Kommentar zur Diskussion um Lüftungsanlagen für Zweibrücker Schulen Lieber zielgenau treffen statt schnell daneben!

Zweibrücken muss beim Coronaschutz für Schulen das Rad nicht neu erfinden. Statt Schnellschüssen sollte man wissenschaftliche Ergebnisse analysieren.

 Kommentarkopf Lutz Fröhlich

Kommentarkopf Lutz Fröhlich

Foto: Robby Lorenz

Der Coronaschutz in Schulen ist ein äußerst sensibles Thema. Der Präsenzunterricht ist wichtig, weil das gemeinsame Lernen viel besser klappt, als wenn jede(r) alleine zuhause vorm Computer sitzt. Doch die Infektionsgefahr ist trotz Maskenpflicht natürlich stark erhöht, wenn man stundenlang mit 25 Leuten in einem Klassenraum sitzt. Verständlich, dass viele Eltern, Lehrkräfte und Schüler:innen da nach zusätzlichen Schutzmaßnahmen rufen. Ich bin aber froh, dass ich nicht in der Haut von Politiker:innen stecke, die darüber entscheiden müssen. Denn der Kosten-Nutzen-Effekt diverser technischer Lösungen ist auch wissenschaftlich hochumstritten. Bei manchen technische Lösungen könnte sogar die Gefahr bestehen, dass die Gesundheit der Kinder mehr statt weniger in Gefahr gerät, insbesondere wenn sie das (zugegebenermaßen unangenehme) Alle-20-Minuten-Stoßlüften ersetzen.

Der Zweibrücker Stadtrat sollte deshalb lieber der (zumindest aktuell noch) vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung folgen, dass Stoßlüften viel wirksamer ist, als alle Schulen sofort mit mobilen Luftfiltergeräte auszustatten, wie das die CDU fordert. Nicht wirklich besser ist der SPD-Vorschlag, in Zweibrücken erst mal wissenschaftliche Experimente durchzuführen, um die Wirksamkeit eines Systems zu testen, in das man dann später installiert. Warum sollte Zweibrücken hier das Rad neu erfinden? Bundesweit gibt es bereits zahlreiche Studien, weitere laufen. Statt aufwändig die x-te Studie hinzuzufügen, sollte man lieber die vorhandenen kritisch auswerten – oder noch besser die Analyse denen überlassen, die davon etwas verstehen, nämlich der mit Wissenschaftlern aus ganz Deutschland fachkundig besetzen „Kommission Innenraumlufthygiene“ des Umweltbundesamtes.

Nicht voreilig ad acta legen sollte Zweibrücken das „Pirmasenser Modell“. Auch ich bin zwar sehr skeptisch, ob der Viren-Abtransport so gut funktioniert wie erhofft und der Schnellschuss-Mut der Pirmasenser Politiker belohnt wird. Aber: Kauf- und vor allem Folgekosten wären deutlich günstiger als bei mobilen Luftfiltergeräten, die zudem wohl das Stoßlüften nur ergänzen statt ersetzen könnten. Deshalb sollte Zweibrücken auch auf belastbare Messergebnisse aus Pirmasens (und deren fachliche Diskussion) warten.

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