Schwarzseher überraschen Pirmann

Zweibrücken · Heute vor vier Jahren trat Kurt Pirmann sein Amt als Zweibrücker Oberbürgermeister an – somit ist Halbzeit für den SPD-Politiker, der eine insgesamt positive Zwischenbilanz zieht. Umso überraschender ist für Pirmann, dass Zweibrücken im „Zukunftsatlas 2016“ schlecht abschnitt.

 Oberbürgermeister Kurt Pirmann zog in der Merkur-Redaktion eine positive Halbzeitbilanz. Foto: jam

Oberbürgermeister Kurt Pirmann zog in der Merkur-Redaktion eine positive Halbzeitbilanz. Foto: jam

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Ausgerechnet zur Halbzeit seiner Amtszeit ist Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) nun ein schlechtes Zeugnis für die Rosenstadt ins Rathaus geflattert: Das Forschungsinstitut Prognos ließ in seinem "Zukunftsatlas 2016" kein gutes Haar an Zweibrücken (wir berichteten). "Überrascht" war Pirmann darüber und betonte: "Es gibt hier ganz viel positive Entwicklung."

Das war auch der Tenor eines Merkur-Redaktionsgesprächs (siehe Bericht auf Seite 16), in dem Pirmann eine Halbzeitbilanz zog. Trotz einiger Rückschläge - Stichwörter: Flughafen, Evangelisches Krankenhaus - blickte er insgesamt positiv auf seine ersten vier Jahre als Oberbürgermeister zurück. Dabei hob er etwa den Ausbau der Fußgängerzone, die Beseitigung der Neuverschuldung sowie die Teilnahme am Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt" besonders hervor.

Doch angesichts der Prognos-Studie könnten böse Zungen nun vorbringen, dass Zweibrücken in Pirmanns Amtszeit einiges an Dynamik eingebüßt hat. Das jedenfalls legt der "Zukunftsatlas 2016" nahe. Lag Zweibrücken in der Kategorie "Dynamik" 2010 unter allen deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten noch auf Platz zwei, ist die Rosenstadt nun am anderen Ende der Skala auf Rang 400 von 402 platziert. "Vieles ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte Pirmann dazu - sowohl der zweite Platz 2010 als auch der bundesweit drittletzte Platz 2016 überrasche ihn. Was die Arbeitslosenzahlen anbelange, versinke Zweibrücken nun nicht gerade im Chaos, auch wenn Pirmann einräumte: "Natürlich werden hier nicht 500 bis 600 Arbeitsplätze auf einen Schlag geschaffen." Doch neue Ansiedelungen gebe es in Zweibrücken allemal - und auch die Lebens- und Wohnqualität sei hoch. Und: "Die Hochschule boomt." Insgesamt 29 Indikatoren aus den Bereichen "Demografie", "Wohlstand und Soziale Lage ", "Arbeitsmarkt" sowie "Wettbewerb und Innovation" hat Prognos für seine Rangliste angewandt. Zudem werden die Indikatoren in die Dimensionen "Stärke" und "Dynamik" unterteilt. "Stärke" beschreibt den Status quo, den "Ist-Zustand" der Kommune. Hier liegt Zweibrücken bundesweit auf Rang 267. Der Teilindex "Dynamik", wo Zweibrücken 400. ist, macht deutlich, wie sich die Kommune im Zeitverlauf entwickelt hat. Zusammengerechnet liegt Zweibrücken auf Rang 317 - und damit im hinteren Viertel.

Pirmann mutmaßt, dass vielleicht auch die Schließung des Flughafens zu dem schlechten Ergebnis beigetragen hat. Grundsätzlich nehme er solche Studien schon ernst - "wenn etwas Vernünftiges drinsteht". Ansonsten gehe er in seinem Amt einfach "nach gesundem Menschenverstand" vor, betonte Pirmann.Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) rechnet nicht damit, dass Zweibrücken in absehbarer Zeit seinen Status als kreisfreie Stadt einbüßt. "Hoffentlich bleibt sie ewig kreisfrei", sagt er beim Merkur-Redaktionsgespräch anlässlich seiner Halbzeitbilanz.

In der nächsten Stufe der laufenden Kommunalreform und bis 2019 will das Land den Zuschnitt von Landkreisen und kreisfreien Städten wie Zweibrücken überprüfen und wenn nötig umstrukturieren. Zuletzt hatte sich Ende 2014 Ernst Beucher, Geschäftsführender Direktor des Landkreistags, für eine Einkreisung der Rosenstadt ausgesprochen. "Wir müssen weg von der Diskussion, dass alles besser wird, wenn wir einkreisen. Wenn man sich immer mehr aus der Fläche zurückzieht, ist das nicht gut", so Pirmann. Bürgerservice müsse dann auch zentralisiert werden, "und das ist immer schwieriger zu stemmen". Er sei skeptisch, ob etwa ein Jugendamt überhaupt derart zentralisiert werden könne - und noch mehr, ob man bei dem Prozess Geld spare. Reden müsse man indes über das Thema Lastenverteilung. "Die einen unterhalten die Schwimmbäder und die anderen lachen sich drüber tot", stellt Pirmann beispielhaft einen Widerspruch ungleich verteilter Kommunalbürden dar. Auch auf Bundesebene gebe es Schieflagen bei der Verteilung finanzieller Lasten. Den Solidaritätszuschlag für die neuen Bundesländer gebe es auch nach 25 Jahren immer noch. Dabei sei auch die strukturschwache Region um Zweibrücken nach der Konversion ähnlich hilfebedürftig. Pirmanns Fazit: "Die Kunst ist, aus dem Mangel noch das Beste zu machen und gleichzeitig Kritik einzustecken, was alles besser sein könnte.

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