Serie Grundschulen in Zweibrücken Selbstbestimmt lernen

Zweibrücken · Mit dem Eintritt in den Schulalltag beginnt der „Ernst des Lebens“, behauptet der Volksmund. Dass dieser Lebensabschnitt, außer rechnen, schreiben und lesen lernen noch deutlich mehr Fähigkeiten fördert, zeigt ein Blick auf die Grundschulen von heute. In einer losen Reihe stellt der Pfälzische Merkur die Zweibrücker Grundschulen und ihre Besonderheiten vor. Heute: die Thomas-Mann-Schule.

 Bei der Präsentation selbstständig erarbeiteter Themen lernen die Grundschüler miteinander und voneinander.

Bei der Präsentation selbstständig erarbeiteter Themen lernen die Grundschüler miteinander und voneinander.

Foto: cvw

Woher kommen unsere Monatsnamen? Wie lang ist ein Monat? Diesen und vielen anderen Fragen im Zusammenhang mit der Zeit forschen die Kinder an der Thomas-Mann-Schule aktuell nach. Seit dem vergangenen Jahr werden die Kinder aller vier Jahrgangsstufen in einer offenen Form unterrichtet: In so genannten Ateliers erarbeiten sie sich bestimmte Themen, allein, zu zweit, in der Kleingruppe – eigenständig nach einer vorgegebenen Struktur.

Vier Ateliers gilt es zu durchlaufen, um sich dem gewählten Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern, sprachlich/Deutsch, Mathematik/Geometrie, musisch/künstlerisch oder als Sachthema. In jedem Atelier soll idealerweise die Sozialform, auf jedem Fall jedoch der Kooperationspartner gewechselt werden. „Wir erzielen wunderbare Erfolge damit“, versichert Schulleiterin Gertrud Rothaar. Die Lehrkräfte staunen, welche anspruchsvollen Themen selbst die unteren Klassenstufen erarbeiten und auch, wie anschaulich und verständlich sie ihre Ergebnisse in einer Abschluss-Präsentation vermitteln können.

Spürbar sind der Lernspaß und die Aufmerksamkeit, mit der die Klassenkameraden voneinander lernen. „Auf diese Weise kann jedes Kind in seinem Tempo arbeiten und seine individuellen Kompetenzen einbringen“, betont die Schulleiterin.

Unter den 170 Kindern der Schwerpunktschule sind 20 Schüler mit Förderbedarf und sonderpädagogischen Gutachten. Doch nicht nur sie profitieren von dieser individuellen Lernmethode. Die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes wird gestärkt, seine Eigenständigkeit und Kreativität gefördert, sein Wissensdurst angeregt, seine sozialen Kompetenzen werden erweitert.

Dazu trägt auch die Feedbackrunde bei: Die vortragende Gruppe lässt sich von zwei Kindern loben und erfährt, was gut ankam. Zwei andere dürfen konstruktive Kritik in Form einer „Ich wünsche mir für das nächste Mal, dass ...“-Formulierung anbringen. Auf diesem Wege lernen Kinder achtsamen und respektvollen Umgang miteinander und die gegenseitige Wertschätzung spielerisch.

Erstaunlich ist auch, in welch kurzer Zeit sich die noch jungen Schüler Themen aus den angebotenen Materialien erarbeiten: Zwei Schulstunden für das Projekt, eine Stunde Präsentation an einem Tag in der Woche. Hierfür gibt es keine Noten, wenngleich sich die Lehrer Notizen machen.

Um den unterschiedlichen Lerntempi der Kinder gerecht zu werden und schwache ebenso wie starke Schüler zu fördern, wurde bereits seit drei Jahren der Versuch individualisierten, selbstständigen Lernens im Fach Deutsch und Mathematik gestartet. Auf vielfältige Art und Weise erarbeiten sich die Kinder mit Arbeitshilfen beispielsweise Buchstaben selbstständig. „Lesepass, Deutschpass, 1x1-Pass“, zählt Gertrud Rothaar auf. In ihrer Zukunftsplanung reift bereits die Idee altersübergreifender Lernprojekte.

„Daneben sind wir eine ganz normale Schule“, betont sie, beispielsweise mit den üblichen Bewegungs- und Sportangeboten, in der 13 Lehrkräfte von vier Förderlehrern, zwei pädagogischen Fachkräften und einer Förderschullehramtsanwärterin unterstützt werden.

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