Sarina Keller und Andreas Peter Magie aus Wortmalerei und Rhythmus

Rieschweiler-Mühlbach · Mit ihrem in perfekter Harmonie aufeinander abgestimmten Gleichklang der Künste aus Wort und Rhythmus verzauberten die Zweibrücker Autorin Sarina Keller und der Niederauerbacher Musiker Andreas Peter ihre Zuhörer in ihrer musikalischen Lesung in Rieschweiler.

 Andres Peter und Sarina Keller verzauberten ihr Publlikum in der evangelischen Kirche in Rieschweiler. Mit seinen verschiedenen Percussion-Instrumenten nahm der Musiker jeweils die Stimmung der Texte von nachdenklich über zart angedeutete Erotik bis hin zu tiefgründing-witzig auf.

Andres Peter und Sarina Keller verzauberten ihr Publlikum in der evangelischen Kirche in Rieschweiler. Mit seinen verschiedenen Percussion-Instrumenten nahm der Musiker jeweils die Stimmung der Texte von nachdenklich über zart angedeutete Erotik bis hin zu tiefgründing-witzig auf.

Foto: Cordula von Waldow

Erwartungsvolle Stille herrschte in der mit vielen Kerzen und Laternen stimmungsvoll erleuchteten Kirche in Rieschweiler. Klänge und Rhythmen aus dem „Off“ der Empore näherten sich dem Altarraum und versetzten alles in Schwingung, zentrierten im „Hier und Jetzt“ und leiteten einen magischen Abend ein. Eine gute Stunde lang brachten die Zweibrücker Autorin Sarina Keller und der Niederauerbacher Musiker Andreas Peter in ihrer musikalischen Lesung „Magie der Nähe – im Rhythmus-Zauber“ mit Wort und Ton das Innere ihrer Zuhörer zum Klingen.

In ihrem Gedicht „Worte“ ließ Sarina Keller fühlen, spüren, verstehen, welche Magie von Worten ausgeht. Magie, die erweckt wird durch „Worte, die dich sehen“, „Worte, die dich spiegeln, die an deine Grenzen kratzen“. Sanft und leise, nach innen führend, ließ die afrikanische Trommel Schwingungen wie feine Spiralen aufsteigen – perfekt aufeinander eingespielte Künste im Gleichklang.

In „Morgenmelodie“ versinkt ein verliebtes Paar nach einer Firmenfeier im Tanz seiner eigenen, inneren Musik, vollständig, ungeachtet der lautstark aufräumenden Kellner und der ersten Strahlen der Morgensonne, die sie auf der Tanzfläche begrüßen. Dazu passend spielte Andreas Peter auf dem Klavier im Kirchenraum eine Romanze, die in jazzigen Improvisationen das Spiel der Körper nachempfinden ließ. Programm-Musik und Gänsehaut pur. Magie der Nähe zu sich selbst.

„Wenn wir diese Magie zelebrieren, fühlen wir uns oft noch unsicher“, leitete die Autorin im roten Outfit über zu ihrer zarten Romanze von der roten Corsage unter dem Titel „Corsagiert“. „Auf dem Weg zu einem Geschäftsmeeting mit einem stimm-erotischen Gesprächspartner hatte sie diesen Traum von Weiblichkeit in einem Schaufenster entdeckt.“ Mit ihrem wortmalerischen Bild im Spiel beschreibender Adjektive, ihrer regelrecht szenischen Lesestimme und ihrer formgebenden Körpersprache, inspirierte Sarina Wolf in den rund 30 an ihren Lippen hängenden Zuhörern das innere Kopfkino. „Lange Zeit hatte sie immer wieder die rote Corsage in der Auslage bewundert, bis sie sich das Herz fasste und sich diesen Traum an Erotik gönnte, um gemeinsam mit ihr Körpergenuss und glückliche Stunden zu zelebrieren.“

Mit witzigen Zwischenbemerkungen wie „das macht man doch nicht“ bei empört hochgezogenen Augenbrauen erinnerte Sarina Keller fast kabarettistisch an gesellschaftliche Vorurteile. „Gelebte Liebe ist, wenn zwei Seelen sich anlächeln“, erinnerte sie in ihrer dem Lesungsort entsprechend ausgewählten Kurzgeschichte „Man könnte es auch Glauben nennen.“ Darin ging es um Werte, die man sich auch wünsche in einer Kirche zu finden: Glauben, Lieben und Vertrauen.

Mit seiner großen Trommel versetze Andreas Peter passend alle Energiezentren im Körper in Schwingung. Mit dem sanften, filzumhüllten Schlegelkopf beginnend, steigerte er die Vibration bis hin zum kraftvollen Einsatz des Holzstils regelrecht ekstatisch – eine wundervolle Fortführung und Ergänzung der zart angedeuteten Text-Erotik.

Zum Abschluss erklärte die Autorin den Unterschied zwischen „Schubladen“ und „Schachteln“: Während Schubladen(-Denken) Vorurteile beherbergen, wird Wertvolles in schönen Schachteln aufbewahrt.

Mit hinreißender Loungemusik lud Andreas Peter in seiner Abschluss-Improvisation ein zum persönlichen Austausch bei einer Tasse Tee im angrenzenden Martin-Luther-Haus. Marie Wagener fand besonders schön, dass an diesem Abend „alle Sinne angesprochen wurden, vom Räucherstäbchenduft beim rhythmischen Einzug bis zu dem Zusammenspiel von Ruhe und Bewegung in der sehr stimmungsvollen Kirche“. Ihrer Mutter Claudia Wagener gefiel besonders, dass „jeder aus dem Text etwas für sich herausholen und die eigenen Fantasien spielen lassen konnte“. Sie sagte: „Ich bin bei mir angekommen durch die Musik, fühle mich geerdet und konnte mich so richtig fallen lassen.“

Pfarrerin Silke Gundacker, die liebend gerne ihre Kirche für den inspierierenden Abend geöffnet hatte, freute sich besonders über die persönliche Begegnung, die nicht nur sie in den letzten beiden Jahren erheblich vermisst hatte.

Sarina Keller, Magie der Nähe, ISBN 9783986030001, Taschenbuch, 176 Seiten, Klaar Kiming Verlag, 12,90 Euro.

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