Schnatterinchen-Schöpferin Emma-Maria Lange ist tot

Potsdam · Generationen von Kindern haben die Figuren geliebt: Der Kobold Pittiplatsch und die Ente Schnatterinchen sind seit Jahrzehnten im „Sandmann“ zu sehen – noch immer. Nun ist die Schöpferin der Figuren gestorben.

 Schnatterinchen und Pittiplatsch wurden von Emma-Maria Lange für den Deutschen Fernsehfunk (DFF) geschaffen. Foto: Hubert Link/dpa

Schnatterinchen und Pittiplatsch wurden von Emma-Maria Lange für den Deutschen Fernsehfunk (DFF) geschaffen. Foto: Hubert Link/dpa

Foto: Hubert Link/dpa

"Ach, du meine Nase!": Die Schöpferin von Pittiplatsch und Schnatterinchen, Emma-Maria Lange, ist tot. Die 95-jährige Puppenmacherin starb bereits am 4. Mai in Potsdam an den Folgen eines Schlaganfalls. Ein Sprecher der Gemeinde Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark), ihrem letzten Wohnort, bestätigte gestern entsprechende Medienberichte. Die Bildhauerin hatte Schnatterinchen, Pittiplatsch und Herrn Fuchs einst im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks geschaffen - für die DDR-Kindersendungen "Meister Nadelöhr" und "Sandmännchen".

Pittiplatsch, der freche braune Kobold mit den wachen Augen und der Punkerfrisur, erschien am 17. Juni 1962 erstmals auf dem TV-Bildschirm. Die Stimme lieh ihm Heinz Schröder (1928-2009). Fast wären "Pitti" und sein bekannter Ausruf "Ach Du meine Nase!" wieder in der Versenkung verschwunden: "Nach zwei Folgen sollte Pitti weg, weil Lehrer und Erzieher in dem vorlauten Burschen kein Vorbild für die Kinder sahen", erzählte Schröder Jahre später. Doch nach einer Flut von Protestbriefen der kleinen Zuschauer ging "Pittiplatsch der Liebe" Heiligabend 1962 wieder auf Sendung - optisch leicht verändert und etwas weniger frech. Seine Freunde, die aufgeweckte Ente Schnatterinchen und den Hund Moppi, hielt er fortan ordentlich auf Trab. In hunderten kleinen Geschichten trieben die Freunde ihre Späße, bevor der Sandmann den Kindern Schlafsand in die Augen streute. "Das Schöne war, dass wir politisch nicht eingeengt waren", sagte Pittiplatsch-Stimme Heinz Schröder später. "Man konnte ja einem Fuchs schlecht ein Pionierhalstuch umbinden oder einem Kobold ein Abzeichen für gutes Wissen."

Das "Sandmännchen" ist eine von wenigen Sendungen aus dem DDR-Fernsehen, die es noch immer gibt - im KiKA, im RBB und im MDR. Pittiplatsch und Schnatterinchen bringen dort weiter regelmäßig am Wochenende die Kinder zum Staunen. Es handelt sich um Wiederholungen der DDR-Folgen, wie Anne Knabe von der "Sandmännchen"-Redaktion des RBB sagte. Es gebe "Pitti" sogar auf Sorbisch. Die Original-Puppen seien bei einer RBB-Tochterfirma gut geschützt aufbewahrt, berichtet Knabe.

Emma-Maria Lange, die den Spitznamen "Puppen-Lange" trug, kam im Jahr 1921 im württembergischen Wasseralfingen zur Welt. Sie studierte an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. 1958 gründete sie eine Puppenmanufaktur. Im hohen Alter schuf sie auch Skulpturen für den öffentlichen Raum - etwa die "Zille-Gören" für den Dorfplatz im brandenburgischen Stahnsdorf. Mit Bildnissen afrikanischer Frauen schlug sie später schließlich ganz neue Pfade ein. Im Landarbeiterhaus in Kleinmachnow am Stadtrand von Berlin waren im März in einer Ausstellung Bilder und Skulpturen von Lange zu sehen. Am 17. Mai soll dort ein Kondolenzbuch ausliegen.

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