Schlichten statt richten

Zweibrücken · Wenn zwei sich streiten, schlägt seine große Stunde: Christian Fochs ist dann als Zweibrücker Schiedsmann gefragt. Seit vergangenem September bekleidet der Ex-Fahrschullehrer dieses Ehrenamt. Meistens hat er es mit Nachbarschaftsstreitigkeiten zu tun.

 Christian Fochs. Foto: gda

Christian Fochs. Foto: gda

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Die Zweibrücker streiten sich selten. Zu dem Schluss kommt man jedenfalls, wenn man mit Christian Fochs spricht. Der CDU-Stadtrat und Ex-Fahrschullehrer ist seit vergangenen September Schiedsmann in der Rosenstadt. Seine Aufgabe ist es hier, bei Streitigkeiten zu schlichten und den Gang vors Gericht zu verhindern. Das Schlichtungsverfahren muss einem Gerichtsprozess manchmal auch vorgeschaltet sein. Zum Prozess kommt es dann nur, wenn eine Einigung ausbleibt, stattdessen eine sogenannte Erfolglosigkeitsbescheinigung ausgestellt wird.

In einem Schiedsverfahren vereinbart Fochs mit den Streitparteien - und oft ihren Anwälten - einen Termin an einem neutralen Ort, etwa dem Boulognezimmer im Zweibrücker Rathaus. Dann schlüpft der 63-Jährige in die Moderatorenrolle, lässt alle ihre Argumente vortragen und hilft dabei, einen Kompromiss zu finden. Dabei gelte "schlichten ist besser als richten", so der auf fünf Jahre gewählte Fochs.

2013 landeten acht Streitfälle auf dem Schreibtisch seines Vorgängers Jörg Eschmann, 2014 waren es 14, vergangenes Jahr acht, wovon Fochs vier übernahm. In drei Fällen sei eine Einigung erzielt worden. "Das hat aber nichts mit der Schiedsperson zu tun", relativiert Fochs. Die geringe Zahl an Verfahren führt er außer auf die Diplomatie der Rosenstädter darauf zurück, dass Schiedsverfahren eher unbekannt sind.

Meistens habe er es als Schiedsmann mit Nachbarschaftsstreits zu tun. In 50 bis 60 Prozent der Fälle gehe es darum, dass Grundstücksgrenzen überschritten wurden, Äste oder Hecken zu weit ins fremde Terrain ragten. "Der Rest dreht sich um Beleidigungen oder ehrverletzende Äußerungen. Auch Hausfriedensbruch war schon dabei, nur in seltenen Fällen spielt bei uns Gewalt eine Rolle", so Fochs. Anders sei das deutschlandweit, wie er seiner monatlichen Schiedsamtszeitung entnehme. Da sei schon von einem Fall berichtet worden, in dem jemand mit einer Axt erschlagen worden sei.

Wie ist die Atmosphäre, wenn die Streithähne aufeinander treffen? "Da wird schon mal lauter gesprochen", sagt Fochs. Denn oft hätten sich Probleme über Jahre hochgeschaukelt, ohne dass sie angesprochen worden seien. Mancher Zwist wurzele schon zu Lebzeiten von Opa und Oma. Da werfen sich die Parteien vor, etwas "schon immer" oder "schon damals" falsch gemacht zu haben. Würden die Probleme beim Termin erst einmal benannt, sei man teils nach fünf Minuten fertig.

Eine bestimmte Problemklientel aus sozialen Brennpunkten, die sich unentwegt streitet, kann Fochs nicht ausmachen. "Ein Berufsschullehrer wurde mal von der Mutter einer Schülerin beleidigt", nennt Fochs ein Beispiel, dass Schiedsfälle in allen gesellschaftlichen Schichten auftreten können.

Mit Ehrenämtern im juristischen Bereich kannte sich Fochs übrigens schon vor der Übernahme des Schiedsamts gut aus. Ehe der Stadtrat ihn vorgeschlagen und schließlich gewählt habe, war er Laienrichter (Schöffe) am Amtsgericht. "Ich habe ein gesundes Rechtsverständnis", sagt Fochs, der noch Theorieunterricht bei der Fahrschule "Hahn und Fochs" gibt und dort einspringt, wenn Not am Mann ist.

Sein wichtigstes Utensil ist das Protokollbuch - auch des Kostenüberblicks wegen. "Wenn eine Schlichtung erfolgreich ist, zahlt der Antragsteller des Schiedsverfahrens 20 Euro, bei Misserfolg zwölf Euro. Fochs erhält bei einem erfolgreichen Verfahren zwölf, bei Misserfolg sechs Euro. Und die Eröffnung des Schlichtungsverfahrens kostet den Antragsteller 35 Euro.

Erreichbar ist Christian Fochs jeden Donnerstag von 16 bis 17 Uhr im Rathaus, Schillerstraße, Zimmer 225, Telefon (0 63 32) 87 12 33.

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Auf einen BlickAußer Christian Fochs für Zweibrücken sind für die Region noch zwei andere Schiedspersonen benannt: Den Bezirk der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land vertritt Angelika Küttner (Tel. 0 63 72 / 57 27, Vertreterin Annegret Bucher, die auch Fochs vertritt). Für den Schiedsamtsbezirk Wallhalben der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben ist Gerda Reinfrank zuständig (Tel. 0 63 75 / 218, Vertreterin Heidi Paschen). red

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