Und die nimmt sie sich. Ihr Buch mit Weihnachtskurzgeschichten stand kurz vor der Veröffentlichung, doch die Künstlerin hielt es zurück. Rückblickend sagt sie: „Es fühlte sich nicht stimmig an.“ Nein, der Winter 2020 war keine Zeit, um nach außen zu gehen. Stattdessen zog sich die 45-jährige Zweibrückerin in sich zurück, verbrachte viel Zeit in der Natur, in ihrem Sarina-Inspirations-Schaukelstuhl bei einer Tasse Tee.

Die ohnehin eher auf Rückzug ausgerichtete Corona-Zeit empfand sie als „durchaus angenehm und inspirierend“. „Es wurde dadurch so Vieles in Frage gestellt, auch bei mir selbst.“ Was erfüllt mich? Schnell merkte die Pädagogin, die mit ihrer Jugendarbeit in ihrer „Jung-und-Bunt-Gruppe“ bereits zahlreiche Projekte realisierte: „Das ist definitiv (auch) das Schreiben.“ Sie gab ihrer eigenen Veränderung Raum, die in der Stille aus der Tiefe ihres Selbst geboren sein wollte. Zart und behutsam – wie die Texte ihrer teilweise erotischen Kurzgeschichten. „Magie der Nähe“ nennt sie das Buch, das daraus entstand.

Wie immer in ihren Büchern und Geschichten fängt sie auch hier den Zauber des Augenblicks ein, die Magie des Alltags und gibt Ungesagtem, ja, sogar Unbemerktem eine Sprache. Achtsamkeit für die scheinbar kleinen Dinge, die eine so große Kraft entfalten können – so wir sie wahrnehmen und es zulassen. Sarina Keller spürte: „Alles hat seine Zeit, Dinge ändern sich und mit ihnen die eigene Perspektive.“ Neue Prioritäten entstanden.

So schaue sie ihre ersten Bücher wie die „Sylter Strandkorbgeschichten“ heute aus einem ganz anderen Blickwinkel an. Davon wird es entsprechend eine zweite Neuauflage geben, mit weiteren Geschichten. Die Inspiration hierzu kam ebenfalls von ihrem neuen Verleger, dem Sylter Lars Schmidt. Gemeinsam mit ihm nahm die „Magie der Nähe“ Gestalt an. Was die vielfach begabte Künstlerin besonders begeistert: „Ich durfte mein Cover selbst gestalten.“ Mit einer eigenen Zeichnung, die genau das ausdrückt, was das Buch aussagen will. In flammendem Rot, voller leidenschaftlich loderndem Feuer. Trotz aller Zartheit. Sie sagt: „Ich erfahre dort eine tolle Wertschätzung. Das ist sehr wertvoll!“

Für den neuen Verlag Klaar Kiming war dies ebenfalls ein Schritt in eine neue, ganzheitliche Richtung. Das Weihnachtskalendergeschichtenlesebuch wird zum Advent hin erscheinen. Neben weiteren Geschichten befinde sich das Coverbild noch im „Geburtskanal“ und auch der Titel steht bislang rein als Arbeits-Name.

Über das Malen mit Pastellkreide kam die Mutter zweier fast erwachsener Kinder dann zu einem völlig neuen Genre. Über den leuchtend orangefarbenen Kürbis und die goldige Schnecke Kami darauf entstand Sarina Kellers erstes Kinderbuch. Ein Ermutigungs-Buch, das dazu einlädt, mutig die bekannte, so sicher scheinende, eigene kleine Kürbis-Berg-und-Tal-Welt zu verlassen, um Abenteuer zu erleben, die nur außerhalb möglich sind. Trotz „Dreh-Strudel-Wirbel-Kopf“ und um daran zu wachsen und zu sich selbst zu finden. Etwas, das Sarina Keller über das Schreiben erlebt. Sind doch der Phantasie Flügel gewachsen, die alle Grenzen überwinden helfen.

Was ihr in der Zeit der Corona-Maßnahmen allerdings fehlte, waren ihre Lesungen, der Austausch mit den Menschen über ihre Gedanken, ihre Werke, ihre Perspektive, die Welt und das Leben. Liegt doch ihre besondere Stärke darin, Synergien zu erzeugen zwischen der Autorin, der Vorleserin und ihrem Publikum, das sie mit ihrer Stimme spielend einlädt in die Welt ihrer Gefühle und Wahrnehmungen.

Doch auch diese Zeit der Außen-Blockade scheint überwunden. Bereits Anfang März luden Sarina Keller und der Niederauerbacher Musiker Andreas Peter zu einer „Musikalischen Lesung“ ein. Jüngster Termin war vergangenen Freitag in der Evangelischen Kirche in Rieschweiler.  

„Magie der Nähe – Kurzgeschichten“, Sarina Keller, Klaar Kiming Verlag, 176 Seiten, kartoniert 12,90 Euro, als e-Book 9,99.