihrem auf Grund der Geburt ihrer Tochter abgebrochenen Musikstudium in Speyer zur Bibliothekarin ausbilden. Das Mitglied des Literarischen Vereins der Pfalz schrieb Gedichte, Prosa und wirkte als Mitarbeiterin bei verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen. Ihre Theaterstücke wie „Der verlorene Himmelsschlüssel“(1924/25) und „Maria auf dem Weihnachtsmarkt“ (1930/31) wurden erfolgreich vom Pfälzischen Landestheater (heute Pfalztheater) aufgeführt. Für ihre einfühlsame Schreibkunst wurden ihr 1981 der Pfalzpreis für Literatur und 1982 der Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Wie in vielen pfälzischen Kommunen ist auch in Zweibrücken-Oberauerbach eine Straße nach ihr benannt.

Natürlich gab es auch berühmte Musikerinnen. Nur 25 Jahre alt wurde Adelheid Maria Eichner (1762-1787), Tochter des Violinisten, Komponisten und Konzertmeisters am Zweibrücker Hof, Ernst Eichner. Mit ihrer musikalischen Begabung wurde sie ausgebildet in Gesang und Klavierspiel und trat in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters. Dieser wurde nach seiner Flucht vom Zweibrücker Hof als Fagott-Virtuose an den Hof von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen berufen. Adelheid gehörte mit ihrer drei Oktaven umspannenden Stimme als Sängerin zu der 24-köpfigen Privatkapelle des Kronprinzen. Der Beruf als Sängerin war für Frauen in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine der wenigen Möglichkeiten zur Unabhängigkeit. So drängte die junge Zweibrückerin auf Selbstbestimmung, statt sich nach dem Tod des Vaters in eine Heirat drängen zu lassen. Von der jungen Komponistin sind 17 Liedmelodien für Klavier überliefert. Sie starb unter mysteriösen Umständen.

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