Serie Starke Frauen in der Pfalz „Vom Geschlecht eine Frau, vom Geist ein Mann“

Zweibrücken · Dass Frauen alles andere sind als schwach, davon künden die 16 Frauenschicksale, die in der Wander-Ausstellung „1000 Jahre Frauen in der Pfalz – vom Schatten ins Licht“ dargestellt werden. Angelehnt an die Ausstellung stellt der Pfälzische Merkur in einer Serie vor, in welchen Bereichen Frauen wirkten und beleuchtet das eine oder andere Einzelschicksal.

 Die „Große Landgräfin“ Karoline Henriette von Hessen-Darmstadt wurde sogar von Preußenkönig Friedrich dem Großen wertgeschätzt.

Die „Große Landgräfin“ Karoline Henriette von Hessen-Darmstadt wurde sogar von Preußenkönig Friedrich dem Großen wertgeschätzt.

Foto: Cordula von Waldow

(cvw) Das glanzvolle Leben der Königin oder Prinzessin gibt es nur im Märchen. Davon berichten die Schicksale der pflälzischen Fürstentöchter in der Ausstellung. Ihr Lebensziel war klar definiert: Sie sollten in politisch vorteilhaften Allianzen den Fortbestand des Adelsgeschlechtes ihres Ehemannes durch die Geburt möglichst vieler gesunder Söhne sichern. Die wenigsten hatten dabei ein so glückliches Händchen, wie die Gräfin Karoline Henriette von Hessen-Darmstadt (1721-1774), Ehefrau des Landgrafen Ludwig IX.

Ihr gelang es, die sechs überlebenden ihrer acht Kinder in regierende Familien zu verheiraten. Somit ist die von Pfalz-Zweibrücken gebürtige „Große Landgräfin“, wie der Universalgelehrte Johann Wolfgang von Goethe sie nannte, eine Stamm-Mutter fast aller heutigen europäischen Fürstenhäuser.

Für viel Fürstinnen früherer Zeit bedeutete ihr Leben zwischen Kindbett und Thron einen Wechsel aus hoffnungsvollen Schwangerschaften und Trauer um verstorbene Kinder. Doch die lebenspraktische Karoline Henriette war zugleich hoch gebildet und feingeistig. So fand niemand geringerer als Friedrich II. der Große von Preußen Gefallen an den fundierten Literaturkenntnissen und der Wortgewandtheit der ebenso wissbegierigen wie literaturbegeisterten Fürstin. Während nur wenige Frauen auf ihrem Niveau mit den einflussreichen Persönlichkeiten der Aufklärung über Philosophie und Literatur korrespondierten, pflegte der Preußenkönig mit ihr einen lebenslangen Austausch. Nach ihrem Tod ließ er ihr eine Marmor-Urne anfertigen mit der (im Original lateinischen) Aufschrift: „Vom Geschlecht eine Frau, vom Geist ein Mann.“ Ein besonderes Kompliment, denn gerade in der Zeit der Aufklärung wurde erstmals die Frau zum „schwachen Geschlecht“ erklärt. Die Urne ist bis heute im Herrengarten Darmstadt zu besichtigen.

Besonderer Dank der Nachwelt gebührt der selbst- und standesbewussten Fürstin Elisabeth Charlotte von Orléans (1652-1722). Nicht nur, weil die geborene Lieselotte von der Pfalz als Ehefrau des Bruders von Ludwig XIV. Am Hof des Sonnenkönigs politische Entscheidungen beeinflusste und die höchste Frau am Versailler Hof war. Ihre zahllosen Briefe an ihre weit verbreitete Verwandtschaft sind eine ergiebige Quelle für alle Geschichtsforscher.

Die Grafentochter Bertha von Savoyen (1051-1087) und spätere Königin ist weitläufig bekannt für den berühmten „Gang nach Canossa“, auf den sie ihren Ehemann Heinrich IV. begleitete und damit zur Rettung des Salischen Königstums beitrug. Zurecht wurde sie an seiner Seite in Rom zur Kaiserin gekrönt. Damit bildet die politisch aktive Bertha jedoch eine Ausnahme. In der Regel wurde das politische oder karitative Engagement der Frauen in der Geschichtsschreibung nicht erwähnt, sondern ihre Leistungen der Regierung ihres Mannes zugeschrieben.

Ebenfalls Geschichte schrieb Herzogin Elisabeth von Pfalz-Zweibrücken (1503-14563). Sie gehörte als Vorreiterin der Reformation zu den Frauen, die Luthers Forderungen vorantrieben. Als Mitregentin ihres unmündigen Sohnes Wolfgang führte sie nach dem frühen Tod ihres Mannes, Herzog Ludwig II., im Jahr 1533 das Luthertum als Staatskonfession in Zweibrücken ein. An der Seite ihres zweiten Mannes, Graf Georg von Pfalz-Simmern, brachte sie den protestantischen Glauben später auch in den Hunsrück.

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