Schauprozess auf der Bühne

Zweibrücken · Mit einem Theaterstück lassen die Autoren Wolfgang Ohler und Michael Dillinger den sogenannten Assisen-Prozess in Landau gegen die Organisatoren des Hambacher Festes literarisch wieder aufleben.

 Das Ensemble bei der Probe. Foto: Cordula von Waldow

Das Ensemble bei der Probe. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

"Zweibrücken ist das Bethlehem, wo die junge Freiheit in der Wiege liegt ...". Mit diesem Spruch von Heinrich Heine beginnt das Schauspiel "Freispruch!" rund um den wichtigsten Prozess in der deutschen Demokratie-Geschichte, um den Assisen-Prozess in Landau. Nicht im ehemaligen Gasthaus Ladenberger in Bubenhausen, sondern auf der Bühne der Aula in der ehemaligen Grundschule Nord in der Hofenfelsstraße erklingen diese Sätze wohl noch ein paarmal, bis sie im Foyer des Pfälzischen Oberlandesgerichts zum Bürgerfest am 19. September 2015 dann erstmalig offiziell vorgetragen werden.

Am Mittwoch probte das Team rund um die beiden Autoren Wolfgang Ohler und Michael Dillinger erstmals mit Kostümen und den ersten Fragmenten des geplanten Bühnenbildes. "Bringen Sie einmal zweieinhalb Wochen Gerichtsverhandlungen mit zahllosen Plädoyers in eine ansprechende und spannende Bühnenfassung", weist der Zweibrücker Autor und pensionierte Richter des Oberlandesgerichts, Wolfgang Ohler, gleich auf die Herausforderung hin. Das Justizministerium hatte die Idee, anlässlich der Feier "200 Jahre Oberlandesgericht Zweibrücken " ein Schauspiel rund um den sogenannten Assisen-Prozess im Nachklang an das Hambacher Fest aufzuführen. Den Zuschlag der öffentlichen Ausschreibung erhielt, gegen professionelle Theater , das Zweibrücker Autoren-Duo Wolfgang Ohler und Michael Dillinger. Keine kleine Aufgabe. Doch mit einer fiktiven Finte gelang es den beiden Bühnentextern, Historie, Information, Spannung und Unterhaltung sehenswert zu vereinen. Schauspielerin Silvia Bervingas, die unter anderem über "Tatort"-Erfahrung verfügt, ist nicht nur Regisseurin, sondern zugleich die Idealbesetzung der einzigen weiblichen Rolle als Wirtin im Gasthaus Ladenberger "Ein Glücksgriff - und zudem aus Zweibrücken ", bestätigen Ohler und Dillinger aus einem Mund. Deren Griff in die Trickkiste der Fiktion: Bei Ladenberg, dort, wo sich der "Deutsche Pressverein" erst kurz vor dem Hambacher Schloss gründete, treffen sich am 16. August 1833 der untergetauchte und eigentlich nach Frankreich emigrierte Rebell Friedrich Schüler, der Drucker Georg Ritter, der die Protokolle der Verhandlung veröffentlicht, und Franz Xaver Gabelsberger , der zum ersten Mal in der deutschen Rechtsgeschichte einen ganzen Strafprozess mit seiner Kurzschrift protokolliert.

Das Dichter-Duo Ohler und Dillinger tritt in Nebenrollen als trinkfeste Gäste auf. Nicht zuletzt die Mitwirkung des Zweibrücker Musikus Eckhardt Fischer als Protestsänger und die bekannten Revolutionslieder wie die Marseillaise und das Lied der Demokraten "Die Gedanken sind frei!" versetzen in die Zeit der großen Demokratiebewegung in Zweibrücken zurück.

"Wir proben nicht seit einem halben Jahr für einen einzigen Auftritt," macht Bervingas klar. Nicht zuletzt dank der Initiative von Kultur- und Verkehrsamtsleiter Thilo Huble, der das Schauspiel im Namen der Stadt höchst engagiert unterstützt hat, wird der "Freispruch!" im Assisen-Prozess nach Zweibrücken (an Stelle des historischen Landau) auch auf dem Hambacher Schloss abgehalten. Weitere Termine werden folgen. Auch für Vereine und Unternehmen ist das Ensemble buchbar.

Uraufgeführt wird das Stück am Samstag, 19. September, um 17 Uhr im Rahmen des Bürgerfestes im Zweibrücker Schloss.

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